Silhouette der Gethsemanekirche im abendlichen Himmel

08 Gethsemanekirche und die Protestbewegungen 1989

Die Gethsemanekirche steht im Viertel "Prenzlauer Berg". Es ist eine evangelische Kirche. Sie ist über hundert Jahre alt und war lange Zeit ein ganz normales Gotteshaus. Bis sie 1989 berühmt wurde.

In den 1980er Jahren beginnen die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), ihr Land zu kritisieren. Sie fordern Meinungsfreiheit: Sie wollen die Freiheit haben, das zu sagen, was sie wirklich denken. Viele schließen sich zusammen und bilden Gruppen. Aber wo können sich diese Menschen treffen, um zu diskutieren? Denn es ist gefährlich, offen seine Meinung zu sagen. Überall kann jemand vom Staat zuhören.

In Berlin treffen sich viele Menschen in der Gethsemanekirche. In der DDR sind Kirche und Religion nicht verboten. Aber der Staat mag die Kirchen nicht. Doch in den Kirchen kann man in Ruhe zusammen sein und mit anderen Leuten diskutieren. Die Leute feiern auch zusammen Gottesdienste. Seit dem 2. Oktober 1989 ist die Gethsemanekirche Tag und Nacht geöffnet.

Frau zündet Kerze an
Mahnwache in der Gethsemanekirchenull picture-alliance / epd

Es gibt Mahnwachen – stille, ruhige Versammlungen für Freiheit und Frieden. Vor der Kirche stehen viele brennende Kerzen. Es gibt immer mehr Demonstrationen und große Versammlungen. Die Polizei der DDR heißt Volkspolizei. Am 7. Oktober 1989 gibt es eine große Demonstration. Dieser Tag ist auch der Nationalfeiertag der DDR. Die Polizei versucht, diese große Demonstration mit Gewalt zu stoppen. Viele Leute flüchten vor der Polizei und finden Schutz in der Gethsemanekirche. Hier sind sie sicher. Hier haben sie keine Angst. Nicht weit von der Gethsemanekirche finden die Feiern zum Nationalfeiertag statt. Die DDR wird an diesem Tag 40 Jahre alt – aber die Bürger mögen diesen Staat nicht mehr.

Am 9. November 1989 erreichen die Bürger der DDR ihr Ziel: Die Mauer ist offen. Aber was passiert jetzt? Wie soll es weitergehen? In der Gethsemanekirche treffen sich immer mehr Menschen und sie reden. Die Kirche ist jetzt der Treffpunkt der neuen Bürgerbewegung. Diese Bewegung möchte die politische Zukunft gestalten, aufbauen. Die Gruppen heißen zum Beispiel Neues Forum und Demokratie jetzt. In den 1990er Jahren bilden die verschiedenen Gruppen eine Partei: Bündnis 90.