Ägypten vor der Zerreißprobe
Das ägyptische Militär hat angekündigt, die Protestcamps der Anhänger des entmachteten Präsidenten Mursi zu räumen. Wegen der immer größer werdenden Menge musste es seine Pläne ändern. Die Situation könnte eskalieren.
Situation in Kairo spitzt sich zu
Tausende Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi haben sich in der ägyptischen Hauptstadt Kairo in zwei Protestlagern versammelt. Trotz der angekündigten Räumung der Camps durch das Militär wollen sie nicht nachgeben.
Frauen und Kinder als Unterstützung
Die Demonstranten holen vermehrt ihre Frauen und Kinder in die Protestlager. Sie wollen es dem Militär so schwer wie möglich machen, die Camps zu räumen. Erster Erfolg: Die für Montag geplante Räumung der Camps wurde vorerst verschoben.
Verschanzt hinter Sandsackbarrieren
Die Protestcamps, wie vor der Rabaah al-Adawiya Moschee in Kairo, werden von den Islamisten immer stärker aufgerüstet. Sandsackbarrieren und zusammengeschweißte Stahlwände sollen vor Angriffen der Armee schützen.
Militär hält sich zurück
Aus Sicherheitskreisen hieß es, die ursprünglich für Montag geplante Räumung der Protestlager werde möglicherweise doch erst später erfolgen, wenn weniger Demonstranten auf den beiden Plätzen in der Innenstadt sind.
Für Mursis Wiedereinsetzung
Die Hauptforderungen der Demonstranten vor der Rabaa-al-Adawija-Moschee und auf dem Nahda-Platz nahe der Universität sind die Wiedereinsetzung des Präsidenten, des Parlaments und die Reaktivierung der Verfassung. Ihrer Ansicht nach ist Mursi das wahre Staatsoberhaupt. Deshalb lehnen sie Gespräche mit der Übergangsregierung ab.
"Wo ist meine Wahlstimme geblieben?"
Über den Eingangstoren zu den Lagern hängen Porträts des abgesetzten Präsidenten und bunte Protestbanner. Darauf sind Fragen zu lesen wie "Wo ist meine Wahlstimme geblieben?" Mursi war der erste vom Volk gewählte ägyptische Präsident. Aber auch nach seiner Wahl vor rund einem Jahr hatte es landesweite Proteste gegeben.
Protestcamp mit Infrastruktur
In den Protestcamps leben Zehntausende in selbstgebauten Zelten. Es gibt unter anderem eine Bäckerei, und in einer Moschee wurde ein Pressezentrum eingerichtet. Dort halten sich zahlreiche hohe Funktionäre der Islamisten auf.
Vermittlungsversuche gescheitert
Er ist nach Mursis Sturz seit Anfang Juli der Übergangspräsident Ägyptens: Adli Mansur. Versuche unter anderem der EU und der USA, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln, sind erst jüngst wieder gescheitert. Dass es zu keinem Dialog kommt, daran gibt Mansur allein den Muslimbrüdern die Schuld.
Ruhe vor dem Sturm?
Die Situation in Ägypten ist verfahren. Keine der beiden Seiten ist zu einem Einlenken bereit. Die Zeichen stehen auf Sturm. Die bisherige Ruhe erscheint vielen Beobachtern als trügerisch.