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Älteste Werkzeuge der Welt entdeckt

Judith Hartl21. Mai 2015

Archäologen entdeckten in Kenia 3,3 Millionen Jahre alte Steinwerkzeuge. Eine Sensation? Womöglich. Sollten sich die Vermutungen der Forscher bestätigen, müsste die Evolutionsgeschichte des Menschen umgeschrieben werden.

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Älteste Steinwerkzeuge entdeckt
Bild: picture-alliance/dpa/Nature/MPK-WTAP

Prähistorisches Werkzeug erkennt man nicht immer auf den ersten Blick. Manchmal auch nicht auf den Zweiten. Oder Dritten. So muten auch die jetzt in Kenia - westlich des Turkana-Sees - gefundenen sandigen Brocken erst einmal nicht wie Werkzeuge an. Doch die Entdecker, Forscher der Stony Brook University in New York, sind sich sicher, dass die Steine mit den scharfen Kanten nicht auf natürlichem Weg entstanden sein können, sondern durch gezieltes Aneinanderschlagen. Auch diese Meldung wäre erst einmal keine Sensation, wenn da nicht das Alter wäre: So sollen die gefundenen Steinwerkzeuge vor 3,3 Millionen Jahre hergestellt worden sein, also sehr lange bevor die Gattung Mensch - Homo - vor rund 2,5 Millionen Jahren auf der Erde herumstreifte.

In diese Zeit datierten Archäologen bislang auch die ältesten Steinwerkzeuge. Die bislang ältesten Funde stammen aus Ostafrika, die meisten aus der Oldovai-Schlucht in Tansania. Nach diesem Fundort benannten Wissenschaftler diese Kultur - Vertreter der Oldowan-Kultur waren unsere direkten Vorfahren: Homo rudolfensis, Homo habilis, Homo erectus und Homo ergaster. Bislang waren sich Forscher einig, dass erst sie die geistigen Fähigkeiten besitzen konnten, scharfkantige Werkzeuge aus Geröll herzustellen.

Die nun entdeckten Steinwerkzeug-Funde aus Kenia sind jedoch mindestens 800.000 Jahre älter als die ältesten Funde aus der Oldowan-Kultur und könnten bisherige wissenschaftliche Lehren auf den Kopf stellen. "Die Werkzeuge können uns eine Menge über die geistige Entwicklung unserer Vorfahren erzählen", erklärt Sonia Harmand von der Stony Brook University.

Werkzeuge brauchen Hirnleistung

Stimmen die Analysen der Wissenschaftler, dann hätten schon wesentlich ältere Vorfahren des Menschen ein recht weit entwickeltes Gehirn besessen. Denn auch wenn die jetzt entdeckten Steinwerkzeuge technisch weniger ausgefeilt sind als die Oldowan-Funde, ist für die Herstellung von Werkzeugen eine bestimmte Kontrolle der Handmotorik nötig. Diese könnte also schon vor rund 3,3 Millionen Jahren entstanden sein, mutmaßen die Wissenschaftler.

Interessant ist auch, dass Wissenschaftler 1999 - ganz in der Nähe der jetzt entdeckten Steinwerkzeuge - einen Schädel und andere Überreste eines 3,3 Millionen Jahre alten Vormenschen (Kenyanthropus platytops) ausgegraben hatten. War er der Werkzeugmacher? Das könnte sein, muss aber weiter untersucht und analysiert werden. Vermutungen, die auf einem einzelnen, isolierten Fund basieren, sind nur ein Anfang.