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Cool statt öko

Svenja Üing13. Mai 2008

In den 1970er Jahren erkannte man so genannte Ökos am Schlabberlook. Nach heutigen Mode-Maßstäben ein No Go. Zwei Jungunternehmer aus Köln suchen die Kombination - aus hippen und trotzdem fair produzierten Klamotten.

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Made by armedangels - Faire Mode von den "Bewaffneten Engeln"
Made by armedangels - Faire Mode von den "Bewaffneten Engeln"Bild: Falco Peters

Auf Anton Jurinas T-Shirt ist im Grafitti-Stil in fetten Buchstaben – in den Farben Blau, Apricot und Pink – der Schriftzug "armedangels" gedruckt. Armedangels, das ist der Name der Textil-Firma, die Anton Jurina gemeinsam mit seinem Studienkollegen Martin Höfeler Anfang 2007 gegründet hat. Der Name des Unternehmens ist Programm.

Denn sie seien die bewaffneten Engel, sagt Anton Jurina, und die Engels-Ikone mit Pfeil und Bogen in der Hand soll eine stilvolle Variante eines Robin Hood darstellen, die gegen die vorherrschenden Bedingungen in der Textilindustrie kämpft. Armedangels soll nicht einfach eine Gegenbewegung sein, sondern eine Alternative bieten.

Ohne Pestizide, ohne Kinderarbeit

Das klingt nach Sozialromantik. Doch hinter dieser Utopie steckt ein gut durchdachtes Unternehmenskonzept. Die armedangels legen Wert auf ethisch und ökologisch "saubere Mode", auf Mode also, die unter fairen Arbeitsbedingungen produziert wird und nicht zu Lasten der Umwelt geht: Ihre T-Shirts und Sweatshirts werden aus pestizidfreier Baumwolle hergestellt, die Näherinnen erhalten einen angemessenen Lohn für vertraglich geregelte Arbeitsstunden, Kinderarbeit ist Tabu. Deshalb tragen die Produkte auch das weltweit bekannte Fairtrade Siegel.

Entwicklungshilfe mit fairen Produkten

Außerdem fließt pro verkauftes Shirt ein Euro in das Hilfsprojekt "Pratham", erzählt Martin Höfeler. Die Idee: Entwicklungshilfe wird dort geleistet, wo das Unternehmen produziert. Es werden Mütter aus der Gegend zu Lehrerinnen ausgebildet, um flächendeckend die Zahl der Kinder, die nicht lesen und schreiben können, zu verringern.

Gar nicht brav und öko, sondern hipp und trotzdem fair - T-Shirts von armedangels
Gar nicht brav und öko, sondern hipp und trotzdem fair - T-Shirts von armedangelsBild: Falco Peters

Gestartet haben Anton Jurina und Martin Höfeler zu zweit. Als sie im Sommer 2007 in ihr Büro einzogen, waren sie schon zu fünft. Mittlerweile arbeiten hier ein Dutzend junge Frauen und Männer, geschätztes Durchschnittsalter Mitte zwanzig.

Promis werben für die exklusiven Öko-Shirts

Neben ihrem sozialen Engagement setzen die armedangels auf Individualität. 30 verschiedene Shirts haben sie bis heute auf den Markt gebracht, jedes einzelne limitiert auf weltweit 2.000 Stück. Als Gegenentwurf zur globalen Massenware.

Noch arbeiten die beiden jungen Geschäftsführer bis zu sechzehn Stunden am Tag – und der Gewinn liegt unter dem, was sie früher für ihre Studentenjobs bekommen haben. Doch es geht aufwärts, das Medieninteresse in Deutschland ist groß und das liegt auch daran, dass sie auf bekannte Zugpferde für ihre Werbung setzen. Ein gutes Dutzend handverlesener deutscher Promis werben für die Öko-Shirts – einfach indem sie sie tragen. Darunter Schauspieler Jürgen Vogel, MTV-Moderatorin Johanna Klum, die Band Zweiraumwohnung und Sänger Thomas D.

Cool statt öko

Der Zweck: Diese authentischen stehen für politisches, gesellschaftliches oder soziales Engagement, haben nebenher noch einen gewissen Bekanntheitsgrad – und natürlich Stilbewusstsein.

Am Anfang konnten die Kunden die Kleidung der armedangels übrigens ausschließlich im Internet bestellen, doch nach und nach liegen die Shirts auch in den Regalen einzelner Läden. Während die meisten jungen Kunden nach wie vor preiswerte Massenware kaufen, gibt es eine wachsende Gruppe, die auf ethisch saubere Kleidung setzt, meint Olivia Simon, die demnächst einen Concept Store in Köln eröffnet. Und die seien auch bereit, mehr dafür zu zahlen. Einzige Voraussetzung für die Ökos von heute: Im Gegensatz zu den 1970er und 80er Jahre sollen die Shirts zwar öko sein, aber nicht öko aussehen. Denn die Jungunternehmer sind überzeugt: Etwas Gutes zu tun ist nicht mehr einfach nur öko, es ist hipp und es ist cool.