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Ölpreis im freien Fall

20. November 2008

So tief stand der Ölpreis zuletzt im Mai 2005: Bei rund 50 Dollar. Hauptgrund: Die Wirtschaftskrise. Rohstoffexperten warnen jedoch vor einer Erdölverknappung spätestens 2020.

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Mehrere Ölscheichs in einem Sitzungssaal. Quelle: DPA
Schlechte Nachrichten für die Scheichs: Der Ölpreis sinkt auf rund 50 DollarBild: picture-alliance/ dpa

An der Rohstoffbörse in London kostete ein 159-Liter-Fass Rohöl (ein Barrel) der Nordseesorte "Brent" am Donnerstag (20.11.2008) rund 50 Dollar. Ein Fass der US-Sorte "West Texas Intermediate" lag ebenfalls bei knapp 50 Dollar. Zuletzt wurde dieser Stand im Mai 2005 erreicht. Im Vergleich zum Höchststand von 147 Dollar im Sommer diesen Jahres sank der Ölpreis um Zwei-Drittel.

Experten sehen mehrere Gründe für die Talfahrt: die Sorge über das Schicksal der großen US-Automobilkonzerne, die steigenden Arbeitslosenzahlen sowie die zunehmenden Lagerbestände an Rohöl und Benzin in den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt. Auch fahren die Amerikaner wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise weniger Auto. Das US-Energieministerium gibt in seinem Bericht über die Energiereserven im Land vom Mittwoch (19.11.2008) an, im gesamten Land sei die Nachfrage dramatisch gesunken.

Ölpreis 2009 noch tiefer?

Aber es gibt noch einen weiteren Grund. Nach Angaben der Rohstoffexpertin Dora Borbély von der DekaBank setzen auch immer mehr Investoren an den Ölmärkten auf fallende Preise. Eine derart ausgeprägte Mehrheit habe es zuletzt vor drei Jahren gegeben.

Und die Spekulanten könnten Recht behalten. Nach Angaben der Deutschen Bank könnten die Preise im kommenden Jahr auf rund 40 Dollar pro Barrel fallen. Ebenso sieht es das Londoner "Zentrum für Weltweite Energiestudien" (CGES): Nach einem Bericht vom Dienstag wird die Nachfrage nach Energie weltweit im kommenden Jahr auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren fallen.

Deutsche Zapfsäule mit vier Zapfhähnen. Quelle: DPA
Die Autofahrer in Deutschland freut es: Die Treibstoffpreise sind um fast 40 Cent seit dem Sommer gesunken.Bild: AP

Des einen Freud, des anderen Leid

Die Autofahrer freut es. An deutschen Tankstellen kostete der Liter Super zu Wochenbeginn knapp 1,18 Euro, der Liter Diesel rund 1,16 Euro. Weniger Freude empfinden die Erdöl produzierenden Staaten der OPEC und die Ölkonzerne.

Die OPEC-Staaten treffen sich Ende des Monats zunächst zu informellen Gesprächen in Kairo, für den 17. Dezember wurde ein offizielles Treffen in Algerien anberaumt. Entschieden werden soll dann über eine Kürzung der Fördermenge. Aber bereits jetzt müssen Ölkonzerne sehen, wie sie das geförderte Öl lagern.

Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Kreisen der Schifffahrtsbranche, dass Konzerne wie Royal Shell Durch und Koch Supertanker buchten, die zehn Millionen Barrel Rohöl lagern könnten - mehr als eine Tagesproduktion Saudi Arabiens.

Warnungen vor einer Erdölverknappung

Trotz der momentanen Situation warnt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover davor, das Erdöl werde langfristig ein knappes Gut. Im vergangenen Jahr seien die Reserven mangels neuer Ölfelderfunde nicht weiter gewachsen. Auch hätte die Förderung erstmals seit 2003 nicht gesteigert werden können.

"Erdöl wird der erste Energierohstoff sein, bei dem eine echte Verknappung durch die Endlichkeit der Ressource spürbar wird", sagte BGR-Präsident Hans-Joachim Kümpel. Bereits 2020 könnte die Erdölförderung an ihr Limit gelangen. Bei den Erdgasreserven sehe es besser aus. Dort sei der absehbare Bedarf noch über Jahrzehnte gedeckt. Allerdings, so Kümpel, werde die Tatsache, dass sich mehr als zwei Drittel der weltweiten Öl- und Gasreserven im Nahen Osten und Russland befänden, "Auswirkungen auf Fragen der Diplomatie" haben. (hy)