1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ölpreise fallen auf neues Tief

6. Januar 2016

Experten hatten zum Jahreswechsel wegen des Streits der Ölförderer Saudi-Arabien und Iran auf steigende Ölpreise getippt. Doch das aktuelle Überangebot drückt den Preis auf ein Elfeinhalb-Jahrestief.

https://p.dw.com/p/1HZRa
Deutschland Inflationsrate Symbolbild
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Der Verfall der Ölpreise hat am Mittwoch Fahrt aufgenommen: Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 4,4 Prozent auf 34,83 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit so wenig wie zuletzt am 1. Juli 2004.

US-Leichtöl der Sorte WTI notierte mit 34,80 Dollar 3,3 Prozent schwächer. Der Ölboom in den USA hat maßgeblich zum Preisverfall bei dem Rohstoff beigetragen, das im Juni 2014 noch rund 115 Dollar gekostet hatte.

Großes Angebot + Niedrige Nachfrage = Fallende Preise

Zudem hatte die Opec, die Organisation der erdölexportierenden Staaten, anders als in früheren Jahren nicht die Produktion gedrosselt, um damit die Preise zu stützen. Vielmehr fördern die Mitglieder des Kartells weiter mehr Öl als an den Märkten nachgefragt wird.

Weitere schlechte Signale aus China erhöhten in der Nacht den Druck auf die Preise. Die Stimmung in den chinesischen Dienstleistungsunternehmen blieb im Dezember nach einer Umfrage des Wirtschaftsmagazins "Caixin" unerwartet schwach.

Der gesamte Einkaufsmanagerindex unter Berücksichtigung auch der Industrie rutschte ab. Schlechte Nachrichten zur chinesischen Wirtschaft drücken tendenziell auf die Ölpreise, weil sie die Erwartungen der künftigen Nachfrage verringern. Dazu rechnen Experten mit anhaltend hohen Beständen.

"In diesem Fall ist alles möglich"

Zum Jahreswechsel war noch spekuliert worden, dass der Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran den Ölpreis anschieben könnte. "Konflikte zwischen wichtigen Ölexportländern wirken am Markt grundsätzlich eher preistreibend, weil sie die Produktion dämpfen könnten", hatte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg erklärt, doch einschränkend hinzugefügt: "In diesem Fall ist aber alles möglich. Denkbar wäre, dass Saudi-Arabien bei der Ölförderung noch eine Schippe drauf legt, um dem Iran zu schaden."

Heute schreiben die Analysten der Commerzbank: "Die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wird von der Mehrheit der Marktteilnehmer negativ für den Ölpreis gesehen, weil dadurch eine gemeinsame Linie der OPEC zum Abbau des Überangebots unwahrscheinlich wird." Nach dem Ende der Sanktionen gegen den Iran wird bald mit einer Wiederaufnahme der Ölexporte durch die Islamische Republik gerechnet.

In der Tat ist seit der Eskalation des Streits zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran über den Jahreswechsel der Ölpreis um fast acht Prozent gefallen. Aktuell erwarten viele Börsianer, dass Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölexporteur, seine Fördermengen nicht senken wird. Riad befürchtet offenbar, andernfalls seinem politischen und religiösen Erzrivalen Iran Platz am Markt zu machen.

Angst vor militärischen Konflikten

Laut Experten sind mögliche anhaltende Folgen des politischen Streits auf die weitere Entwicklung am Ölmarkt noch unklar. Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, sagte, dass eine weitere Eskalation schwerwiegend wäre: "Eine direkte militärische Auseinandersetzung der beiden Hegemonialmächte des Mittleren Ostens hätte gravierende Auswirkungen auf das globale Ölangebot."

Von der Unsicherheit profitiert erneut der Goldpreis, der 2015 das dritte Jahr in Folge mit Verlust geschlossen hatte. Die Feinunze verteuerte sich um ein Prozent auf 1088,05 Dollar. Die Krisenwährung sei auch angesichts des Atomtests von Nordkorea gefragt gewesen, sagten Analysten. Nach eigenen Angaben hat das Land eine Wasserstoffbombe getestet, was international auf scharfe Kritik stieß.

dk/sc (dpa, rtr)