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Überall ist Karneval

Wolter v.Tiesenhausen8. Februar 2002

Überall ist Karneval. Nur in Berlin will es nicht so recht klappen mit dem jahreszeitlich eingegrenzten Frohsinn. DW-Korrespondent Wolter v.Tiesenhausen erläutert.

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Zwar haben sich rheinische Emigranten redlich bemüht, die Berliner für Pappnasen und Konfetti zu erwärmen, sie mit Stimmungsliedern und wohligem Schunkeln, mit bunten Kostümen und närrischem Gejuchze vertraut zu machen. Doch angekommen sind sie bisher damit nicht. Den Karnevalszug vom Reichstag bis zum Roten Rathaus finden die Berliner zwar ganz witzig, aber etwas Besonderes ist es nicht.

Schließlich gibt es im Sommer die Love Parade, die Umzüge der Schwulen und Lesben oder den Karneval der Kulturen. Und das alles bei wesentlich angenehmeren Temperaturen. Zudem ist Karneval nur ein paar Wochen im Jahr. Der Berliner aber, der den Superlativ über alles liebt, hat es gern etwas reichlicher. Zudem ist er unterhaltungsverwöhnt. Was ist schon eine rheinische Büttenrede im Vergleich zu so manchem Politikerauftritt. Kein Tanzmariechen kann so flott springen, wie auf Berlins politischen Bühnen die Themen wechseln. Eben war es noch die Pirouetten der Gesundheitsministerin, über die das Publikum staunte, dann verwirrte der Verteidigungsminister mit seinen haushaltspolitischen Jongleurkünsten. Ihn löste der Innenminister ab, der ständige neue V-Leute aus den vielen Taschen seines Kostüms zieht. Zur Stunde erheitert ein unfreiwilliges Trio aus Arbeitsminister, Staatsminister im Kanzleramt und Präsident der Bundesanstalt für Arbeit das Publikum. Zugaben - da kann man ganz sicher sein - wird es reichlich geben.