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Überraschender Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex

27. Januar 2009

Er gilt als Indikator des Zustands der deutschen Wirtschaft: der Geschäftsklimaindex des Münchener ifo Instituts. Im Januar ist er entgegen Experten-Voraussagen gestiegen. Mehr als ein Silberstreif am Horizont?

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Logo des ifo Instituts (Quelle: ifo Institut für Wirtschaftsforschung)
Das ifo Institut in München veröffentlicht jeden Monat den GeschäftsklimaindexBild: ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Der Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, dass die deutschen Unternehmen nicht ganz so schwarz in die Zukunft schauen. Allerdings ist die Aussagekraft der Indexentwicklung nicht so eindeutig, wie es zunächst aussieht. Insgesamt stieg der Index zwar von 82,6 auf 83,0 Punkte. Aber er besteht aus zwei Teilen. So beurteilten die befragten 7000 Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage erneut schlechter als im Vormonat, der Teilindex sank weiter um zwei auf 86,8 Punkte. Andererseits verbesserten sich die Erwartungen für das kommende halbe Jahr. Dieser Teilindex stieg von seinem Tiefstand von 76,9 auf 79,4 Punkte.

Indexentwicklung bedeutet kein Ende der Rezession

"Diese Entwicklung bedeutet ein Fünkchen Hoffnung, aber noch keine Wende." Mit diesen Worten kommentierte der Leiter der ifo-Konjunkturforschung, Kai Carstensen, die neuen Werte. Nach dem langen Absturz des wichtigsten deutschen Wirtschaftsbarometers seit Juni habe sich "die Stimmung ganz leicht aufgehellt, aber auf extrem niedrigem Niveau".

Der Konjunkturforscher aus München ließ aber keinen Zweifel daran, dass Deutschland in einer tiefen Rezession stecke und ein Ende noch nicht absehbar sei. Der ifo-Geschäftsklimaindex sei weiter auf dem tiefsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung. Der Anstieg spiegele vor allem "das Prinzip Hoffnung, mehr nicht", so Carstensen.

Hans-Werner Sinn (Quelle: ZB)
Hans-Werner Sinn leitet das ifo Institut für Wirtschaftsforschung in MünchenBild: picture-alliance/ ZB

Auch der Chef des Münchener Wirtschaftsforschungs-Instituts, Hans-Werner Sinn, warnte vor einer Überbewertung der Zahlen. Andererseits betonte Sinn, dass der Pessimismus irgendwo auch seine Grenze haben müsse.

Bauwirtschaft und Handel wahrscheinlich Krisengewinner

Carstensen wies darauf hin, dass die Industrie immer noch einen Stellenabbau in großem Umfang plane. Die größten Probleme mache der einbrechende Export. Die positive Ausnahme ist die Bauindustrie. Grund dafür sind die Konjunkturpakete der Bundesregierung, die zum Beispiel die Finanzierung von größeren Straßenbauprojekten vorsehen.

Auch im Einzelhandel hat sich das Geschäftsklima etwas verbessert. Sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Perspektiven sahen die Einzelhändler günstiger. "Die sinkenden Energiepreise und die Pendlerpauschale lassen mehr Raum für Konsum", so Carstensen.

ifo-Index: Silberstreif oder verfrühte Entwarnung?

Der positivere Ausblick der deutschen Unternehmen in die wirtschaftliche Zukunft ist von der Finanzbranche unterschiedlich bewertet worden. Die Volkswirte der Allianz sehen einen "ersten Silberstreifen am Horizont". Die HypoVereinsbank erwartet eine Stabilisierung der Konjunktur nach der Sommerpause. NordLB und BayernLB betonten dagegen, es sei für eine "Entwarnung eindeutig zu früh." (la)