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14 Jahre Haft für Mutter toter Babys

20. Juli 2016

Im Prozess gegen die Mutter der acht toten Babys aus dem bayerischen Wallenfels ist die 45-jährige Angeklagte zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Ihr wegen Beihilfe angeklagter Ehemann wurde freigesprochen.

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Die Angeklagte (r.) im Sitzungssaal des Landgerichts Coburg (Foto: dpa)
Die Angeklagte (r.) im Sitzungssaal des Landgerichts CoburgBild: picture alliance/dpa/D. Karmann

Die Mutter der acht toten Babys aus dem oberfränkischen Wallenfels ist wegen Totschlags in vier Fällen zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Das entschied das Landgericht Coburg. Die Frau war angeklagt, über Jahre hinweg mehrere ihrer Kinder nach der Geburt getötet zu haben. Der wegen Beihilfe zum Mord angeklagte Vater wurde freigesprochen.

Im vergangenen November waren in Wallenfels im Wohnhaus der Eltern acht tote Neugeborene gefunden worden. Eines der Babys kam offenbar tot zur Welt. In drei Fällen ließ sich die Todesursache aufgrund des Zustands der 2015 im Wohnhaus der Angeklagten entdeckten Leichen nicht mehr eindeutig klären.

Wallenfels ist ein beschaulicher Ort mit rund 3000 Einwohnern (Foto: dpa)
Wallenfels ist ein beschaulicher Ort mit rund 3000 EinwohnernBild: picture-alliance/dpa/N. Armer

Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes in vier Fällen und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld für die 45-Jährige gefordert.

"Wenn ein solcher Fall verhandelt wird wie dieser, dann gibt es plötzlich ganz viele, die wissen, was richtig ist: dass hier eine angebliche Horror-Mutter für immer eingesperrt gehört", sagte der Vorsitzende Richter.

"Wir müssen in einem ersten Schritt versuchen, das Verhalten nachzuvollziehen", so der Richter weiter. "Das hat nichts damit zu tun, es zu rechtfertigen, sondern zu versuchen, es zu verstehen." Dann aber müsse auch juristisch entschieden werden, wie die Angeklagten ihr Verhalten zu verantworten haben (Az.: 105 Js 9472/15).

Ermittler im November am Tatort (Foto: dpa)
Ermittler im November am TatortBild: picture-alliance/dpa/N. Armer

Im Prozess, der über nur vier Verhandlungstage lief, hatte ein psychiatrischer Gutachter die Frau für voll schuldfähig erklärt. Sie sei weder schwer psychisch krank noch alkoholabhängig.

Die Mutter hatte zum Prozessauftakt über ihren Anwalt eingeräumt, mehrere ihrer acht Neugeborenen getötet zu haben - jene, die gelebt hätten. Allerdings könne sie sich nicht genau erinnern, wie viele das waren. Ihr Noch-Ehemann hatte sich zu den konkreten Vorwürfen gegen ihn nicht geäußert, hatte aber der Polizei gegenüber behauptet, nichts von den acht Schwangerschaften seiner Frau oder den Babyleichen gewusst zu haben. Sie hingegen hatte erklärt, ihrem Mann mehrfach von Schwangerschaften und einmal auch von einem toten Baby im Haus erzählt zu haben.

stu/gri (afp, dpa)