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142 Jahre Haft für Srebrenica

15. Juni 2012

Ein bosnisches Gericht hat vier Männer wegen ihrer Beteiligung am Massaker von Srebrenica 1995 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Vom Vorwurf des Völkermordes wurden sie jedoch freigesprochen.

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Die Angeklagten, drei bosnischen Serben und ein Slowene, im Gerichtssaal in Sarajewo (Foto: AP)
Bild: AP

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten, drei bosnischen Serben und ein Slowene, an der Hinrichtung von mehr als 800 muslimischen Männern und Jungen am 16. Juli 1995 direkt beteiligt gewesen waren. Die Männer sind frühere Mitglieder einer bosnisch-serbischen Spezialeinheit.

Stanko Kojic wurde zu 43 Jahren Haft verurteilt, Zoran Goronja und der Slowene Franc Kos müssen 40 Jahre ins Gefängnis, Vlastimir Golijan erhielt eine Haftstrafe von 19 Jahren. Es sind die bislang längsten Haftstrafen, die im Zusammenhang mit dem Massaker verhängt wurden.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Das Gericht sprach die Angeklagten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Die Angeklagten hätten am 16. Juli 1995 zwischen 10 und 16 Uhr rund 800 Männer und Jungen auf einem Bauernhof exekutiert, erklärte ein Richter. Der Angeklagte Franc Kos, einer der Befehlshaber der Spezialeinheit, hatte die Taten während des Prozesses gestanden.

Nach seinen Angaben wurden die Opfer in Bussen zu einem Armee-Gelände in Branjevo gebracht, das 70 Kilometer nördlich von Srebrenica liegt. "Sie marschierten gefasst auf den Exekutionsplatz und stellten sich auf. Wir töteten sie durch Schüsse in den Rücken", sagte Kos. Seine Kolonne habe wohl 300 Menschen getötet und sei dann durch andere Soldaten ausgetauscht worden.

Keine Beweise für Völkermordabsicht

Das Massaker von Srebrenica wird vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag als Völkermord eingestuft - die Angeklagten wurden jedoch von diesem Vorwurf freigesprochen. Das Gericht habe keine Beweise für die Absicht gefunden, einen Völkermord zu begehen, erklärte die Richterin Mira Smajlovic. Die Spezialeinheit "10. Sabotage-Abteilung" war von dem bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladic gegründet worden, der sich derzeit vor dem Haager Tribunal wegen Völkermordes im Bosnienkrieg (1992-1995) verantworten muss.

Am 11. Juli 1995 waren bosnisch-serbische Milizen in die damalige UN-Schutzzone Srebrenica im Osten Bosniens einmarschiert und hatten rund 8000 Muslime - vorwiegend Männer und Jungen - verschleppt und getötet. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

pg/sti (rtr, afp)