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15 weitere Arcandor-Töchter insolvent

18. Juni 2009

Arcandor reißt immer mehr Tochterunternehmen in den Strudel der Insolvenz. Konzernchef Eick ist gegen die Zerschlagung des Handels- und Touristikkonzerns. Das Quelle-Versandgeschäft läuft laut Betriebsrat weiter.

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Karstadt (Foto: AP)
Bild: AP

Wegen der Insolvenz des Arcandor-Konzerns müssen jetzt insgesamt 50.000 Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze bangen. Am Mittwoch (17.06.2009) reichte das Unternehmen Insolvenzanträge für fünfzehn weitere Tochterunternehmen mit nach Unternehmensangaben rund 6700 Mitarbeitern ein. Insolvent sind bereits die Konzernteile Karstadt, Quelle und Primondo. Nur die Konzernteile Thomas Cook, der Homeshopping-Sender HSE24 und der Primondo Spezialversand sind noch nicht von Insolvenz betroffen.

Bei den 15 Firmen handelt es sich im wesentlichen um Logistik- und Callcenter wie etwa die Gesellschaft für den weltweiten Einkauf, die Call Center von Primondo oder den technischen Kundendienst. Die Insolvenz der Tochtergesellschaften sei "wirtschaftlich geboten" und "strategisch sinnvoll", hieß es bei Arcandor. Der Geschäftsbetrieb soll aber aufrecht erhalten werden.

Karl-Gerhard Eick (Foto: AP)
Der Vorstandsvorsitzende von Arcandor, Karl-Gerhard EickBild: AP

Eick gegen Zerschlagung

Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hat unterdessen angekündigt, die Zerschlagung des Handels- und Touristikkonzern verhindern zu wollen. "Die Sanierung durch das Insolvenzverfahren bringt die einzigartige Chance, Ballast abzuwerfen und sich von alten Verträgen zu befreien", sagte er am Mittwochabend in Frankfurt. "Wir haben als Unternehmen sicherlich eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg", sagte Eick.

So sollten die drei Säulen des Konzern erhalten bleiben, sagte Eick: Das seien die Karstadt-Warenhäuser, die Versandhandelssparte Primondo und die Touristiktochter Thomas Cook. Karstadt stehe relativ gut da, sagt Eick, problematischer sei die Lage von Quelle, da im Versandhandel das Geld erst einige Zeit nach Versand der Ware eingehe. Daher müsse kurzfristig sichergestellt werden, dass Stabilität und Handlungsfähigkeit von Quelle erhalten bleiben. Ein Zusammengehen mit den Kaufhof-Warenhäusern des Konkurrenten Metro sah er skeptisch. "Das Thema steht derzeit nicht auf der Tagesordnung", sagte Eick. Letztlich müsse aber der Insolenzverwalter entscheiden.

Arcandors Tochterunternehmen (DW-Grafik: Peter Steinmetz)

Quelle in Not?

Die Beschäftigten von Quelle hoffen trotz der Insolvenz auf eine Zukunft der Versandsparte. "Die Zahl der Bestellungen ist ungebrochen, das Internet-Geschäft läuft gut weiter", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ernst Sindel am Mittwoch nach Mitarbeiterversammlungen in Nürnberg. "Es sieht so aus, als ließen sich die Kunden nicht beeindrucken." Nach einem Bericht der WAZ-Gruppe droht Quelle jedoch das Geld auszugehen. So benötige die Essener Valovis Bank, die für Quelle Geld eintreibe und weiterleite, eine Bürgschaft über 50 Millionen Euro. (det/gmf/afp/dpa/rtr)