1976: Interview mit Trude Herr | Schauspieler im Gespräch | DW | 16.05.2012
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Schauspieler im Gespräch

1976: Interview mit Trude Herr

"Das Fernsehen ist nicht so sehr mein Metier, mir ist einfach der Bildschirm zu klein" - Trude Herr mit einer Anspielung auf ihr Äußeres

Trude Herr bei der ZDF-Sendung Das Literarische Colloquium (1974)

Trude Herr bei der ZDF-Sendung "Das Literarische Colloquium" (1974)

Den Anfang ihrer Schauspielkarriere machte sie zwar im Berliner Kabarett der Komiker, doch eigentlich gehörte sie zu Köln wie Willy Millowitsch oder der Karneval. Trude Herr, "die kölsche Geisha", wie die "Kölnische Rundschau" vom 5.8.78 sie bezeichnete, war nicht nur unter dem Kölner Publikum beliebt, sondern wurde auch durch zahlreiche Filme und als Sängerin bundesweit bekannt.

Durchbruch mit Parodie

Trude Herr in den Jahren des Revue-Films (1959)

Trude Herr in den Jahren des Revue-Films (1959)

Das Licht der Welt erblickte Trude Herr am 4.5.27 in Köln, wo sie auch die Volksschule besuchte. Da ihr Vater 1933 zu sechseinhalb Jahren Zuchthaus wegen Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei verurteilt wurde, musste sie bereits mit elf Jahren für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen. Anfangs schlug sich Trude Herr als Sekretärin im Standesamt und in der Anzeigenabteilung einer Zeitung durch, bis sie ihre Schauspielprüfung bei Gustav Gründgens in Düsseldorf ablegte. Nun war die Zeit für ein Bühnendebüt reif. So bekam sie ihr erstes Engagement am Aachener Stadttheater und bald spielte sie auch im Volkstheater von Willy Millowitsch, trat in verschiedenen Varietes und Kabaretts auf , bis sie schließlich mit einer selbst geschriebenen Parodie auf das Fernsehen 1957 im Berliner Kabarett der Komiker den ersten großen Erfolg verbuchen konnte. Und bald sollte auch noch ein Lied sie nun endgültig bundesweit bekannt machen.

Trude Herr mit Heinz Erhardt in dem Film Drillinge an Bord (1959)

Trude Herr mit Heinz Erhardt in dem Film "Drillinge an Bord" (1959)

"Ich will keine Schokolade"

"Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann" hieß ein heiteres Liedchen, mit dem Trude Herr beim deutschen Publikum Begeisterung auslöste und zugleich auch die Aufmerksamkeit des Films auf sich lenkte. So wirkte sie in zahlreichen Filmen mit, die ihr ein Ulknudel-Image brachten und das sie nicht mehr los werden sollte. Begünstigt wurde dies auch durch ihr Äußeres: "160 Pfund Lebendgewicht, verteilt auf 158 cm Körpergröße… Sie hat einfach von allem zu viel. Ein riesiges Gesicht, zu viel Lila um die Augen, zu lange falsche Wimpern, zu schwarz gefärbtes Haar“ – so beschrieb „Der Spiegel" Trude Herr am 6.7.87. Da war die Schauspielerin schon 60, doch auch in den früheren Jahren war Trude Herr recht „üppig ausgestattet“ gewesen. Sie wirkte unter anderem in solchen Filmen mit wie "Alle Tage ist kein Sonntag", "Natürlich die Autofahrer" oder auch „Drillinge an Bord“ mit Heinz Erhardt in der Hauptrolle, zu sehen war sie auch an der Seite von Peter Kraus in "Conny und Peter machen Musik", weitere Filme waren "Im singenden Rößl am Königsee", "Hurra, bei uns geht’s rund" oder auch die ZDF-Produktion "Tango - Tango", um nur einige zu nennen. Dabei konnte sie auch mit mehreren recht erfolgreichen Schallplattenaufnahmen ihr Publikum erfreuen. Doch nach dem Höhenflug des Revue-Films, wurden die Zeiten für die Schauspieler schwerer und Trude Herr wandte sich wieder dem Theater zu und nach einigen Jahren der "Untermiete" beim Millowitsch-Theater hatte sie nun eine Idee.

Theater im Vringsveedel

Trude Herr auf der Bühne ihres Theaters (1982)

Trude Herr auf der Bühne ihres Theaters (1982)

1977 konnte Trude Herr ihre Idee in die Tat umsetzen: in der Kölner Südstadt eröffnete sie ihr eigenes Theater. Nach einigen Umbauarbeiten in einem leerstehenden Kino entstand das "Theater im Vringsveedel", in dem die Schauspielerin meistens die Hauptrollen spielte, bald selbst Theaterstücke verfasste und auch nicht selten die Regie übernahm. Ihr erklärtes Ziel für das neue Theater war Gesellschaftskritik in heiterer Form. Vom „Kölner Stadtanzeiger“ wurde sie am 16.7.77 zitiert: "Ich will nicht nur Nostalgie, ich will auch Themen der jungen Generation in der Sprache der Jugend behandeln." Und das tat sie knapp zehn Jahre mit Erfolg. Mit vierzehn Stücken war sie in dieser Zeit dem Kölner Publikum ans Herz gewachsen und ihre Bühne avancierte zum bestbesuchten Privattheater in West-Deutschland. Bis sich Trude Herr schließlich dazu entschloss, das Theater aufzulösen und ins Ausland zu gehen. Als einer der Gründe für die Schließung dieser Volksbühne wird die fehlende Unterstützung des Theaters durch die Stadt Köln vermutet, andere Quellen geben gesundheitliche Gründe an. Trude Herr ließ sich auf Viti Levu, der größten Insel des Fidschi-Archipels nieder und schrieb dort einen Roman. Sie starb im südfranzösischen Aix-en-Provence am 15.3.91.

Im Februar 1976 sprach DW-Mitarbeiter Hans Leo Neu mit Trude Herr über ihre Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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