1980: Interview mit Nadja Tiller | Schauspieler im Gespräch | DW | 14.02.2013
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Schauspieler im Gespräch

1980: Interview mit Nadja Tiller

"Ich habe das Glück gehabt, ganz tolle Rollen zu spielen" - Nadja Tiller über ihre Tätigkeit als Filmschauspielerin

Nadja Tiller und Walter Giller

Nadja Tiller und Walter Giller

Sie spielte in unzähligen Filmen, man sah sie bis jetzt in knapp 10 Dutzend Filmrollen, sie spielte aber auch Theater und war später ein gern gesehener Gast im Fernsehen. Ebenfalls lang ist die Liste der Auszeichnungen, mit denen sie geehrt wurde. Nadja Tiller gehörte jahrelang zu den meistbeschäftigten Schauspielerinnen im deutschen und europäischen Kinobetrieb, die in den 50er-Jahren bis zu 8 Filme im Jahr zu drehen vermochte.

"Miss Austria" vor der Filmkamera

Filmszene aus Das Mädchen Rosemarie (1958)

Filmszene aus "Das Mädchen Rosemarie" (1958)

Nadja Tiller kam am 16.3.29 in Wien als Tochter eines Schauspielers und einer Operettensängerin zur Welt. Da ihre Eltern häufig an den verschiedensten Bühnen gastierten, besuchte sie 18 verschiedene Schulen. Anschließend absolvierte sie eine schauspielerische Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar und an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst. 1949 wurde für Nadja Tiller zu einem ereignisreichen Jahr. Im Alter von zwanzig Jahren debütierte sie mit kleinen Rollen am Wiener Theater in der Josefstadt. Im gleichen Jahr wurde sie zur "Miss Austria" gekürt und sie debütierte auch beim Film. In dem Streifen "Märchen vom Glück" war sie die Gegenspielerin von Hildegard Knef. Es folgten weitere Filmrollen in meist leichten Filmen, bis ihr schließlich 1952 eine ernstere Rolle angeboten wurde: in dem Drama "Illusion in Moll" übernahm sie an der Seite von Hildegard Knef und Sybille Schmitz den Part der Vera. Im gleichen Jahr wurde sie auch mit einer Geldstrafe belegt: wegen des Betretens eines eingezäunten Hortensienbeetes im Wiener Stadtpark wurde die Schauspielerin zur Zahlung von 25 Schilling (4,60 DM) verpflichtet, wie "Der Spiegel" vom 11.06.52 zu berichten wusste. Doch es sollten noch weitere sechs Jahre vergehen, eher Nadja Tiller ihren großen Durchbruch schaffte.

Plakat zum Film Das Mädchen Rosemarie (1958)

Plakat zum Film "Das Mädchen Rosemarie" (1958)

Nitribitt und Buddenbrooks

Und das ausgerechnet mit einem Skandalfilm: 1958 kam die Verfilmung der Lebensgeschichte der Frankfurter Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt "Das Mädchen Rosemarie" in die Kinos. Nadja Tiller übernahm hier die Hauptrolle, die sie brillant und mit Bravour spielte. "Der Spiegel" vom 3.9.58 schrieb damals: "Autor Erich Kuby und Regisseur Rolf Thiele haben sich nicht zu einer hämisch-skandalfrohen Dirnenballade verlocken lassen, sondern der Nitribitt-Affäre eine in Wort und Bild gewitzte, geistesgegenwärtige Satire abgewonnen." Nadja Tiller wurde nun über die Grenzen hinaus bekannt. Noch im gleichen Jahr wurde der Film mit dem Preis der Deutschen Filmkritik und dem Premio Pasinetti in Venedig ausgezeichnet. Ein Jahr später kam auch der Golden Globe hinzu. Im gleichen Jahr drehte der Regisseur Alfred Weidenmann mit großem Staraufgebot die Verfilmung der "Buddenbrooks" von Thomas Mann. Nadja Tiller, inzwischen eine vielgefragte Schauspielerin, übernahm hier den Part der Gerda Buddenbrook.

Viel Fernsehen

Szene aus dem Film Schloss Gripsholm mit Nadja Tiller und Jana Brejchová (1963)

Szene aus dem Film "Schloss Gripsholm" mit Nadja Tiller und Jana Brejchová (1963)

Im Ausland wurde man ebenfalls auf Nadja Tiller aufmerksam. So drehte sie Filme unter anderem mit solchen Filmgrößen wie Jean Gabin, Jean Marais oder auch Jean-Paul Belmondo. Roberto Rossellini holte sie 1962 für seinen Film "Anima nera" nach Italien. Es kamen auch Rollenangebote von Antonioni, Fellini und Visconti, doch Nadja Tiller lehnte sie ab. Später wandte sie sich auch dem Fernsehen zu, bei dem sie gerne für die verschiedensten Filme, Spiele, Shows und TV-Serien verpflichtet wurde. Die vielbeschäftigte Schauspielerin vernachlässigte aber auch nicht das Theater. So war sie unter anderem an den Bühnen in Lübeck, Berlin, Wien und Hamburg zu sehen. Das bis jetzt letzte Mal stand Nadja Tiller 2009 vor der Kamera. In dem Film "Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!", einer Komödie von Leander Haussmann über eine Gruppe von rüstigen Rentnern, spielte Nadja Tiller den Part von Hildchen. Noch im gleichen Jahr schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 16.3. über sie: "…so wie an ihrem heutigen achtzigsten Geburtstag, immer noch rätselhaft schön". Die Schauspielerin wurde auch unzählige Male ausgezeichnet. So wurde sie unter andrem mit der Goldenen Maske, mit dem Premio Saci von Argentinien, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland und dem Bambi geehrt, um nur einige wenige zu nennen.

Im Februar 1980 sprach DW-Redakteur Klaus Götze-Claren mit Nadja Tiller über ihre Arbeit.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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