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20 Jahre nach "Operation Wüstensturm"

17. Januar 2011

Es war am 17. Januar 1991 um 3:00 Uhr nachts als die ersten Kampfflugzeuge der Alliierten zu Luftangriffen auf den Irak starteten. Damit begann der Zweite Golfkrieg. Kurz und heftig war er. Eine Chronologie.

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Der deutsche Spürpanzer "Fuchs", der der US-Armee zur Verfügung gestellt wurde, in der Wüste von Saudi-Arabien, aufgenommen am 28. September 1990. - Foto: picture-alliance/dpa
Spürpanzer Fuchs in der saudischen WüsteBild: picture-alliance/dpa

Es sah aus wie in einem Computerspiel: Grüne Bilder mit einem Fadenkreuz - und dann ein Lichtblitz. Plötzlich explodierte das Gebäude, der Panzer oder was auch immer gerade im Zentrum des Fadenkreuzes lag. Vor genau 20 Jahren konnte man daheim den ersten Krieg live im Fernsehen verfolgen - mit einem Glas Bier und einer Tüte Chips gemütlich auf der Couch. Der Golfkrieg hatte begonnen - eigentlich hatte der "Zweite Golfkrieg" begonnen, da der Krieg zwischen Irak und Iran von 1980 bis 1988 die Bezeichnung "Erster Golfkrieg" trägt.

Schwarz-Weiß-Luftaufnahme eines Munitionslagers
Luftaufnahme eines Munitionslagers im Süden IraksBild: AP/Department of Defense

Das Fernsehen vermittelte einen ersten Eindruck von der Ungleichheit der Gegner. Auf der einen Seite die hochgerüsteten Alliierten, allen voran die USA mit ihren High-Tech-Waffen. Auf den anderen Seite der Irak mit einer großen Armee und vielen Waffen, technisch aber eben nicht auf dem aktuellsten Stand.

Erst Gespräche, dann Kampfeinsatz

Bevor die zwei ungleichen Armeen aufeinandertrafen, gab es Gespräche, lange Gespräche. Und UN-Resolutionen - viele UN-Resolutionen. Aber die brachten kein Ergebnis. Der Irak, der am 2. August 1990 völlig unerwartet in den kleinen aber ölreichen Nachbarstaat Kuwait einmarschierte, ließ sich nicht zum Ausmarsch bewegen - auch nicht durch die Wirtschaftssanktionen, die der UN-Sicherheitsrat am 6. August 1990 verhängte. Fünf Monate dauerten die Verhandlungen. Zwölf Resolutionen des UN-Sicherheitsrates konnten den Irak nicht zum Einlenken bewegen. Das letzte Ultimatum endete am 15. Januar 1991. Damit war die Zeit des Redens vorbei.

Soldaten liegen im Schützengraben
Britische Soldaten bei einer Übung in der saudischen Wüste zwei Wochen vor KriegsbeginnBild: picture alliance/dpa

Zwei Tage später begann die von den USA geführte "Operation Desert Storm" (dt.: "Operation Wüstensturm"), an der sich Dutzende Staaten beteiligten. "Wir setzen die UN-Resolutionen durch und zwingen den Irak, die Schändung und Plünderung seines schwächeren Nachbarn zu beenden und seine Truppen aus Kuwait abzuziehen", erklärte US-Befehlshaber General Norman Schwarzkopf seinen Soldaten und schwor sie auf den beginnenden Krieg ein: "Ich habe völliges Vertrauen in euch. Jetzt müsst ihr der Donner und der Blitz des Wüstensturms sein." Die Luftangriffe dauerten 38 Tage. Angeblich sollen 116.000 Angriffe geflogen worden sein.

Die irakischen Streitkräfte hatten der Luftstreitkraft der Alliierten kaum etwas entgegenzusetzen und wichen daher auf andere Gegner aus. Sie schossen ihre Scud-Raketen auf ihre Nachbarstaaten, vor allem auf Israel. 

Erst aus der Luft, dann zu Lande

Etwas mehr als einen Monat nach Beginn der Luftangriffe starteten die Alliierten ihre Bodenoffensive. Am 24. Februar ging es los. Zu der Zeit waren große Teile der irakischen Streitkräfte durch die anhaltenden Luftangriffe bereits so demoralisiert, dass sie kaum Gegenwehr leisteten. Bereits nach vier Tagen hatten die Truppen der Koalition die Hauptstadt Bagdad erreicht. Das war der Zeitpunkt des Einlenkens. Am 28. Februar 1991 nahm der Irak alle Resolutionen zum Golfkrieg an. Die Alliierten stoppten daraufhin die Angriffe. Anfang April 1991 verpflichtet der UN-Sicherheitsrat den Irak zur Zerstörung seiner Raketen und ABC-Waffen. Überwacht wurde dies durch UN-Beobachter. Am 11. April 1991 ist der Golfkrieg offiziell beendet.

Zwei Männer stehen vor brennenden Ölquellen
Beim Auszug aus Kuwait hatten irakische Soldaten Ölquellen angezündetBild: picture alliance/dpa

An dem Krieg waren knapp 700.000 alliierte Soldaten beteiligt, darunter 450.000 US-amerikanische, knapp 54.000 britische und 18.000 französische. Ihnen standen rund 550.000 irakische Soldaten gegenüber. Nach US-Schätzungen sind mehr als 100.000 irakische Soldaten getötet und ca. 40.000 verletzt worden. Zudem seien 40.000 Zivilisten getötet worden. Die Verluste der internationalen Staatengemeinschaft waren deutlich geringer. Sie verloren 343 Soldaten, darunter 148 US-amerikanische. Knapp 500 alliierte Soldaten wurden verletzt.

Die Schäden, die durch den Krieg im Irak entstanden, wurden auf rund 200 Milliarden US-Dollar taxiert. Die Wiederaufbaukosten von Kuwait wurden auf etwa 60 Milliarden US-Dollar geschätzt. Darin enthalten sind auch die Kosten für die mehr als 700 Ölförderanlagen, die irakische Soldaten kurz vor ihrem Auszug aus Kuwait in Brand gesetzt hatten.

Erst der Sieg, dann die Probleme

Zum Ende des Krieges gab es Kritik an US-Präsident George Bush Senior, weil er den irakischen Diktator Saddam Hussein nicht gestürzt hatte. Als die Alliierten Bagdad erreicht hatten und die irakische Führung die UN-Resolutionen akzeptiert hatte, schreckte George Bush Senior davor zurück, Saddam Hussein mit militärischen Mitteln zu entmachten. Stattdessen wurden die Iraker aufgerufen, den Diktator zu stürzen. Dies geschah nicht. Saddam Hussein wurde erst 2003 im nächsten Golfkrieg unter US-Präsident George W. Bush gestürzt und festgenommen.

George W. Bush steht an einem Rednerpult auf einem Flugzeugträger (Foto: ap)
George W. Bush erklärt den Golfkrieg von 2003 für beendetBild: AP

Der schnelle Sieg und die verhältnismäßig geringen Verluste während des Krieges relativieren sich, wenn man die Spätfolgen betrachtet. Denn viele tausend Soldaten litten oder leiden immer noch unter Kopfschmerzen, Depressionen, Asthma oder chronischer Müdigkeit. Die Symptome wurden unter dem Begriff "Golfkriegssyndrom" bekannt. Allein in Großbritannien sollen nach Angaben von Veteranenverbänden rund 3000 der an dem Krieg beteiligten Soldaten unter dem "Golfkriegssyndrom" leiden. Während lediglich 49 britische Soldaten bei Kriegshandlungen im Irak getötet wurden, starben nach Angaben der Nationalen Vereinigung der Golfkriegsveteranen allein in den zehn Jahren nach Kriegsende fast 500 Soldaten durch Selbstmord oder mysteriöse Krankheiten.

Autor: Marco Müller (dpa, ap)
Redaktion: Sven Töniges