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Giftiges Schweinefleisch

8. Dezember 2008

Wegen einer möglichen Verseuchung mit einem Krebserreger muss irisches Schweinefleisch komplett vom Markt genommen werden. 2000 Tonnen des verseuchten Fleisches sind nach Deutschland gelangt.

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Schweine. Quelle: ap
Irische Schweine sind mit verseuchtem Futter ernährt wordenBild: AP

Obwohl rund 2000 Tonnen Schweinefleisch aus Irland im deutschen Handel verkauft wurde, bestehe keine Gefahr für die Verbraucher, sagte eine Sprecherin des Agrarministeriums. Bei den Produkten handele es sich um Schweinehälften oder Teilstücke, aber nicht um verarbeitete Produkte wie zum Beispiel Würste. Vor allen zwei Bundesländer sind bislang betroffen: Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Ersten Erkenntnissen zufolge wurde das Fleisch an fünf weiterverarbeitende Betriebe geliefert. Möglicherweise ist aber auch Rindfleisch von dem Skandal betroffen.

Die irische Lebensmittelschutzbehörde teilte unterdessen mit: 80 bis 200 Mal höher als erlaubt war die Konzentration chemischer Substanzen im Schlachtfleisch einiger irischer Firmen. Deswegen müssen alle Produkte, die seit dem 1. September im In- und Ausland verkauft wurden, vernichtet werden.

Das irische Schweinefleisch wurde in zwölf EU-Staaten und neun Drittländer exportiert. Hauptabnehmer waren Frankreich, Großbritannien und die Niederlande. Die Bundesregierung forderte die Lebensmittelindustrie auf, irisches Schweinefleisch vom Markt zu nehmen.

Nicht unmittelbar gefährlich

Supermarkt Fleischabteilung.
Gefährlich oder nicht? Vorsorglich soll irisches Schweinefleisch vom MarktBild: AP

Durch Verzehr des Schweinefleisches bestehe keine unmittelbare Gesundheitsgefahr, beruhigte das Bundesinstitut für Risikobewertung die Verbraucher. Die aktuell gemessenen Werte im Schweinefleisch seien zwar deutlich erhöht. Es gehe aber um den von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Höchstwert für eine lebenslange tägliche Nahrungsaufnahme, so die Institutssprecherin Ariane Girndt.

Von einem einmaligen oder gelegentlichen Verzehr seien keine gesundheitlichen Schäden zu erwarten. Trotzdem: "Diese Lebensmittel sind nicht für den Verzehr geeignet und müssen aus der Nahrungsmittelkette entfernt werden", erklärte das Institut.

Tierfutter mit Industrieöl

Labor. Quelle: ap
Im Labor wird das Fleisch auf Giftstoffe untersuchtBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Ursache für das verseuchte Schweinefleisch war vermutlich verseuchtes Tierfutter. Ein Futtermittelhersteller habe Maschinenöl aus einer Maschine zur Herstellung von Brotkrumen in das Schweinefutter gemischt. Zunächst seien nur etwa zehn Prozent der Schweinefleischproduktion betroffen gewesen, so die irische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Bei der Weiterverarbeitung sei allerdings das belastete Fleisch mit anderem vermischt worden.

Bei dem Gift handelt es sich um die sogenannten PCB (Polychlorierte Biphenylen). Der Einsatz dieser Stoffe ist in Deutschland bereits seit 20 Jahren verboten. Sie können unter anderem das Immunsystem und das zentrale Nervensystem schädigen. Ein Teil der Verbindungen ist Dioxin sehr ähnlich.

"Alptraum" für Bauern

Nun sollen allein in Irland rund 100.000 Schweine getötet werden. Für die irische Landwirtschaft ist der Skandal ein schwerer Schlag. Die Schweinewirtschaft ist eine der Haupteinnahmequellen, 7000 Menschen sind dort beschäftigt. Das jährliche Exportvolumen wird auf 368 Millionen Euro beziffert. Die Rücknahmeaktion sei gerade vor Weihnachten ein "Alptraum" für die Branche, sagte Tim Cullinan vom irischen Bauerverband. (ako)