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Ökologische Modelle

Anja Fähnle6. März 2009

Weltweit gibt es 531 Biosphärenreservate in 105 Staaten. Vor 30 Jahren wurden in Deutschland die ersten dieser Modellregionen eingerichtet. Mittlerweile gibt es 13 Reservate. Wie erfolgreich waren sie?

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Kanal im Spreewald, Foto: Fabian Schmidt
Kanal im SpreewaldBild: Fabian Schmidt

Das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt ist die sogenannte Biosphäre. Biosphärenreservate sind international repräsentative Modellregionen, in denen nachhaltige Entwicklung verwirklicht werden soll. Das heißt: Es soll nicht vordergründig um den Schutz der Natur gehen, sondern um das Zusammenleben von Menschen und Natur. Zwar soll der ökologische Reichtum bewahrt werden, gleichzeitig aber dürfen die Menschen die Gegend auch wirtschaftlich nutzen.

Ziel ist es, in den betreffenden Kulturlandschaften eine neue Raumordnung zu schaffen: Die Bewohner sollen möglichst wenig eingeschränkt werden, ihnen sollen aber zugleich durch Modellprojekte das nachhaltige ökologische und soziale Wirtschaften nahegebracht werden.

Um das zu erreichen, haben die Biosphärenreservate drei Aufgaben zu meistern: Sie sollen erstens Lebensräume, Landschaften und Arten erhalten. Zweitens sollen sie nachhaltig wirtschaften, also den ökologischen Landbau und die ökologische Forstwirtschaft fördern oder einen umwelt- und sozialverträglichen Tourismus entwickeln. Drittens sollen die Modellregionen Umweltforschungsprogramme durchführen und Bildungsprogramme anbieten.

Nach Meinung der UNESCO hängt der Erfolg eines Biosphärenreservates vor allen Dingen davon ab, inwieweit die Bevölkerung motiviert werden kann, bei der Gestaltung dieser Modellregion mitzuwirken.

Die Idee zur Einrichtung der Biosphärenreservate hatte übrigens eine Arbeitsgruppe der UNESCO Mitte der 1970er-Jahre.

Einteilung in drei Zonen

Seit Mitte der 90er-Jahre werden die Modellregionen in drei Zonen unterteilt. Dort gelten dann unterschiedliche Regeln. Die Kernzone hat die strengsten Auflagen. Sie muss mindestens drei Prozent der Fläche des Biosphärenreservates umfassen und steht unter strengem Naturschutz.

Um die sensible Kernzone möglichst gut von äußeren Einflüssen abzuschirmen, ist sie von einer sogenannten Pflegezone umgeben. Hier sind ökologisch verträgliche Aktivitäten wie sanfter Tourismus oder ökologischer Landbau zugelassen. Zusammen sollten Pflege- und Kernzone mindestens 20 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.

In der dritten Zone, der Entwicklungszone, sind schließlich alle Wirtschafts- und Nutzungsformen erlaubt.

Die deutschen Biosphärenreservate

Die Flusslandschaft Elbe-Brandenburg: Kühe ruhen bei Abbendorf an der Elbe, Foto: picture-alliance / ZB
Die Flusslandschaft Elbe-BrandenburgBild: picture-alliance/ ZB

In Deutschland werden Biosphärenreservate von den zuständigen Bundesländern ausgewiesen. Die dreizehn Biosphärenreservate in Deutschland repräsentieren wichtige deutsche Lebensräume und Landschaftstypen. Fast alle Gebiete werden als Kulturlandschaften bis heute wirtschaftlich genutzt - mal mehr, mal weniger intensiv. Fast alle Gebiete liegen in ländlichen Räumen, viele sind zugleich Naherholungsgebiete und beliebte Urlaubsziele. So zum Beispiel die norddeutsche Wattenmeerregion, Südostrügen oder auch die Flusslandschaft Elbe. Fünf Bundesländer sind hier gemeinsam für den Schutz und die Entwicklung der Elbaue zuständig.

Die ersten Biosphärenreservate in Deutschland wurden in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik 1979 gegründet - das Vessertal im Thüringer Wald gehörte dazu und der Bereich Mittelelbe im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt.

Blick auf schneebedeckte Berge in Berchtesgaden, Foto: DW-TV
Berge in BerchtesgadenBild: DW-TV

Neben den drei norddeutschen Wattenmeerreservaten, dem Spreewald, dem Schaalsee im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und der Flusslandschaft Elbe hat Deutschland auch ein alpines Biosphärenreservat: Berchtesgaden im äußersten Südosten Deutschlands als eine typische Landschaft der nördlichen Kalkalpen. Der gleichnamige Nationalpark ist Kern- und Pufferzone der Umweltregion.

Erfolge der nachhaltigen Entwicklung

Das Rhönschaf, wie es lebt und frißt, Foto: picture-alliance / dpa
Das Rhönschaf, wie es lebt und frisstBild: picture-alliance /dpa/dpaweb

In Schorfheide-Chorin im Bundesland Brandenburg wurde der ökologische Landbau seit 1993 von 5 Prozent auf derzeit 25 Prozent gesteigert. Im mitteldeutschen Bergland Rhön werden mittlerweile erfolgreich regionale Produkte vermarktet wie das Rhönschaf und der Rhönapfel. 72 Prozent der Bewohner der Rhön sehen durch das Biosphärenreservat Vorteile für ihre Region.

Im Vessertal-Thüringer Wald wurde im Sinne des sanften Tourismus ein kilometerlanges neues Wegenetz eingerichtet. Das Gebiet der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft im Bundesland Sachsen macht durch Bildungsprogramme für nachhaltige Entwicklung auf sich aufmerksam. Unter anderem finden dort pro Jahr 260 Exkursionen und an die 30 Naturerlebniswanderungen statt.

Internationale Kooperationen

Mit der Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat sind alle deutschen Gebiete Teil des Weltnetzes der Biosphärenreservate. Dies ist das wichtigste Instrument des UNESCO-Programms "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB). Im Weltnetz tauschen die Modellregionen Erfahrungen aus und schließen Partnerschaften. So kooperiert die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft beispielsweise mit der Region Trebon in der Tschechischen Republik. Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin nordöstlich von Berlin hat eine Partnerschaft mit dem spanischen Gebiet Sierra de las Nieves. Die Modellregion Spreewald arbeitet mit dem Biosphärenreservat Palawan auf den Philippinen zusammen.

Von sich reden macht auch das Biosphärenreservat Pfälzer Wald-Nordvogesen. Es ist die erste grenzüberschreitende Modellregion der Europäischen Union. Im Rahmen der deutsch-französischen Zusammenarbeit gibt es dort zweisprachige Publikationen und es findet ein reger Austausch von Umweltdaten statt.