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Gesellschaft

Berlin feiert 30 Jahre Erasmus-Projekt

24. Januar 2017

Grenzenlos studieren - das Erasmus-Austauschprogramm hat es Millionen jungen Europäern möglich gemacht. Die Bundesregierung würdigte das 30-jährige Bildungsprojekt in einem Festakt.

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Erasmus Studenten
Bild: DW/Banchón

"Wenn Europa Dinge vorzuweisen hat, die funktionieren, dann ist Erasmus eines davon", sagte Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU). Der Name des 1987 begründeten Förderprojekts der Europäischen Union geht auf Erasmus von Rotterdam (1466-1536) zurück, einen Gelehrten der Renaissance-Zeit. Das Programm ermöglicht Studenten und jungen Akademikern aus EU-Mitgliedsländern Auslandsaufenthalte an Universitäten in anderen Mitgliedsstaaten. Fast zehn Millionen Menschen sind nach Angaben der EU-Kommission von 1997 bis Ende des laufendes Jahres über die Erasmus-Programme im Ausland gewesen, darunter mehr als 1,2 Millionen Deutsche.

Nach bescheidenen Anfängen zum Ende des Kalten Krieges ist es inzwischen das weltweit größte Programm für Auslandsaufenthalte an Universitäten. "Es ist beeindruckend, wenn man sich die Zahlen anschaut und sieht, was kürzere oder längere Auslandsaufenthalte für unsere jungen Menschen bewirken", sagte Wanka. Bei dem Festakt in Berlin betonte sie die Bedeutung des Austauschs in einer Zeit, in der "populistische und nationalistische Tendenzen auch in Deutschland" Europa unter Druck setzten. Es sei sehr gut, wenn junge Menschen erleben könnten, "dass wir einen gleichen Wertekanon haben."

Brexit keine Gefahr für Erasmus-Programm

Per Videobotschaft lobte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Erasmus dafür, dass es «Europas beste Seiten» zeige. EU-Bildungskommissar Tibor Navracsics bezeichnete das Projekt als maßgebliches Mittel, "europäische Einigkeit, Identität und Zusammenhalt" zu erreichen. Nach dem Austritt des Vereinigten Königreiches wurde um den Fortbestand des Erasmus-Projekts gefürchtet - zu unrecht, betonte Bildungsministerin Wanka: "Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern braucht ja auch Großbritannien - völlig unabhängig davon, ob das Land in der EU ist oder nicht."

Sie räumte ein, das Interesse der britischen Seite an Erasmus lasse "sich derzeit noch nicht abschätzen". Dies gelte es nun in Verhandlungen auszuloten, etwa über die bislang günstigen Bedingungen europäischer Erasmus-Studenten in Großbritannien (unter anderem ohne hohe Studiengebühren). "Dies ist ein Punkt, an dem ich jetzt nicht zu pessimistisch wäre - aber wir müssen uns gut vorbereiten, und wir tun das auch."

Bund-Länder-Programm für leistungsstarke Schüler
Bundesbildungsministerin Wanka: Großbritannien braucht Mobilität - trotz BrexitBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

"Erasmus+": Mehr Europa, mehr Projekte, mehr Geld?

Auch wenn "Erasmus" für viele junge studierende Europäer zu einem selbstverständlichen Ritus des Erwachsenwerdens avancierte, soll es künftig mehr bieten: 2014 wurden in Erasmus Plus bisherige EU-Programme für lebenslanges Lernen, Jugend und Sport sowie Kooperationsprogramme im Hochschulbereich zusammengeführt. Das Budget liegt bei knapp 15 Milliarden Euro. Ab 2021 will die EU-Kommission das gesamte Erasmus-Projekt neu strukturieren, doch bereits jetzt beginnen die EU-Institutionen mit den Planungen.

Bislang sind circa zehn Prozent des Etats für außerschulische Projekte vorgesehen, 18 deutsche Jugendorganisationen hatten deshalb mehr Geld gefordert. Hinzu kommt, dass auch der neue Vorschlag eines Interrail-Tickets für junge Europäer über Erasmus Plus finanziert werden soll - gegen Kürzungen der non-formalen Jugendprogramme.

Zudem fordern die Organisationen, darunter der Deutsche Bundesjugendring und christliche Jugendverbände wie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Arbeitsgemeinschschaft der evangelischen Junged (AEJ),  einen Abbau der Bürokratie und mehr Spielraum für klassische Formen der internationalen Jugendarbeit. Erasmus werde ihrer Meinung nach zu sehr auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet. Es sei aber wichtig, dass interkulturelles Lernen, Freiwilligenarbeit und der Abbau von Vorurteilen sowie Demokratie- und Wertebildung gefördert würden. "Non-formale und informelle Bildung müssen ihren eigenen Stellenwert behalten", fordern die Unterzeichner des Papiers.

myk/mak (dpa/afp)