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40 Tage für das Wesentliche

5. März 2003

Mit dem Ende des Karnevals beginnt nach christlicher Tradition die Zeit des Fastens, Entsagens und In-sich-Gehens. Wer nicht weiß, wie das funktioniert, für den gibt es Heilfastenkliniken.

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Kein Bier, kein Fleisch - bis Ostern!Bild: Bilderbox

"Fasten hat nichts mit Abspecken zu tun." Da ist Andreas Buchinger rigoros. Beim Fasten gehe es um ein inneres Ausspannen, so, als ob sich ein Knäuel aufdrösele. "Es ist auch eine Form von Heldentum, wenn man einfach 'Nein' sagen kann." Buchinger leitet die Heilfasten-Klinik in Bad Pyrmont in dritter Generation. Sein Großvater Otto Buchinger, der sie 1920 als erste Heilfastenklinik Deutschlands gründete, gehörte der Religionsgemeinschaft der Quäker an. Beim Fasten geht es nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch ums seelische Wohl.

Christliche Tradition

Für Christen gelten die 40 Tage vor Ostern als Vorbereitungszeit für das Fest der Auferstehung Jesu. Die Zahl hat symbolischen Charakter: Nach biblischem Zeugnis dauerte die Sintflut 40 Tage, Moses verbrachte 40 Tage auf dem Sinai, bevor er die Gebote Gottes empfing, und Jesus zog sich nach seiner Taufe durch Johannes für 40 Tage in die Wüste zurück, um zu fasten. Zunächst bedeutete Fasten lediglich, sich auf eine einzige Mahlzeit pro Tag zu beschränken und auf Fleisch und Wein zu verzichten. Ziel war die geistliche Konzentration, das Besinnen auf das Wesentliche, die Beziehung zu Gott.

Modernes Fasten

Zum 20. Mal lädt die evangelische Kirche in diesem Jahr zu ihrer Aktion "7 Wochen ohne" ein. Dabei ist das Wörtchen "ohne" individuell zu ergänzen. Es muss nicht immer das traditionelle Fasten sein. Auch der Verzicht auf Schokolade, Alkohol oder Fernsehen gehört dazu. "Wer nur an die Gewichtsabnahme denkt, der hat das Prinzip nicht verstanden", schärft auf Buchinger den Fastenden in seiner Klinik ein, bevor sie freiwillig für eine gewisse Zeit nur Wasser, Saft und Brühe zu sich nehmen.

Verzichten-Können ist mittlerweile zu einer Lifestyle-Tugend avanciert: Buchingers Klinik besuchen mehr Frauen als Männer und mehr Selbstständige als Angestellte. Wer seinen Esstrieb im Zaume hält, der wird mit einem Ausstoß von Glückshormonen belohnt. Sollte es allzu arg werden, dann helfen altbewährte Hausmittel: Auf kalte Füße gehört eine Wärmflasche. Wer Verdauungsprobleme hat, trinkt Sauerkrautsaft. Und gegen Mundgeruch hilft das Kauen von Salbeiblättern. (arn)