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5 europäische Dauerbaustellen

Antje Binder12. September 2017

Perfektionismus, Desinteresse, Anbaumaßnahmen. Es gibt viele Gründe, aus denen sich Bauarbeiten in die Länge ziehen können. Manchmal sogar Jahrhunderte. Vom Kölner Dom bis zu Stonehenge: Dauerbaustellen der Geschichte.

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Der Kölner Dom mit Hohenzollernbrücke (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/C. Baeck

Wenn man den Rheinländern eins lassen muss, dann das: Sie machen sich keinen unnötigen Stress. "Et kütt wie et kütt!", heißt es im "Kölschen Grundgesetz", und das nehmen sie zu gerne auch mal wörtlich. Eines der besten Beispiele dafür ist der Bau des Kölner Doms. Das zweithöchste Kirchengebäude Europas ist heute der ganze Stolz der Stadt. Kaum vorstellbar, dass sich die Kölner bei der Errichtung ihrer Prestige-Kirche mehr als 500 Jahre Zeit gelassen haben.

Groß und modern

Dabei war die Euphorie zu Baubeginn im Jahr 1248 noch groß. Das größte Gebäude nördlich der Alpen sollte der Dom werden. 145 Meter lang und 157 Meter hoch, dazu nicht nur ein stattliches, sondern auch ein zeitgemäßes Bauwerk im damals modernen gotischen Stil. Bereits rund 70 Jahre später wurde der Chor eingeweiht, für damalige Verhältnisse war das richtig schnell.

Doch nach und nach verloren die Kölner das Interesse am Dom. Im 16. Jahrhundert passte der gotische Look nicht mehr so recht zum Zeitgeist. Es war die Zeit der Renaissance und der Reformation, des Bruchs zwischen Kirche und Bürgertum. Immer weniger Pilger brachten Geld. 1560 wurde der Bau des Kölner Doms schließlich eingestellt.

Die nächsten drei Jahrhunderte stand der Dom unfertig im Stadtzentrum. Eine Ruine, deren mittelalterlicher Baukran auf dem Südturm das unfreiwillige Wahrzeichen der Stadt war. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude von französischen Revolutionstruppen zwischenzeitlich sogar als Pferdestall zweckentfremdet.

632 Jahre Bauzeit

Doch wie alle scheinbar überholten Trends erlebte auch die Gotik irgendwann ein Revival. In der Romantik schauten die Kölner zurück ins Mittelalter und fanden schließlich im 19. Jahrhundert nicht nur das Interesse an ihrem Bauwerk, sondern auch die alten Baupläne wieder. 1880 wurde der Kölner Dom schließlich fertiggestellt, ganze 632 Jahre nach der Grundsteinlegung.

Statt diesen Fakt jedoch zu verschweigen, vermerkten die Kölner ihn sogar in der Urkunde: "Zum ewigen Gedächtnis an den nach Verlauf von sechs Jahrhunderten glücklich beendeten Ausbau des größten deutschen Domes", heißt es da stolz. Ach, die entspannten Rheinländer! Dabei sind sie nicht die einzigen, die sich beim Bauen viel Zeit lassen, wie unser High-Five-Ranking der europäischen Dauerbaustellen zeigt.