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50 Jahre Bundesbank

26. Juli 2007

"Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle glauben an die Bundesbank", sagte 1992 EU-Kommissionspräsident Jacques Delors. Zum 50. Geburtstag der Bank fragen sich Kritiker, warum es sie überhaupt noch gibt.

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Geschreddertes Geld, Quelle: dpa
Happy Birthday Bundesbank - ein Grund zum Feiern?Bild: dpa - Bildfunk

Sie gehört zum deutschen Wirtschaftswunder wie die D-Mark, der VW-Käfer und Ludwig Erhard: Am 26. Juli 1957 wurde die Deutsche Bundesbank gegründet, am 1. August nahm sie ihre Arbeit auf. Heute jedoch überschatten Sparprogramme und Stellenabbau den 50. Geburtstag. Mit der Einführung des Euro verlor die Deutsche Bundesbank ihre vornehmste Aufgabe - die Festlegung der Leitzinsen - an die Europäische Zentralbank (EZB). Seitdem droht der Bundesbank das Versinken in der Bedeutungslosigkeit.

Bundesbankpräsident Axel Weber (Archiv, Quelle: AP)
Von Bedeutungslosigkeit keine Spur - findet Axel WeberBild: AP

"Die Institution hat sich überlebt", sagt Professor Dirk Schiereck von der European Business School in Oestrich-Winkel. "In 50 Jahren wird es die Bundesbank nicht mehr geben." Sogar Ex-Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl ist skeptisch: "Die Bundesbank ist nicht mehr, was sie mal war. Der Mythos existiert nur noch rudimentär."

Aufgeblähter Apparat?

Der jetzige Präsident Axel Weber verweist hingegen auf die Mitwirkung in der europäischen Geldpolitik: "Wir brauchen eine starke Bundesbank als integralen Teil des Eurosystems." Im EZB-Rat vertritt Weber die größte europäische Volkswirtschaft, hat aber nur eine von 19 Stimmen - und damit das gleiche Gewicht wie etwa Slowenien oder Luxemburg.

Derzeit ist die Notenbank auf der Suche nach neuen Aufgaben und einer neuen Identität. Doch die Selbstfindung in dem 13-stöckigen Betonklotz der Frankfurter Zentrale dauere zu lange und werde schlecht kommuniziert, sagen Kritiker und sprechen von einem "aufgeblähten Apparat", obwohl sich die Bundesbank seit Jahren um einen Schrumpfkurs bemüht: Von ursprünglich 127 Standorten sollen bis 2012 nur 47 übrig bleiben, die Mitarbeiterzahl wird von heute 10.970 Mitarbeiter auf 9000 reduziert.

Viele kleine Aufgaben

Eine Mitarbeiterin der Deutschen Bundesbank zählt Goldbarren (Quelle: dpa)
Weckt Begehrlichkeiten: Die Goldvorräte der BundesbankBild: dpa

Als "Bank der Banken" setzt sie heute die geldpolitischen Beschlüsse der EZB um, berät die Regierung, beaufsichtigt die Geschäftsbanken und sorgt für eine reibungslose Abwicklung des Zahlungsverkehrs im In- und Ausland. Nicht zuletzt ist sie auch dafür verantwortlich, Falschgeld aufzuspüren und beschädigte Münzen und Banknoten gegen neue auszutauschen. Außerdem verwaltet die Bundesbank mit rund 3400 Tonnen eine der größten Goldreserven der Welt. Im vergangenen Jahr hatten diese Vorräte einen Wert von mehr als 50 Milliarden Euro.

Dieser Schatz weckt immer wieder die Begehrlichkeit von Politikern, die das Gold am liebsten verkaufen und mit dem Erlös Schulden abbauen oder Projekte finanzieren würden. Diese Forderungen werden von der Bundesbank regelmäßig zurückgewiesen. "Die Bundesbank ist bis heute ein Bollwerk als Hüterin des Goldschatzes", sagt Volkswirt Manfred Jäger vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

"Adlon-Sause" und Imageschäden

Ehemaliger Bundesbank-Präsident Ernst Welteke (Quelle: AP)
Mag Geld: Ernst WeltekeBild: AP

Im Konflikt mit Bundeskanzlern und Finanzministern hat sich die unabhängige Notenbank jahrzehntelang gegen politische Einflussnahme gewehrt: "Die Geschichte der Bundesbank ist eine Erfolgsgeschichte", sagt der Präsident der Frankfurt School of Finance and Management, Udo Steffens: "Mit einer beispiellosen Stabilitätspolitik hat die Bundesbank die D-Mark zu einer der stabilsten Währungen der Welt gemacht." Damit sei die Notanbank zum Modell für die Europäische Zentralbank geworden. "Ohne die starke Mark hätte es niemals den starken Euro gegeben", sagt Steffens.

Als ihr größter Verdienst gilt heute noch die reibungslose Einführung des Euro-Bargelds am 1. Januar 2002 in Deutschland. Die größte Umtauschaktion der Geschichte war eine logistische Meisterleistung, Transportfirmen verteilten zum Jahreswechsel rund 71.500 Tonnen Münzen und 2,5 Milliarden Banknoten an die Kunden.

Für den größten Skandal in der Geschichte der Notenbank, die jahrzehntelang ein Symbol für Wohlanständigkeit war, sorgte Präsident Ernst Welteke. Er musste 2004 nach einem Aufenthalt im Berliner Luxushotel Adlon auf Kosten der Dresdner Bank zurücktreten. Bis heute prozessiert Welteke gegen die Bundesbank. Sein Nachfolger, der Universitäts-Professor Axel Weber, hat die Bundesbank auf Sparkurs gebracht und genießt allgemein große Wertschätzung. (ina)