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Seelenvoller Gesang und packende Arrangements

27. April 2009

Klangvolle Namen wie James Brown, Ray Charles oder Aretha Franklin künden bis heute von der weltweiten Popularität des Soul, auch in Deutschland gibt es inzwischen eine eigenständige Soulszene.

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Duffy mit Brit Award 2009(Quelle: AP Photo/Joel Ryan)
Duffy: Ikone des aktuellen SoulrevivalsBild: AP

„Soul ist in der ursprünglichen Definition schwarze Musik, die sich in den USA aus Blues und Gospel entwickelt und mit Jazz und Rock vermischt hat. Ich denke, dass man kreative Prozesse, in denen der Künstler echte, ungekünstelte Gefühle preisgibt, als seelenvoll bezeichnen kann“, erklärt Booker T. Jones. Und der muss es wissen, denn er gehört zu jenen Musikern, die den Soul entscheidend mitgeprägt haben. Als Pianist hat er jahrelang in der Hausband der Plattenfirma Stax im Süden der USA gearbeitet und ist auf vielen der frühen Soulhits zu hören. Stax aus Nashville/Tennessee und das Motownlabel aus dem nördlich gelegenen Detroit waren in den 1960er Jahren die beiden wichtigsten Zentren des jungen Genres, man spricht auch von Southern und Northern Soul. Vor allem der Gesang stellte eine Neuerung gegenüber dem bisher erfolgreichen Rhythm’N’Blues dar: inbrünstig und ausdrucksstark, inspiriert von Blues und Gospel. Das Tempo wurde etwas verlangsamt, die Betonung liegt im Soul, wie im Jazz, auf der zweiten und der vierten Zählzeit – daher auch die Bezeichnung ‚downbeat’. Der Bass spielt jetzt eine größere Rolle, außerdem finden sich in vielen Soulnummern die typischen Bläsersätze, auch Streicher werden häufig verwendet.

Ray Charles (Quelle: (AP Photo/Keystone/Franco Greco)
Soul Legende Ray CharlesBild: AP

Von Soul zu Hip Hop

Otis Redding, Sam&Dave, Marvin Gaye und Ray Charles sind einige der klangvollen Namen, die die Soulmusik der 60er Jahre entscheidend prägten, sie alle waren schwarze Musiker, die im Zuge der Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Minderheit in den USA zu mehr Selbstvertrauen verhalfen. Natürlich auch, weil der schwarze Soul in der weißen Bevölkerung sehr beliebt war und das gilt auch für die musikalischen Nachfahren des Soul. Anfang der 70er Jahre wurde das Tempo schneller, der Bass noch dominanter, aus Soul wurde Funk. Andere Musiker, wie etwa Donna Summer, orientierten sich mehr am Mainstream und es entwickelte sich die Discomusik. Ein weiteres, bis heute populäres Erbe der Soulmusik, ist der Hip Hop, der sich in den achtziger Jahren entwickelt hat. Hier sind die Rückbezüge auf Soul und Funk nicht nur ideell, sondern ganz praktisch auch in Klangschnipseln, den so genannten Samples, präsent.

Soul Revival oder Soul Forever

(Quelle: AP Photo/ Markus Schreiber)
Xavier Naidoo: Soul mit deutschen TextenBild: AP

Seit der Hochzeit der Soulmusik in den sechziger Jahren hat diese Musik Nachahmer in der ganzen Welt gefunden, vor allem in England. Von dort kommen auch die jüngsten Heldinnen der Soulmusik, Amy Winehouse und Duffy, die mit ihrem Retrosound, also einem ‚auf alt’ gemachten Klang, sogar die Hitparaden stürmen. Man kann darüber streiten, ob es sich dabei tatsächlich um ein Revival handelt oder ob nicht die Soulmusik in verschiedenen Varianten immer da gewesen ist. Der rohe, unverblümte Klang, wie er in den 60er Jahren vor allem beim Staxlabel entstanden ist, erfreut sich heute jedenfalls besonders großer Beliebtheit.

Soulmusik in Deutschland

In der deutschen Soulszene von heute spiegelt sich das alles wieder: Es gibt den echten Retrosound, es gibt die poppige Variante, es gibt Soul, der stark von Rap und Hip Hop beeinflusst ist und es gibt Musiker, die amerikanischen Soul mit deutschen Texten machen. Beim Hamburger Stefan Gwildis etwa wird aus dem Stax-Hit ‚I am a Soulman’ das Stück ‚Ich bin Soulfan’. Auch andere prominente Vertreter der deutschen Soulszene, etwa Xavier Naidoo oder Laith-al Deen, singen auf Deutsch. Eine eigenständige Szene hat sich erst in den letzten Jahren herausgebildet, viele deutsche Soulkünstler haben über den Hip Hop den Weg zurück zum Soul gefunden.

Stefan Gwildis (Quelle: AP Photo/Markus Schreiber)
Der Hamburger Soulsänger Stefan GwildisBild: AP

Autor: Jan Tengeler

Redaktion: Matthias Klaus