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60 Jahre "Mecki"

2. Juni 2010

Der berühmteste Igel Deutschlands wird 60. Aus Anlass seines Geburtstages ist jetzt in Erlangen eine Retrospektive zu sehen, die dem stachligen Helden der langlebigsten deutschen Comic-Serie ein Denkmal setzt.

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HÖRZU-Titel 'Mecki auf dem Mond' (Foto: Peter Steffen/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Er ist klein, stachelig, listig und gewitzt, dabei immer gut gelaunt und freundlich. Sein Markenzeichen: ein Dauerlächeln. "Mecki", der berühmteste Igel Deutschlands, erblickte 1951 in der Nummer 32 der Programmzeitschrift "HÖRZU" das Licht der Welt und bestand sogleich - fast auf einer ganzen Seite - sein erstes großes Abenteuer. Der Mythos "Mecki" war geboren.



Tierchen in Menschengestalt

Inspiriert von einer Trickfilmfigur der Gebrüder Diehl zeichnete Reinhold Escher den selbstbewussten Igel anfangs noch in Sepia-Braun und Schwarzweiß, wie jetzt einige Blätter in der Erlanger Schau dokumentieren. Später kamen dann die Geschichten in Farbe heraus und fanden schnell eine wachsende Fangemeinde, die sich mit dem optimistischen Tierchen in Menschengestalt und seinen skurrilen Begleitern offenbar gut identifizieren konnte. Bald avancierte "Mecki" zum unentbehrlichen Maskottchen von HÖRZU und schaffte es sogar auf das Titelblatt. Wurden die Bilder zunächst noch mit Textunterschriften versehen, setzten sich im Laufe der Jahre zunehmend Sprechblasen durch. Zu Beginn erschienen die Stories noch unregelmäßig, wurden aber ab Ende 1953 wöchentlich gedruckt: Bebilderte Botschaften aus dem Igeldorf, die Millionen von Lesern begeisterten und ein Spiegel für die mentale Befindlichkeit der Adenauer-Ära waren.

Unerschrockener Optimist

Die Nachfrage nach den harmlosen Abenteuern des gewieften Igels und seiner munteren Truppe war so groß, dass von 1952 bis 1964, pünktlich zu Weihnachten, aufwändig illustrierte Bücher mit Bildergeschichten herauskamen. Dort bestand "Mecki" mit treuen Begleitern wie dem Faulpelz und immermüden "Schrat" oder dem Pechvogel "Charly Pinguin" manche Gefahren, zeigte sich als unerschrockener Optimist und agierte im Schlaraffenland ebenso souverän wie im Orient bei Sindbad dem Seefahrer oder in Amerika bei Indianern – mit einem Lächeln.



Mit den Jahren aber setzte der papierene Serienheld mit seinem Personal ein wenig Staub an und wurde von manchen sogar etwas despektierlich als "stachliger Zwerg" diffamiert. Seine Zeitschriften-Strips erschienen manchen als zu bieder und provinziell. Kurzum: "Mecki" war als ewiger Besserwisser nicht mehr up to date und sollte dem Zeitgeist angepasst werden. So sehr aber die wechselnden Zeichner bei HÖRZU versuchten, der Comic-Figur ein neues Image zu verleihen, ihn radikal verjüngten und ihm ein moderneres Aussehen verpassten, desto mehr wuchs der Unmut unter den Lesern, weshalb die Redaktion nach Jahren der Experimente schließlich wieder auf herkömmliche Formen setzte. Aktuell zeichnet Johann Kiefersauer die Igel-Geschichten und bevorzugt bei seinem Helden ein eher traditionelles Erscheinungsbild.

"Mecki" for President!

Die in kleine Kabinette unterteilte Ausstellung im Erlanger Kunstmuseum lässt unterhaltsam 60 Jahre eines in die Jahre gekommenen Serienstars Revue passieren, zeigt Originale unterschiedlicher Zeichner und präsentiert auch Devotionalien wie diverse "Mecki"-Puppen. Eine kleine Sensation: Die Präsentation einer bislang unveröffentlichten "Mecki"-Geschichte, die der Erfinder dieses Serienhelden, Reinhold Escher, mit Farbstiften und einer Schreibmaschine zu Papier gebracht hat. Auch hier meistert der Igel mit der markanten Knopfnase und Stachelfrisur die Probleme mit Bravour und strahlt dabei jene Souveränität und Ruhe aus, die heute in der Politik abhanden gekommen ist.
"Mecki" for President!

Mecki in einer modernen Version von 2006 , die allerdings bei den Lesern durchfiel (Foto: Volker Reiche)
"Mecki - modern"Bild: Volker Reiche
Skizzenblatt mit einer Geschichte (Foto: Reinhold Escher)
Sensation: eine bislang unveröffentlichte "Mecki" - GeschichteBild: Rainer Escher


Autor: Thomas Senne
Redaktion: Conny Paul