1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

80 Jahre Haft für Taylor gefordert

4. Mai 2012

Der Ex-Diktator Liberias, Taylor, war vor einer Woche wegen Kriegsverbrechen in fast allen Punkten schuldig gesprochen worden. Nun fordern die Staatsanwälte des UN-Sondergerichts 80 Jahre Haft für den 64-Jährigen.

https://p.dw.com/p/14pMW
Former Liberian President Charles Taylor looks down as he waits for the start of a hearing to receive a verdict in a court room of the Special Court for Sierra Leone in Leidschendam, near The Hague, April 26, 2012. A special court delivers its verdict on Thursday on whether Taylor is guilty of crimes against humanity by supporting and directing rebels who pillaged, raped and murdered during the Sierra Leone civil war. The verdict will be the first passed on a former head of state by The Hague's international courts in what human rights advocates say is a reminder that even the most powerful do not enjoy impunity. REUTERS/Peter Dejong/Pool (NETHERLANDS - Tags: CRIME LAW POLITICS) /eingest. sc
charles taylor, den haag, kriegsverbrecher, liberiaBild: reuters

Dieses Strafmaß sei "angemessen", hieß es in einem Schreiben von Chefanklägerin Brenda Hollis an das Sondertribunal in Den Haag. Charles Taylor war von dem Gericht in der vergangenen Woche wegen Beihilfe zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen worden. Das Strafmaß soll Ende Mai verkündet werden.

Taylor hatte als liberianischer Präsident im benachbarten Sierra Leone die Rebellen-Organisation RUF massiv unterstützt und zu Verbrechen angestiftet. In dem Bürgerkrieg in dem kleinen westafrikanischen Land wurden von 1991 bis 2002 etwa 120.000 Menschen getötet. Die RUF ging mit unfassbarer Grausamkeit gegen die Bevölkerung vor. Für seine Unterstützung erhielt Taylor sogenannte Blutdiamanten aus von den Rebellen eroberten Minen.

Tribunal verurteilt Ex-Präsidenten

Taylor wurde 1997 nach einem von ihm entfesselten Bürgerkrieg in Liberia mit 200.000 Toten zum Präsidenten gewählt, vermutlich weil die Menschen bei seiner Wahlniederlage noch mehr Gewalt fürchteten. Nach internationalem Druck und einer Rebellion in Liberia gab Taylor 2003 das Präsidentenamt auf und suchte Asyl in Nigeria. Als die dortige Regierung 2006 seine Auslieferung ankündigte, versuchte Taylor sich abzusetzen, wurde aber nach kurzer Flucht gefasst und dem Sondertribunal in Den Haag überstellt.

Naomi Campbell als Zeugin

Der in der niederländischen Stadt im Juni 2007 begonnene Prozess hatte unter anderem durch Zeugenaussagen des britischen Models Naomi Campbell zu Blutdiamanten und der US-Schauspielerin Mia Farrow Aufsehen erregt. Taylor hatte während des gesamten Verfahrens alle Vorwürfe zurückgewiesen und sich als Opfer einer internationalen Intrige dargestellt. Es wird erwartet, dass der 64-Jährige gegen das Urteil Berufung einlegen wird.

wl/SC (dpa,rtre, afp,dadp)