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Abspecken am South Beach

Ulrike Dobelstein29. April 2004

Ganz Amerika steckt wieder mal im Diät-Rausch. Nach 'Atkins' ist jetzt 'Agatson' die Formel zum Erfolg. Millionen machen mit.

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Bis vor kurzem noch waren die Amerikaner bekannt für ihre Vorliebe für Hamburger und klebriges Toastbrot. Diese Zeiten sind jetzt vorbei. Der Grund: Die Amerikaner sind im Diät-Fieber. Die neue Waffe gegen die ungeliebten Pfunde trägt den Namen "low-carb", was soviel heißt wie "wenig Kohlenhydrate". Und Kohlenhydrate lassen sich vor allem in Backwaren finden.

Die Lebensmittelindustrie hat bereits reagiert. Statt "low fat" findet man jetzt Produkte mit dem Zusatz "low carb" in den Regalen der Supermärkte. Umfragen haben ergeben, dass bereits jeder Sechste Amerikaner sich an einer "low carb"-Diät versucht hat. Unter ihnen auch ein prominentes Beispiel. Ex-Präsident Bill Clinton nahm mit Hilfe von "low carb" elf Kilo ab.

Alles - nur kein "carb"

Ihren Ursprung findet die neue Ernährungsbewegung in der 1972 entwickelten Diät des Kardiologen Robert Atkins. Er verblüffte Kollegen und Schwergewichtige mit seiner Überzeugung, dass sich die überflüssigen Pfunde schmelzen lassen, wenn man soviel Fette, z.B. in Form von Fleisch oder Eiern, zu sich nimmt wie man mag, dafür aber auf alle kohlenhydrathaltigen Lebensmittel verzichtet.

Atkins selbst hielt sich offenbar nicht konsequent an die eigene Diät. Er wog kurz vor seinem Ableben 117 Kilo bei einer Körpergröße von 1,80 m.

Manche Fette auf dem Index

Wenngleich die Atkins-Diät auch heute noch viele Anhänger hat, ist die Ursache für den jetzigen "low carb" Rausch eher in dem Buch "The South Beach Diet" zu finden. Im April vergangenen Jahres erschienen, steht es immer noch an der Spitze der Bestsellerlisten. Mehr als fünf Millionen Exemplare wurden allein in Amerika verkauft.

Der Kardiologe Arthur Agatson modifizierte die Atkins-Diät und hatte damit überraschend Erfolg bei einer Gruppe von Herzkranken. Aus einem Zufallsprodukt wurde ein Erfolgskonzept. Die "low carb"-Welle kam ins Rollen. Im Gegensatz zu Atkins unterscheidet Agatson zwischen guten und schlechten Fetten. Pflanzliche Fette, wie Olivenöl und Nüsse sind erlaubt, tierische weiterhin verboten.

Änderung der Esskultur

Von dem Erfolg des Buches wurden vor allem die Lebensmittelindustrie und die Landwirte überrascht. Doch mittlerweile haben sie sich auf die "low carb"-Lust der Amerikaner eingestellt. Fast alle Fast-Food-Ketten wie McDonald's oder Burger King haben ihr Angebot verändert. Weniger fette Hamburger, weniger Pommes, dafür mehr Salate mit Hühnerbrust. Wer aber doch nicht auf seinen geliebten Burger verzichten möchte, kann ihn natürlich auch ohne Brötchen bekommen.

Noch nie hat eine Diät solch eine Veränderung der Essensgewohnheiten eines Landes hervorgerufen. Amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Trend noch länger anhalten wird und mit der Erscheinung des Buches "The South Beach Diet" auch auf Deutschland übergreifen könnte.