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Abspecken mit der Regierung

Monika Dittrich11. Mai 2007

Drei Pfunde in drei Tagen! In sechs Wochen zur Bikini-Figur! Schlank mit der Kohl-Diät! Gewöhnlich ködern Frauenmagazine mit Tipps zum Abspecken. Die Bundesregierung macht das nach – mit einem nationalen Aktionsplan.

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Bild: DW
Monika Dittrich Fernschreiber

In Deutschland schwabbeln die Rettungsringe. 37 Millionen Erwachsene und zwei Millionen Kinder haben hierzulande zu viel Speck auf den Rippen. Das haben jetzt auch die Politiker gemerkt – schließlich trägt manch einer von ihnen auch ein paar Pfunde zu viel mit sich rum. Und was das kostet! Rund 70 Milliarden Euro verschlingen die Dicken jedes Jahr, weil sie öfter krank werden. Ihre Knochen ächzen unter den Kilos, ihre Herzen wollen das Blut nicht so recht durch die dicken Körper pumpen, und zuckerkrank werden die Pummeligen auch. Das soll jetzt endlich anders werden. Die Deutschen sollen bitteschön wieder ein Volk von gertenschlanken Sportlern sein.

Das Diät-Ziel der Bundesregierung: 20 Prozent weniger Übergewicht bis zum Jahr 2020. Der Weg dorthin ist in einem Aktionsplan gegen Fettleibigkeit beschrieben: Mehr Aufklärung! Kochkurse schon für die Kleinen! Mehr Obst im Altenheim! Und bitte essen Sie doch vor dem Fernseher nicht die fetten Kartoffelchips, sondern lieber ein paar geschnippelte Möhren. Und steigen Sie die Treppe hoch, statt faul im Aufzug herumzustehen. Au ja, das macht Laune.

Vitamine in der Zuckerlimo

Mit den lieben Freunden der Lebensmittelindustrie wollen es sich die Politiker natürlich nicht verderben. Schließlich gibt es da doch immer die netten Lobby-Abende mit reichlich Buffet und teurem Wein – wer will darauf schon verzichten! Deshalb dürfen die Konzerne auch weiter werben, bis sie kurze Beine haben. Sie dürfen die Zuckerlimo als total gesunden Vitamintrunk verkaufen, die Gummibärchen als fettfrei anpreisen und der Schokoriegel geht als Kalzium-Schnitte durch. Der Verbraucher muss sich also weiter durch das Kleingedruckte auf der Rückseite quälen und bei Risiken und Nebenwirkungen der chemischen Geschmacks- und Zusatzstoffe seinen Arzt oder Apotheker befragen. Gute Aussichten also, dass in Deutschland auch noch im Jahr 2020 die Rettungsringe schwabbeln.