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Flugzeugabsturz wahrscheinlich Terroranschlag

8. November 2015

Nun gehen auch ägyptische Ermittler davon aus, dass es sich bei dem Flugzeugabsturz über dem Sinai um einen Terroranschlag handelt. Es wäre eines der größten Attentate seit dem 11. September 2001.

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Ägypten Untersuchung nach Absturz russischer Passagiermaschine (Foto: imago)
Bild: imago/ITAR-TASS

Grund für den Absturz des russischen Verkehrsflugzeugs in Ägypten ist vermutlich ein Bombenanschlag. Davon gehen gut eine Woche nach der Katastrophe auch die ägyptischen Ermittler aus. "Wir sind zu 90 Prozent sicher, dass es eine Bombe war", sagte ein Mitglied des Ermittlerteams der Nachrichtenagentur Reuters. Das habe die Auswertung des Flugschreibers ergeben. Dieser habe zuletzt ein Geräusch aufgezeichnet, das höchstwahrscheinlich von der Explosion eines Sprengsatzes stamme.

Die ägyptische Regierung hat sich bislang zur Absturzursache bedeckt gehalten und vor vorschnellen Schlussfolgerungen gewarnt. Offiziell hieß es lediglich, es werde kein Szenario ausgeschlossen. Westliche Länder allerdings äußerten bereits die Vermutung, dass an Bord der Maschine eine Bombe explodierte.

IS will Anschlag verübt haben

Das Flugzeug vom Typ Airbus A321 war am 31. Oktober im Urlaubsort Scharm el-Scheich auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel gestartet und sollte nach St. Petersburg fliegen. 23 Minuten nach dem Start war es plötzlich abgestürzt. Keiner der 224 Menschen an Bord überlebte. Die meisten Opfer waren russische Urlauber aus St. Petersburg. Dort wurde in einem Gottesdienst an die Toten gedacht, die Glocken der Isaaks-Kathedrale läuteten 224 Mal.

Ein Ableger der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), der auf dem Sinai aktiv ist, hatte erklärt, einen Anschlag auf die Maschine verübt zu haben - als Vergeltung für die russischen Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" vermutet auch die Bundesregierung den IS hinter dem Absturz.

Sicherheitsmängel stehen im Fokus

Auf der Suche nach der Absturzursache werteten die ägyptischen Ermittler auch die Aufnahmen der Überwachungskameras am Flughafen von Scharm el-Scheich aus. "Wir wollen herausfinden, ob sich zum Beispiel jemand an den Sicherheitskräften oder den Metalldetektoren vorbeigeschlichen hat", sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Auch ob es irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten unter den Polizisten oder den Flughafenbeschäftigten gegeben habe, werde überprüft.

Der Vorfall hat eine neue Debatte über Flugsicherheit ausgelöst. Eine Gruppe russischer Experten flog nach Angaben von Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch bereits nach Ägypten, um dort mit den Behörden über die Sicherheit an Flughäfen zu beraten. Weitere Spezialisten sollten folgen. Dabei würden Empfehlungen für zusätzliche Maßnahmen gegeben.

Wrackteile der abgestürzten Maschine
Wrackteile der abgestürzten MaschineBild: Reuters/M. Abd El Ghany

Der britische Außenminister Philip Hammond forderte eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen weltweit. "Wo es eine örtlich größere Bedrohung gibt, sind schärfere Sicherheitsmaßnahmen nötig und das kann zusätzliche Kosten und weitere Verspätungen an den Flughäfen bedeuten", sagte Hammond dem Sender BBC. Er verwies insbesondere auf Gegenden, in denen der IS operiere.

Große Rückholaktion für Passagiere

Russland begann am Wochenende damit, die nach dem Absturz in Ägypten festsitzenden rund 80.000 russischen Urlauber nach Hause zu fliegen. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge wurden binnen 24 Stunden 11.000 Touristen mit Sonderflügen in die Heimat gebracht. Den Linienverkehr nach Ägypten hat die Regierung in Moskau vorläufig untersagt. Auch Großbritannien hat ein Flugverbot verhängt und will binnen zehn Tagen alle rund 20.000 in Scharm el-Scheich gestrandeten Briten zurückbefördern.

chr/wl (afp, dpa)