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Melt! Festival 2011

18. Juli 2011

Auf dem Gelände eines ehemaligen Braunkohletagebaus in der Nähe von Leipzig entstand ein Mikrokosmos der internationalen Spitzenmusik. Das Melt! Festival bietet einen Querschnitt durch aktuelle Indie- und Electromusik.

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Kran und Menge (Foto:@Melt Festival)
Industrie-IdylleBild: Melt Festival

Es sieht schon merkwürdig aus. Inmitten endlos wirkender Landschaften versperren plötzlich mächtige Kräne den weiten Blick. Giftgrüne Laser beschriften ihre Hälse mit fetten Lettern: MELT. Schallwellen donnernder Elektrobeats werden über die Felder getragen. Die Natur muss beiseite treten, wenn eines der größten Musikfestivals Europas Einzug hält. Die kleine Landstraße platzt aus allen Nähten. Busse, Karawane, Shuttles und Taxen versuchen ihr so schnell wie möglich zu entkommen. Die einen ringen um einen Zeltplatz auf den umliegenden Wiesen, die anderen suchen den schnellsten Weg zum Backstage.

Futuristisch und industrial

Zum 14. Mal wurde das Melt! Festival am vergangenen Wochenende in "Ferropolis", der Stadt aus Eisen, gefeiert. Ehemals als Braunkohletagebau genutzt, wird die Fläche um den Gremminer See bei Gräfenhainichen einmal im Jahr zum Festivalgelände erklärt. Zu den Relikten aus alten Zeiten gehören fünf mächtige Bagger. Dazwischen stehen die einzelnen Bühnen.

Die schwedische Dancepop-Diva Robyn auf der Bühne Menge vor der Bühne (Foto: @Stephan Flad)
Die schwedische Dancepop-Diva Robyn verzückte die MassenBild: Stephan Flad

Neben den rund 120 Musik-Acts gab es in diesem Jahr zum ersten Mal auch eine Kooperation zwischen der Bauhausstiftung Dessau und dem Melt! Festival. In Workshops und Veranstaltungen diskutierten Teilnehmer die Parallelen zwischen Architektur und Musik. Die Bauhausstiftung hatte sich vor 15 Jahren der Erhaltung des ehemaligen Tagebaus als Industriedenkmal angenommen.

Trendbewusst und innovativ

Menge vor der Bühne ((Foto: @Melt Festival)
30.000 Besucher kamenBild: Stephan Flad

Mit dem Beat im Einklang tanzende Körper, glitzerbedeckte Gesichter, neonfarbene Outfits: Das war eines der vielen Bilder, das sich auf dem Melt! Festivalgelände bot. Knapp 100 km nördlich von Leipzig verschmolzen die Musiksüchtigen mit den Klängen der abstrakten Elektrowelt, des HipHop oder der melancholischen Indie-Musik. Nicht nur etablierte Größen wie The Streets, Digitalism oder Paul Kalkbrenner fanden Platz bei dieser heiß begehrten Veranstaltung.

Das Melt!-Team entscheidet sich jedes Jahr für eine große Bandbreite an Künstlern. So bleibt man für die rapide Veränderung der globalen Musikwelt offen, und so konnte man sich über die Jahre den Ruf erarbeiten, dem Publikum den aktuellen Stand internationaler Popmusik zu präsentieren.

Grenzenlose Vielfalt

Digitalism ist ein Electro-House-Duo aus Hamburg (Foto: Tom D.)
Etabliertes Electro-House Duo: Digitalism aus HamburgBild: Tom Oaxley

Das Programm des Festivals versprach für jeden etwas. "Grenzenlos" ist das Motto. Für die Hardcore Fans schrien sich die Crystal Fighters die Kehle aus dem Hals. Befürworter des deutschen HipHop hingegen kamen mit Acts wie K.I.Z. auf ihre Kosten. Highlight für die sanften Gemüter war sicherlich José González am letzten Festivaltag.

Der ist zwar in der Szene bekannt, doch Bekanntheit oder gar Weltruhm ist nicht das Kriterium, warum die Besucher kommen. Wer zum Melt! fährt, ist neugierig auf Neues und konnte dort zum Beispiel Jamie Woon erleben. Der Brite verbindet seine meist sehr spirituellen Texte mit sanftem Electro-Pop. Zum ersten Mal trat er mit Band auf und genoss sichtlich den direkten Kontakt zum Publikum.

Direkt danach folgte der vielversprechende Nicolas Jaar, ein DJ, der die klare Genreeinteilung verabscheut. Ob Jazz, Soul oder Hip Hop sich in einem Track vermischen, ist ihm egal. Dementsprechend komplex ist auch seine Musik. Die Melt!-Besucher waren von seinen Kompositionen gefesselt. Der erst 22-jährige New Yorker scheint voll im Zeitgeist zu stehen, und genau dieser popkulturelle Zeitgeist ist der Grund, warum das Melt!Festival inzwischen Besucher aus ganz Europa anlockt.

Autor: Magnus Rosengarten
Redaktion: Suzanne Cords