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Karsai kritisiert US-Militäreinsatz

3. März 2014

Seit mehr als zehn Jahren läuft der NATO-Kampfeinsatz in Afghanistan, knapp zehn Monate vor dessen Ende beklagt sich Präsident Karsai über den Militäreinsatz . Seine Botschaft an die USA ist deutlich.

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Hamid Karsai (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

"Richten Sie dem amerikanischen Volk meine besten Wünsche und meine Dankbarkeit aus. Richten Sie der US-Regierung meine Wut aus, meine extreme Wut", sagte der scheidende afghanische Präsident Hamid Karsai in einem Interview der "Washington Post". In seinem Land werde ein Krieg geführt, der vor allem anderen Ländern nütze, schimpfte er. "Afghanen sind in einem Krieg gestorben, der nicht der unsere war."

Er sei sich sicher, dass die Offensive nach den Anschlägen in New York vom 11. September 2001 aus Gründen gestartet worden sei, die "im Interesse der USA und des Westens" lägen, kritisierte Karsai die Rolle der internationalen Gemeinschaft. Zumindest sei es damals noch Ziel gewesen, ein "von Terrorismus und Extremismus befreites" sowie sicheres und stabiles Land zu schaffen. Doch das habe man "nicht erreicht". Die Afghanen lebten in Unsicherheit. Vor allem klagte Karsai über die Angriffe auf afghanische Häuser und Dörfer. Tausende lebten im eigenen Land als Flüchtlinge in Lagern.

Erfolg in kleinen Schritten

In den vergangenen zehn Jahren sind nach offiziellen Angaben mindestens 13.700 afghanische Sicherheitskräfte bei Kämpfen getötet worden. Die Zahlen sind auf der Grundlage von Entschädigungszahlungen errechnet worden. Die tatsächlichen Opferzahlen sind Schätzungen zufolge deutlich höher. Die Vereinten Nationen machen die Taliban für die meisten zivilen Opfer verantwortlich.

Karsai zeigt Washington die kalte Schulter

Je länger der Kampfeinsatz dauert und je mehr Opfer Afghanistan zu beklagen hat, desto kritischer ist Karsais Haltung gegenüber den USA. Noch zu Beginn seiner Amtszeit war der Präsident eng mit dem Westen verbündet. Am 5. April stehen Wahlen in Afghanistan an. Karsai, der selbst nicht mehr kandidieren darf, weigert sich, bis dahin ein Abkommen mit den USA zu unterzeichnen. Es soll die Stationierung von Truppen auch nach 2014, nach Ende des internationalen Militäreinsatzes, sicherstellen. Eine Bedingung für die Unterzeichnung ist für Karsai der Start von Friedensverhandlungen mit den Taliban. Außerdem sollen keine Razzien in afghanischen Wohnhäusern mehr stattfinden.

Bundeswehr: Einsatz in Afghanistan

Als Reaktion auf Karsais Äußerungen forderte US-Präsident Barack Obama das Verteidigungsministerium auf, einen vollständigen Abzug aller Truppen noch in diesem Jahr vorzubereiten. Derzeit sind etwa 52.000 Nato-Soldaten in Afghanistan im Einsatz, davon sind mehr als 33.600 US-Soldaten. Zwar haben die afghanischen Sicherheitskräfte Fortschritte in ihrer Ausbildung gemacht, es bleiben aber Zweifel, ob sie die Aufständischen gerade in abgelegenen Regionen in Schach halten können.

nis/br (afp, dpa, rtr)