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Afghanistan steht vor einem Neuanfang

15. November 2001

Die Nordallianz und aufständische Volksgruppen haben die Taliban aus weiten Teilen des Landes verdrängt. Zeitgleich verstärken sich die diplomatischen Bemühungen für eine politische Zukunft des Landes.

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Bild: AP

Die Nordallianz will bis zur Bildung einer Übergangsregierung die Hauptstadt Kabul von einem Militärrat regieren lassen. Die UN bemüht sich, in den nächsten Tage Gespräche über eine neue Regierung in Afghanistan zu organisieren. Der oberste UN-Gesandte für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, soll ein Treffen afghanischer Führer zur Bildung einer Übergangsregierung einberufen. Einstimmig verabschiedete der UN-Sicherheitsrat nach dem Fünf-Punkte-Plan eine Resolution, in der alle Kräfte in Afghanistan zur Unterlassung von Racheakten aufgerufen werden. Die 189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen werden um humanitäre Hilfe gebeten.

Widersprüchliche Situation

Die Lage in Afghanistan ist nicht eindeutig: Nach Angaben der Nordallianz ist auch die Taliban-Hochburg, die Stadt Kandahar, im Süden des Landes gefallen. Mehr noch als die Hauptstadt Kabul war Kandahar das spirituelle und politische Machzentrum der Taliban gewesen. Die USA setzten derweil die Angriffe auf die flüchtenden Taliban fort. Durch das rasante Vordringen der Nordallianz wird die Region immer kleiner, in der sich der Taliban-Führer Omar und der gesuchte Terrorist Bin Laden verstecken könnten.

Trotz der deutlichen militärischen Erfolge in den letzten Tagen warnen die USA vor verfrühter Siegessicherheit. Zwar kontrollieren nach Angaben von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld US-Soldaten die wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen dem Norden und dem Süden des Landes. Die Vertreibung der Taliban aus den Städten ist aber noch nicht unbedingt mit einem Sieg gleichzusetzen. Es besteht die Gefahr, dass es zu einem lang dauernden Guerilla-Krieg gegen die Taliban kommt. Um die Flucht von Taliban und El Kaida-Terroristen nach Pakistan zu verhindern, wurden Hunderte pakistanische Soldaten an die Grenze zu Afghanistan verlegt.

Suche nach einem politischen Neubeginn

In New York bemühten sich Diplomaten um ein Konzept für eine Übergangsregierung. Der UNO-Gesandte Lakhdar Brahimi legte am Dienstag einen Fünf-Punkte-Plan für die Zukunft des Landes vor. Der Plan sieht eine zweijährige Übergangsverwaltung für das Land vor, in der alle ethnischen Gruppen vertreten sein sollen. Außerdem soll eine multinationale Schutztruppe in Afghanistan stationiert werden. Zunächst solle ein provisorischer Rat gebildet werden, an dessen Spitze der frühere König Mohammed Sahir Schah stehen könnte. Der 87-Jährige Schah erklärte in Rom, er werde "sehr bald" nach Afghanistan zurückkehren. Zu seiner Rolle bei einer Regierungsbildung äußerte er sich nicht. Der Schah rief die Afghanen dazu auf, wachsam gegenüber ausländischen Plänen zu sein. Er forderte die USA auf, ihre Angriffe möglichst schnell zu beenden.

Gleichzeitig ist der 1996 von den Taliban entmachtete afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani nach Kabul zurückgekehrt. Rabbani habe als erste offizielle Amtshandlung eine Generalamnestie "zum Erhalt der Einheit des Staates" verkündet, sagte der afghanische Botschafter in Tadschikistan, Said Ibrahim Hikmat. (im)