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Wieder tote Zivilisten

5. März 2007

US-Kampfflugzeuge haben am Montag (5.3.07) ein Wohnhaus in Afghanistan bombardiert. Die Behörden zählen neun Tote. Bereits am Vortag starben Zivilisten durch die US-geführten Koalitionstruppen.

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Ein Afghane weint und schreit mit erhobenem Arm (Quelle: AP)
Trauer und Proteste wegen unschuldiger OpferBild: AP

Bei einem Luftangriff der Koalition seien am Montag (5.3.07) in der Provinz Kapisa nördlich von Kabul neun Unbeteiligte ums Leben gekommen, darunter drei Kinder, sagte Kapisas Vizegouverneur Sayed Mohammad Dawood Hashimi. Die Bomben hätten ein Wohnhaus getroffen. Die Koalition teilte mit, nach einem Angriff auf eine ihrer Basen in Kapisa hätten Kampfflugzeuge zwei 1000-Kilo-Bomben auf eine "vermutete Feindposition" geworfen. Die Berichte über neun Tote würden untersucht.

Nach einem Selbstmordanschlag auf US-geführte Koalitionstruppen im Osten Afghanistans hatten Koalitionssoldaten bereits am Sonntag zehn Zivilisten getötet und 34 weitere verletzt, berichteten afghanische Behörden. Nach Angaben des Innenministeriums hatten die Koalitionstruppen aus Angst vor einem zweiten Anschlag nahe der Stadt Dschalalabad das Feuer auf Umstehende eröffnet. Ein Kameramann des afghanischen Senders Ariana, Khan Wali Kamran, sagte, US-Soldaten hätten Reporter nach dem Vorfall gezwungen, Bänder und Fotos zu löschen, die zivile Opfer zeigten.

Aufgebrachte Afghanen

Der afghanische Präsident Hamid Karsai kritisierte den Angriff auf
Zivilisten vom Sonntag scharf und ordnete eine Untersuchung an.
Zugleich verurteilte er den Selbstmordanschlag, zu dem sich die
Taliban bekannt haben. Nach dem Anschlag hatten zahlreiche
aufgebrachte Afghanen mehrere Stunden lang die Schnellstraße von Dschalalabad nach Pakistan blockiert. Die Demonstranten riefen Parolen gegen die ausländischen Truppen in Afghanistan.

Immer wieder sterben Zivilisten

Aus Angst vor Anschlägen erschießen ausländische Soldaten in
Afghanistan immer wieder Zivilisten, die sie fälschlicherweise für
Attentäter halten. Auch bei Luftangriffen wurden den internationalen Truppen in der Vergangenheit häufig zivile Opfer vorgeworfen. Die Regierung in Kabul fordert die ausländischen Streitkräfte regelmäßig dazu auf, vorsichtiger vorzugehen. Im vergangenen Jahr starben in Afghanistan mindestens 4000 Menschen einen gewaltsamen Tod, darunter geschätzte 1000 Zivilisten. Viele der zivilen Opfer waren auf Anschläge der Taliban zurückzuführen.

Mehrere junge Afghanen weinen, schreien und erheben die Fäuste (Quelle: AP)
Bild: AP

Auch Tote im Süden und Westen Afghanistans

Bei Kämpfen im Süden Afghanistans wurden unterdessen zwei ISAF-Soldaten getötet. Die NATO-geführte ISAF teilte am Sonntag mit, zu den Gefechten sei es am Vortag gekommen. Zur Nationalität der Getöteten machte die Schutztruppe wie üblich keine Angaben. In Südafghanistan sind vor allem Briten, Kanadier und Niederländer stationiert. Auch die Provinz, in der es zu den Kämpfen kam, wurde in der ISAF-Mitteilung nicht genannt. In diesem Jahr sind bislang 22 ausländische Soldaten in Afghanistan getötet worden, 14 davon waren Amerikaner. Im vergangenen Jahr wurden in Afghanistan fast 140 Selbstmordanschläge verübt, mehr als je zuvor.

Der pakistanische Sender Geo TV meldete am Sonntag, internationale Truppen in Afghanistan hätten einen pakistanischen Grenzposten im halbautonomen Stammesgebiet Nord-Wasiristan beschossen. Die Geschosse hätten den Posten verfehlt. Die USA drängen die pakistanische Regierung, härter gegen Extremisten vorzugehen. Islamabad wird vorgeworfen, dass die Taliban von ihren Zufluchtsgebieten in Pakistan aus Angriffe in Afghanistan organisieren.

Bei der Explosion einer ferngezündeten Bombe auf einer häufig von ISAF-Soldaten benutzten Straße in Herat im Westen Afghanistans wurden am Samstag zwei Zivilisten getötet. Bei dem Anschlag zwischen dem Stadtzentrum von Herat und dem Provinzflughafen wurden nach Angaben der Polizei außerdem mindestens elf Menschen verletzt. Die Bombe sei nur wenige Minuten, nachdem zwei NATO-Fahrzeuge die Stelle passiert hätten, detoniert. In der ostafghanischen Provinz Kunar wurde in der Nacht zum Samstag bei einem Überfall bewaffneter Unbekannter auf eine Polizeistation ein Polizist getötet; zwei weitere wurden verletzt.

Schicksal des Taliban-Anführers Achund unklar

Unklar blieb am Wochenende das Schicksal des Taliban-Anführers Mullah Obaidullah Achund, der Nummer drei in der Führung der Rebellen. Die Zeitung "Dawn" und andere Medien hatten am Freitag berichtet, Sicherheitskräfte hätten Obaidullah Achund in der südwestpakistanischen Stadt Quetta festgenommen. Die Taliban dementierten das. Eine offizielle Bestätigung der Festnahme durch die pakistanische Regierung gab es nicht. (je/ana/al)