1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Dringende Apelle an Afghanistans alten und neuen Präsidenten

3. November 2009

Trotz des Unbehagens über die abgesagte Stichwahl, sind viele Afghanen einfach nur froh, dass die Unsicherheit vorbei ist.

https://p.dw.com/p/KMSc
Un-Generalsekretär Ban Ki Moon war am Montag zu einem Überraschungsbesuch in KabulBild: AP

Karsai hat nicht gesiegt, er ist zum Sieger erklärt worden. So fasst Fazel Sancharaki, Sprecher des einstigen Präsidentschaftskandidaten Abdullah Abdullah das Endergebnis der Wahlen in Afghanistan zusammen.

"Die Wahlkommission war schon immer auf der Seite von Karsai," sagt Sancharaki. "Und nun hat sie ihn übereilt zum Sieger erklärt. Dies wird die Krise im Land noch verstärken und das Problem der Legitimität der Regierung nicht lösen."

Gerüchte um möglichen Putsch

Sancharaki weist aber zugleich darauf hin, dass Abdullah Abdullah seine endgültige Position noch nicht festgelegt habe. Er werde verantwortungsvoll und zum Wohle des afghanischen Volkes entscheiden. Abdullahs Anhänger sind bislang unauffällig geblieben. Sie sprechen dennoch von einem möglichen politischen Putsch in Kabul und von Befürchtungen für die Zukunft.

"Diese Erklärung Karsais zum Sieger zeigt, dass wir uns von fairen Wahlen in Afghanistan für immer verabschieden müssen. Die künftigen Präsidenten werden nicht mehr durch das Volk, sondern durch Putsch an die Macht kommen."

Abdullah Abdullah / Afghanistan
Die Stichwahl hat er boykottiert, aber von der politischen Bühne verschwinden will er nicht: Karsai-Herausforderer Abdullah AbdullahBild: AP

Doch so enttäuscht wie die Anhänger von Abdullah Abdullah scheinen nur wenige Afghanen zu sein. Die meisten Bewohner der Hauptstadt Kabul zum Beispiel freuen sich, dass die Zeit der Ungewissheit endlich vorbei ist. Sie zweifeln nicht an der Legitimität des neuen Präsidenten und verlangen jetzt Taten.

"Auch wenn er in den letzten fünf Jahren kaum was erreicht hat, soll es ihm verziehen werden," meint ein Mann in der Landessprache Dari, "Jetzt verlange ich aber von Karsai in den nächsten fünf Jahren so viel wie möglich für die Menschen in diesem Land zu arbeiten, damit sie sich nicht noch einmal von ihm abwenden."

Autobombe in Kabul Flash-Galerie
Die Nerven liegen blank. Taliban-Terror und ISAF-Präsenz machen der Zivilbevölkerung zu schaffenBild: AP

Wunsch nach mehr Sicherheit

Für die Afghanen zählt jetzt vor allem die Verbesserung der Sicherheits- und Wirtschaftslage des Landes. Die politische Ungewissheit nach den Wahlen vom August, so der Eindruck, der bei vielen offenbar enstanden ist, habe dazu beigetragen, dass sich Sicherheits- und Wirtschaftslage extrem verschlechtert habe. Nachdem jetzt die machtpolitische Frage geklärt ist, sollen alle an Lösungen für die riesigen Probleme des Landes zusammen arbeiten, fordert ein Mann aus Herat: "Karsai muss sein Kabinett radikal umbilden. Falls das nicht geschieht und er wie in den vergangen Jahren mit den alten Oligarchen regiert, werden die Menschen unzufrieden sein. Die Unzufriedenheit der Menschen wird dann die Legitimität seiner Macht endgültig untergraben."

Präsident Karsai kennt die Wünsche seiner Landsleute. Trotzdem wird es ihm schwerfallen, sich von den mächtigen Warlords im Land zu lösen, mit deren Hilfe er an die Macht gekommen ist.

Autor: Ratbil Shamel
Redaktion: Nicola Reyk