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Reaktionen aus Afrika

Friederike Müller12. Februar 2013

Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat auch Afrikas Kirchenvertreter überrascht. Obwohl er den Kontinent weit seltener besuchte als sein Vorgänger Johannes Paul II, hat er Spuren hinterlassen.

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Papst Benedikt begrüßt 2009 in Angola Gläubige, FOTO: +++(c) dpa - Report+++
Bild: picture-alliance/dpa

Kardinal Wilfrid Napier war gerade in der Mittagspause, als er vom Rücktritt Papst Benedikt XVI. erfuhr. "Meine erste Reaktion war: Jemand macht hier einen Witz, der eigentlich gar nicht lustig ist", erzählt Kardinal Napier, Erzbischof von Durban in Südafrika. Er habe die Information direkt überprüft und herausgefunden, dass der vermeintliche Witz tatsächlich Ernst war: "Das war ein Schock. Es kam sehr unerwartet", sagt er im DW-Interview.

So wie Kardinal Napier reagierten viele Afrikaner auf den plötzlichen Rücktritt. "Er hat einen sehr mutigen Schritt getan, indem er eingestanden hat, dass er immer schwächer wird. Viele Menschen sind von dieser Entscheidung schockiert. Aber ich denke, er weiß was er tut", sagt Erzbischof Ignatius Kaigama, Vorsitzender der nigerianischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Jos. Und auch die Bevölkerung in vielen afrikanischen Staaten zeigt Verständnis für seinen Schritt - so wie diese Kenianerin: "Er hat sicher viel gebetet, bevor er diese Entscheidung getroffen hat", vermutet sie und fügt hinzu: "Auch ich bitte Gott manchmal darum, dass ich Dinge nicht tun muss, für die ich mich einfach zu alt fühle."

Benedikt XVI. besuchte drei afrikanische Länder

Die Frau erinnert sich noch gut daran, dass sein Vorgänger, Papst Johannes Paul II., allein ihre Kirche in Kenia zwei Mal besucht hat. 16 Mal bereiste er den Kontinent während seines 26-jährigen Pontifikats. Papst Benedikt XVI. kam sehr viel seltener nach Afrika: 2009 reiste er nach Kamerun und Angola, zwei Jahre später nach Benin.

Doch diese wenigen Besuche seien sehr intensiv gewesen, so Kardinal Napier aus Südafrika: "Papst Benedikt fühlte sich in der afrikanischen Kirche zuhause. Ich denke, er hat hier gute Erfahrungen gemacht, und das wiederum hat dazu geführt, dass sich ihm die Menschen hier sehr verbunden fühlten". Er habe Verständnis dafür, dass Papst Benedikt XVI. in seinem Alter nicht öfter nach Afrika kam: "Benedikt XVI. hat Afrika trotzdem gut abgedeckt und zum Beispiel eine Reihe afrikanischer Kardinäle und Bischöfe in wichtige Positionen ernannt. Auch damit hat er gezeigt für wie wichtig er die Kirche in Afrika hält."

Papst Benedikt XVI. beim Eintreffen in Kamerun, 2009, FOTO: AP Photo/Rebecca Blackwell
Zwei mal war Benedikt XVI. in Afrika, wie hier 2009 in KamerunBild: AP

Nächster Papst aus Afrika?

Auch Jean-Paul Messina, Professor für Kirchengeschichte an der Katholischen Universität Zentralafrikas in Yaunde in Kamerun würdigt den Einsatz von Papst Benedikt XVI.: "Er war unserem Kontinent sehr nah. Wir werden diesen Papst in Afrika stark in Erinnerung behalten und vielleicht fällt es uns deshalb schwer zu verstehen, warum er zurücktritt." Denn ein Papst werde auf Lebenszeit gewählt. Dass Papst Benedikt XVI. seine Aufgabe also nicht bis zum Ende durchführe, könnten viele seiner Mitbürger nicht nachvollziehen, so Messina. "Trotzdem nehmen wir die Gründe, die er angeführt hat, sehr ernst. Jetzt beten die Menschen hier, dass Gott der Kirche einen würdigen Nachfolger gibt."

Der könnte möglicherweise Afrikaner sein. Als potenzielle Nachfolger werden unter anderem der Nigerianer Francis Arinze und Peter Turkson aus Ghana gehandelt. In Afrika, so wie in Asien und Lateinamerika, sei die Kirche sehr aktiv und lebendig, so Wilfried Napier aus Durban. „Die Kirche braucht eine neue Dosis Enthusiasmus, die uns voran bringt und die als Inspiration für die westliche Welt dienen könnte, wo sich Menschen eher von religiösem Glauben abwenden", sagt Napier der DW. Als Kardinal wird er bei der Wahl des neuen Papstes im Konklave dabei sein.

Kardinal Francis Arinze
Kardinal Francis ArinzeBild: AP

Afrikanische Kirchenvertreter und Experten sind sich einig: Viel wichtiger als die Herkunft des neuen Papstes ist, dass er dem Amt gewachsen ist und es gewissenhaft ausführt. Natürlich würde er sich über einen afrikanischen Papst freuen, sagt Ignatius Kaigama, Vorsitzender der nigerianischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Jos. "Aber das ist nicht unsere Priorität. Wir brauchen einen Papst, der die Katholiken auf der ganzen Welt vereint und gleichzeitig den Regierungen und den anderen Religionsgemeinschaften, zum Beispiel dem Islam, die Hand reicht." Ein Anwalt des Friedens solle er sein, so Kaigama: "Und wenn er Afrikaner ist, vielleicht sogar Nigerianer, umso besser. Uns fehlt es hier nicht an geeigneten Kandidaten."