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Überschwemmungen

1. Juni 2010

Der erste Tropensturm dieses Jahres hat in Mittelamerika bereits über 100 Menschen das Leben gekostet. Zudem beginnt im Juni offiziell die Hurrikan-Saison, Meterologen befürchten schlimmere Wirbelstürme als im Vorjahr.

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Überschwmmungen in Choluteca, Honduras, Foto: ap
Honduras: Mindestens 14 OpferBild: AP

Durch den pazifischen Tropensturm "Agatha" sind in Zentralamerika in den vergangenen Tagen mindestens 144 Menschen ums Leben gekommen, 53 weitere wurden am Dienstag (01.06.2010) noch vermisst. "Die Zahl kann schon weiter angestiegen sein", so der regionale Rot-Kreuz-Chef Paco Maldonado, die meisten Menschen seien durch Erdrutsche gestorben, die Häuser zum Einsturz gebracht hätten, tausende Menschen mussten evakuiert werden.

In El Salvador gab es den Behörden zufolge fast 180 Erdrutsche. Nach Angaben von Präsident Mauricio Funes fielen dem Unwetter in seinem Land mindestens neun Menschen zum Opfer. Auch wenn der Sturm mittlerweile nachgelassen habe, bleibe die Situation im ganzen Land kritisch, sagte Funes. In Honduras wurden mindestens 14 Todesopfer gemeldet, rund 3.100 Menschen wurden evakuiert. Dutzende Häuser, Brücken und rund 2.500 Hektar Ackerland wurden zerstört. In zehn Provinzen wurde der Schulunterricht abgesagt. Zahlreiche Flüsse seien über die Ufer getreten, erklärten die Behörden. In allen drei Ländern wurde der Notstand ausgerufen.



Soviel Wasser wie in einem Monat

La Hachadura , El Salvador, Foto: ap
An der Grenze zu El Salvador rissen die Wassermassen ganze Straßen weg. Das Land wurde schon im vergangenen Jahr von Wettereskapaden schwer getroffenBild: AP


Der Tropensturm war am Samstag mit Geschwindigkeiten von 75 Stundenkilometern auf die Küste getroffen. Die Ausläufer von "Agatha" brachten der Region von Südmexiko bis nach Nicaragua am Wochenende starken Regen und Überschwemmungen, die Wassermassen lösten Erdrutsche und Sturzfluten aus.


Am Montag (31.05.2010) schien "Agatha" an Stärke nachzulassen, die durch den Sturm ausgelösten Regenfälle ließen aber die Flüsse so anschwellen, dass von Entwarnung noch keine Rede sein konnte. Viele Städte und Dörfer in den Bergen Guatemalas waren von der Außenwelt abgeschnitten, Telefonverbindungen, Straßen und Brücken waren zerstört. In der Hauptstadt Guatemalas fiel nach Angaben von Meteorologen an einem Tag so viel Regen (10,8 Zentimeter) wie normalerweise in einem Monat. In weiten Teilen von Guatemala-Stadt fiel der Strom aus. Außerdem wurde auch der wiedererwachte Vulkan Pacaya im Zentrum des Landes am Montag wieder aktiv und spie nach mehreren Explosionen glühende Steine und Asche in die Luft. Vor allem der Ascheregen bedrohte nahe liegende Ortschaften.


Beginn der Hurrikan-Saison

Am 1. Juni beginn über dem Atlantik auch offiziell die Hurrikan-Saison, die bis 1. November andauert. Nach einem gemäßigten Jahr 2009 befürchten US-Wetterexperten 2010 deutlich mehr und heftigere Stürme. Den Modellen der Forscher zufolge könnten sich von Juni bis November über dem Atlantik zwischen 11 und 16 tropische Stürme bilden - normal seien neun bis zehn, so der Hurrikan-Experte William Gray von der US-Universität von Colorado. Bis zu fünf Stürme dürften sich dabei zu ausgewachsenen Hurrikans mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 178 Kilometern pro Stunde entwickeln. Im vergangenen Jahr gab es nur drei Stürme in Hurrikanstärke. Einer davon war "Ida", der besonders in El Salvador wütete. Insgesamt blieb die Zahl der Hurrikans "deutlich unter dem Durchschnitt seit Mitte der 1990er Jahre", hieß es auch in der Katastrophenbilanz der Münchener Rückversicherung für 2009.


Der wohl mit bis zu 135 Milliarden Dollar Folgekosten teuerste Hurrikan war "Katrina". Er verwüstete im August 2005 die Golfküste der USA und brachte mehr als 1800 Menschen den Tod. Die tödlichste Saison der vergangenen hundert Jahre war das Jahr 1998. Als "Mitch" über Mittelamerika und die Karibik brauste, starben bis zu 18.000 Menschen.

Zeltstadt in Haiti, Foto: ap
Was wird aus Haitis Zeltstädten bei einem Hurrikan?Bild: picture-alliance/dpa

Hilfsorganisationen sehen der aktuellen Hurrikan-Saison mit Sorge entgegen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass auch Haiti in der Schneise eines Tropensturms befindet, liegt den Angaben zufolge bei 49 Prozent. Dabei könnte auch schon ein schwächerer Hurrikan verheerende Folgen für das Land haben, weil das Beben vom 12. Januar die ohnehin spärliche Infrastruktur Haitis weitgehend zerstört hat und immer noch etwa 1,2 Millionen Menschen obdachlos sind oder in Notunterkünften hausen. Wenn in der ohnehin kritischen Regenzeit auch noch ein Hurrikan die Stadt direkt treffen sollte, befürchten Experten eine weitere Katastrophe.

Autorin: Ina Rottscheidt
Redaktion: Oliver Pieper