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Agentenaustausch wie im Kalten Krieg?

8. Juli 2010

In den russisch-amerikanischen Spionagefall kommt Bewegung. Möglicherweise steht bereits ein Agentenaustausch kurz bevor. Der Plan erinnert an die Zeit des Kalten Krieges.

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Der Physiker Igor Sutjagin, leicht grinsend hinter Gitterstäben in einem russsischen Gerichtssaal stehend (Foto: AP)
Kommt er bald frei? Der in Russland inhaftierte Igor Sutjagin möchte seine Zelle gerne verlassenBild: AP

Wer dachte, dass mit dem Fall der Mauer die Spionageaktivitäten zwischen Russland und der USA eingestellt wurden, der irrt. Tatsächlich spionieren sich beide Länder weiter aus – und enttarnen immer wieder Spione. Amerikanische und russische Medien berichten nun, dass hinter den Kulissen die Regierungen in Washington und Moskau einen Agentenaustausch vorbereiten. Demnach könnte schon am Donnerstagabend (08.07.2010) die spektakuläre Operation über die Bühne gehen.

Anwältin gibt Details öffentlich preis

Im Kreml hüllen sich die Offiziellen bisher noch in Schweigen, doch Moskauer Medien spielen bereits ein konkretes Szenario durch: Demnach will der Kreml den russische Nuklear- und Waffenexperten Igor Sutjagin gegen mehrere in den USA inhaftierte Spione freigeben. Die Informationen über den möglichen Austausch stammten von Sutjagins Anwältin Anna Stawitskaja, die über die pikante Operation auf einer Pressekonferenz berichtete. Der Bruder des Waffenexperten, Dmitri Sutjagin, fügte hinzu, Igor Sutjagin solle über Wien nach London gebracht werden. "Mein Mandant hat dem Austausch nach London zugestimmt, weil sonst in Russland sein Leben zerstört gewesen wäre", kommentierte Stawizkaja die Aktion.

Portraitansicht von Svetlana und Dmitri Sutjagin während einer Pressekonferenz in Moskau(Foto: AP)
Der Bruder und die Mutter des inhaftierten Nuklearphysikers machen den brisanten Deal öffentlichBild: AP

Sutjagin war 2004 in einem vielbeachteten Prozess wegen Hochverrats zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Moskauer Gericht hatte es als erwiesen angesehen, dass er Informationen über die russische Raketenabwehr sowie über Atom-U-Boote an eine britische Agentur mit Kontakten zum US-Geheimdienst CIA übergeben hatte. Es heißt, dass Sutjagin schon aus einem Straflager in Nordrussland nach Moskau gebracht worden sei. Sutjagin solle vermutlich gemeinsam mit weiteren enttarnten Spionen abgeschoben werden, sagte Stawizkaja. Nach Ansicht des russischen Bürgerrechtlers Ernst Tscherny will Moskau möglichst viele der vor kurzem in den USA festgenommenen zehn mutmaßlichen Spione freibekommen. Zudem soll auch der 2006 in Russland zu 13 Jahren Haft verurteilte Doppelagent Sergej Skripal freikommen, berichteten Moskauer Medien.

Regierungen bemühen sich um Schadensbegrenzung

Und die USA? Die jüngste Festnahme der zehn Verdächtigen in den USA soll nach dem Willen des Weißen Hauses das "Tauwetter" zwischen Moskau und Washington keinesfalls gefährden. Beide Regierungen bemühen sich um Schadensbegrenzung. Allerdings: Noch gibt es auch in der US-Hauptstadt keinerlei offizielle Bestätigung der Aktion. Unterdessen wurde in den USA bekannt, dass alle zehn Festgenommenen mutmaßlich russischen Spione am Donnerstag vor einem New Yorker Gericht erscheinen sollen. Dies sehen Insider als erstes Signal, "dass sich bald etwas tun könnte".

Sicherheitsbeamte in Zivil bei einem Agentenaustausch von acht Personen am 11.02.1986 auf der Glienicker Brücke, die West-Berlin mit dem DDR-Bezirk Potsdam verbindet (Foto: AP)
An der Glieniecker Brücke wurden früher häufiger Agenten ausgetauschtBild: picture-alliance/dpa

In den Zeiten des Kalten Krieges wurden immer wieder Agenten zwischen der Sowjetunion und dem Westen, vor allem der USA, ausgetauscht. Schauplatz war häufig das damals geteilte Berlin: Der Weg in die Freiheit führte die Spione immer wieder über die Glienicker Brücke zwischen Potsdam und West-Berlin in die jeweilige "Freiheit".

Autor: Marcus Bölz (AP, dpa, afp)
Redaktion: Martin Schrader

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