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Ahmadinedschad will im Atomstreit einlenken

3. Februar 2010

Der Iran ist nach den Worten von Präsident Ahmadinedschad bereit, auf die Forderung des Westens einzugehen und Uran im Ausland anreichern zu lassen. Die US-Regierung reagiert zurückhaltend auf die Worte aus Teheran.

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Mahmud Ahmadinedschad (Foto: ISNA)
Mahmud AhmadinedschadBild: ISNA

Teheran gibt im Atomstreit offenbar nach. Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte am Dienstagabend (02.02.2010), Uran aus dem Iran könne zur Anreicherung ins Ausland geschickt werden. Der Iran sei bereit, einen entsprechenden Vertrag abzuschließen, sagte er in einem Interview des staatlichen Fernsehens.

Der Kompromissvorschlag

Karte Europa, Russland, Iran (DW-Grafik: Per Sander)
So könnte der Atom-Deal funktionierenBild: DW

Der Westen verdächtigt den Iran, Atomwaffen bauen zu wollen. Die iranische Führung behauptet dagegen, die Atomkraft nur friedlich zu nutzen. Als Kompromiss hatten die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates zusammen mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA und Deutschland vorgeschlagen, die Urananreicherung in Frankreich und Russland durchzuführen. Niedrig angereichtes Uran (3,5 Prozent) könnte dort auf 20 Prozent angereichert und dann in den Iran zurückgeschickt werden. Auf diese Weise sollte ausgeschlossen werden, dass der Iran sein Uran so anreichert, dass es für den Bau von Atombomben geeignet ist.

Die iranische Führung hatte den Vorschlag bislang immer abgelehnt und darauf bestanden, dass das niedrig angereicherte Uran in drei Phasen gegen höher angereichertes ausgetauscht werden soll. Diesen Austausch wollte sie außerdem auf iranischem Boden vollziehen.

Für sein Einlenken gab Ahmadinedschad "technische Gründe" an. "Wir sind nicht dagegen, unser niedrig angereichertes Uran ins Ausland zu senden, weil wir eine konstruktive Zusammenarbeit wollen", sagte er.

Zurückhaltende Reaktionen im Westen, Zuspruch aus Russland

Die USA äußerten sich in einer ersten Reaktion zurückhaltend. Der Iran solle sich an die Internationale Atomenergiebehörde wenden, wenn er den Kompromissvorschlag annehmen wolle, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Neuverhandelt werde nicht. Die USA und auch die EU hatten dem Iran zuletzt mit neuen Wirtschaftssanktionen gedroht, sollte das Land im Atomstreit nicht einlenken.

Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat die Signale für ein Einlenken Teherans im Atomstreit mit der internationalen Gemeinschaft zurückhaltend aufgenommen. "Wir werden den Iran nicht an seinen Worten messen, sondern an seinen Taten", sagte Westerwelle am Mittwoch in Berlin. Nur durch eine ernsthafte Rückkehr des Landes an den Verhandlungstisch und einen Neuanfang werde sich die internationale Staatengemeinschaft überzeugen lassen, von Maßnahmen und Sanktionen abzusehen.

Russland dagegen hat die jüngsten Äußerungen Ahmadinedschads begrüßt. Falls die Führung in Teheran tatsächlich bereit sei, niedrig angereichertes Uran im Ausland auf eine höhere Anreicherungsstufe bringen zu lassen, würde Moskau dies willkommen heißen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch nach Angaben der Agentur Interfax. Er bedaure, dass der Iran im vergangenen Jahr eine vorläufige Vereinbarung darüber abgelehnt habe und einen "alternativen Weg" gegangen sei, sagte Lawrow. "Dieses Misstrauen unserer iranischen Partner hat uns sehr verwundert."

Weiterer Raketentest

Unterdessen teilte das iranische Verteidigungsministerium am Mittwoch (03.02.2010) mit, dass eine weitere Rakete zur Beförderung von Satelliten erfolgreich getestet worden sei. Mit dem dritten "Kawoschgar"-Modell aus eigener Produktion sei eine Kapsel ins All geschossen worden. Zu Forschungszwecken befänden sich darin eine Ratte, eine Maus, eine Schildkröte und Würmer. Nähere Einzelheiten zum Forschungszweck oder zur Rakete wurden nicht genannt.

Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder des Starts der "Kawoschgar-3". Der Raketentest habe während der Feierlichkeiten zum 31. Jahrestag der islamischen Revolution stattgefunden, hieß es. Der Iran hatte schon einmal zwei Satelliten mit Gerät ins All gebracht, um Luftdruck, Wind und Temperatur zu bestimmen.

Autor: Dirk Eckert / Herbert Peckmann (dpa, rtr, ap)

Redaktion: Rolf Breuch / Julia Elvers-Guyot

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