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"Nie die Hoffnung verlieren!" hat sich AIDS-Waise Dave zum Motto gemacht.

19. Juli 2010

Zwölf Millionen Kinder leben in Afrika als AIDS-Waisen. Sie haben mindestens einen Elternteil durch das HI-Virus verloren. Auch David ist ein solches Waisenkind. Doch Aufgeben kommt für den 18-Jährigen nicht in Frage.

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David und sein GroßvaterBild: DW
AIDS-Waise Kenia 2
David bei der FeldarbeitBild: DW

Halb sechs Uhr morgens. Es ist dunkel und fast alle Bewohner des kleinen kenianischen Dorfes Alwala sind noch im Bett. Doch David Owiti ist schon seit über einer halben Stunde auf den Beinen und beginnt seine Feldarbeit. Der Pflug und die Ochsen sind Erbstücke, die seine Eltern ihm hinterlassen haben. Beide sind vor 14 Jahren an AIDS gestorben. "Alles, was ich über den Ackerbau weiß, habe ich von meinem Großvater gelernt", so David. "Er hat vor 10 Jahren angefangen, mir diese Dinge beizubringen. Wir waren alleine mit ihm und ich habe ihm geholfen. So habe ich Stück für Stück dazugelernt." David war erst 4 Jahre alt, als seine Eltern starben. Er hat noch zwei Geschwister. Weil David aber der älteste Junge ist, hat der 18-Jährige eine besondere Verantwortung für die Familie. Er muss sich darum kümmern, dass alle eine ordentliche Ausbildung bekommen - und das ist teuer.

Ein großer Traum

Um sieben Uhr geht langsam die Sonne auf über Alwala. David ist gerade mit der Feldarbeit fertig geworden und wäscht sich. Er muss sich beeilen, denn gleich beginnt sein zweiter Job: Seit kurzem ist er Aushilfslehrer an der Grundschule des Dorfes. Auf dem langen Weg zur Arbeit hat er Zeit, über seine Ziele und Träume nachzudenken. Sein größter Wunsch: Medizin zu studieren. "Das liegt auch an dem ganzen Leid, das ich seit dem Tod meiner Eltern ertragen musste. Ich möchte etwas aus mir machen", sagt David. "Als meine Eltern starben, war ich noch klein und wollte ihnen nahe sein. Ich glaube, wenn ich die Eltern von einem Kind rette, dann muss das Kind nicht durch die Qualen gehen, durch die ich damals gehen musste."

Laut Weltgesundheitsorganisation teilen über 12 Millionen Kinder in Subsahara-Afrika Davids Schicksal. Sie haben mindestens ein Elternteil aufgrund von AIDS verloren. David sagt von sich, dass er dabei sogar Glück hatte, denn er hat noch seine Großeltern. Sie sind zwar schon alt und schwach, aber eine wichtige emotionale Stütze.

Immer noch viele Vorurteile

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David ist als Lehrer beliebtBild: DW

Als David nach dem langen Fußweg in der Schule ankommt, warten die Schüler schon ungeduldig. Er arbeit hier zwar erst seit ein paar Monaten, hat sich aber schon viel Sympathie und Respekt bei den Schülern erworben. Randiga Eliazar, sein Chef, ist beeindruckt: "Dave ist ein toller Kerl. Manchmal, wenn er nicht kommen kann, fragen die Schüler: ‚Wo ist denn Mr. David?’" Gerade für die Schüler, die selbst keine Eltern haben, sei David wegen seiner Erfahrung ein großes Vorbild, so der Lehrer.

David unterrichtet jeden Tag von neun Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags. Das Geld, das er dafür bekommt, ist wenig: keine 20 Euro pro Monat. Aber es ist vor allem das Gefühl, den Schülern etwas fürs Leben mitgeben zu können, das ihn motiviert. Die heutige Unterrichtseinheit über den menschlichen Körper und über Blutkrankheiten liegt ihm besonders am Herzen. "In der Klasse sprechen wir auch über die Mythen und Missverständnisse rund um HIV/AIDS. Manche Menschen glauben, AIDS sei ein Fluch und die Menschen mit dem HI-Virus hätten in ihrem Leben gegen die Regeln der Gemeinschaft verstoßen", sagt David aufgebracht. "So werden doch HIV-positive Menschen diskriminiert und dabei sind sie nur Menschen wie Du und ich."

Nach dem Unterricht geht es weiter

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Leben in ärmlichen VerhältnissenBild: DW

Auch nach dem Unterricht ist für David der Arbeitstag noch nicht vorbei. Er muss sich um die Rinderherde kümmern. Das dauert gewöhnlich noch mindestes zwei Stunden. Mit so einem Arbeitspensum bleibt nicht mehr viel Zeit für sich selbst. Hobbys und Freizeit - Dinge, die für andere Teenager ganz normal sind - sind für David absoluter Luxus. Aber eine Geschichte aus seinem Privatleben verrät David am Ende noch. Sie hat zu tun mit jemandem, der ihm trotz der schwierigen Umstände immer wieder neue Kraft und Hoffnung gibt. "Okay, ich habe eine Freundin. Wir haben uns kennengelernt, als ich noch auf der Schule war. Wir haben angefangen, unsere Erlebnisse miteinander zu teilen. So fing alles an. Das war eigentlich überhaupt nicht geplant", sagt David. Dabei zeigt sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.

Autor: Jan-Philipp Scholz

Redaktion: Stefanie Duckstein