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AIDS-Zahlen in Europa weiterhin hoch

1. Dezember 2010

Es gibt keine Entwarnung bei AIDS-Infektionen in Europa. Der jüngste Bericht der UN-Organisation UNAIDS warnt, dass sich die Infektionskrankheit insbesondere bei osteuropäischen Drogenabhängigen rasant ausbreitet.

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Ein Poster macht auf den Welt-AIDS-Tag aufmerksam (Foto: AP)
Bild: AP

Ignoranz und mangelndes Bewusstsein unter Jugendlichen sind die Hauptursachen dafür, dass sich Jahr für Jahr weiterhin zehntausende Menschen in Europa an dem HI-Virus anstecken. Die jüngsten Zahlen, die das UNAIDS-Programm der Vereinten Nationen am 01.12.2010, dem Welt-AIDS-Tag, veröffentlichte, zeigen, dass insbesondere die Verbreitung in Osteuropa Grund zur Sorge bietet.

Demnach leben derzeit in West- und Zentraleuropa etwa 820.000 Menschen mit dem HIV-Virus. UNAIDS geht allerdings von einer Dunkelziffer bis zu 910.000 Menschen aus. Im Jahr 2009 wurden hierbei 31.000 Neuansteckungen gemeldet. Die Dunkelziffer könnte bei 40.000 liegen.

Dem stehen etwa 1,4 Millionen infizierte Menschen in den Ländern Osteuropas und Zentralasiens gegenüber, insbesondere in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Hier rechnet die UN-Organisation mit 130.000 Neuansteckungen bei einer Dunkelziffer von bis zu 160.000.

Eine rote Schleife, das Symbol des Welt-Aids-Tages (Foto: dpa)
Der Welt-AIDS-Tag soll zeigen - Vorbeugung ist möglichBild: picture-alliance/dpa

Neuinfektionen in Industrieländern hoch

Auch die Zahlen für Zentral- und Westeuropa geben Anlass zur Sorge. So ist dort die Anzahl der Infizierten in den letzten acht Jahren um etwa 210.000 gestiegen. Grund dafür seien vor allem die Unachtsamkeit von männlichen Jugendlichen und das mangelnde Problembewußtsein in der Bevölkerung. Deshalb stiegen die Infektionszahlen auch in Ländern wie Großbritannien und Deutschland weiterhin. Weltweit sinken die Zahlen zwar, so UNAIDS, das Niveau sei trotzdem immer noch hoch. Allerdings zeige sich, dass ein verändertes Verhalten der Seuche Einhalt gebieten könne.

Paul De Lay, Geschäftsführer von UNAIDS, erklärte, dass "sekundäre und tertiäre Wellen" erkennbar seien, besonders dort, wo der Virus durch Sexualkontakte übertragen werde. So gebe es "junge Leute, die nicht genug über AIDS wissen." Der "Faktor Furcht" sei nicht mehr so präsent, wie noch in den 1980er und 1990er Jahren. In den wohlhabenden Ländern sei die Neuinfektionsrate sogar bis zu dreimal höher als noch Anfang des Jahrtausends.

Informationskampagnen wirken

Ein Kondom (Foto: dpa)
Bewusstsein führt zu VerantwortungBild: picture alliance/dpa

De Lay betonte, dass Informationskampagnen entscheidend sind, um den Kampf gegen das Virus zu gewinnen: "Alle fünf bis sieben Jahre müssen wir eine neue energische Bildungskampagne durchführen."

In Osteuropa und Zentralasien sind insbesondere Nutzer von Drogen, die mit Injektionsnadeln gespritzt werden, von Neuansteckungen betroffen. De Lay warnte, dass drogenabhängige Schwangere die Infektion häufig an ihre Kinder weitergäben. Dadurch entstünde ein "fortwährender Infektionskreislauf."

Bis zu 90 Prozent der Neuinfektionen in Osteuropa und Zentralasien würden aus Russland und der Ukraine gemeldet. In Russland leben etwa 980.000 Menschen mit dem Virus und in der Ukraine 350.000. Experten vermuten, dass viele infizierte Schwule sich in den osteuropäischen Staaten als drogenabhängig erklären, weil sie Angst vor der öffentlichen Ächtung Homosexueller haben. Weltweit gab es 2009 etwa 2,6 Millionen Neuansteckungen. Das schlimmste Jahr bisher war 1999 mit 3,3 Millionen gemeldeten Infektionen.

Medizinische Fortschritte

Das UN Kinderhilfswerk UNICEF hat sich zum Ziel gesetzt, dass schon in fünf Jahren kein Baby mehr mit dem Aidserreger HIV zur Welt kommen soll. Die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind lasse sich bis 2015 weltweit eliminieren, wie Erfahrungen in Westeuropa und den USA zeigten.

Noch 2005 bekamen weltweit nur 15 Prozent der HIV-positiven Mütter während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit Medikamente, die eine Ansteckung des Neugeborenen verhindern konnten. 2009 waren es schon 53 Prozent.

Prominente melden sich zu Wort

Elton John beim Besuch eines Waisenhauses für HIV-positive Kinder in Donezk in der Ukraine (Foto: AP)
Elton John engagiert sich für HIV-Infizierte und AIDS-KrankeBild: AP

Der Weltaidstag wurde 1988 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Das Motto in diesem Jahr lautete: "Positiv zusammen leben - aber sicher". Aidskranke und HIV-positive Menschen sollen künftig besser ins Arbeitsleben und den gesellschaftlichen Alltag integriert werden. Die rote Schleife, die viele Menschen am 1. Dezember tragen, ist das weltweite Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken.

Anlässlich des Welt-AIDS-Tages begrüßte die französische Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy die jüngsten Äußerungen von Papst Benedikt XVI, der in einem Interview erklärt hatte, dass er den Gebrauch von Kondomen unter bestimmten Umständen für sinnvoll halte, um HIV-Infektionen zu verhindern. "Ich war überrascht und dankbar", sagte Bruni-Sarkozy.

Der britische Pop-Musiker Elton John schlüpfte aus diesem Anlaß in die Rolle eines Tageszeitungsredakteurs. Im britischen Independent veröffentlichte er unter anderem Beiträge zum Welt-AIDS-Tag von der Schauspielerin Elizabeth Taylor, dem Schriftsteller und Regisseur Stephen Fry und dem ehemaligen U.S. Präsidenten Bill Clinton.

Autor: Fabian Schmidt (AFP, dpa)
Redaktion: Bernd Riegert