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AIG unter Beschuss

17. März 2009

Der angeschlagene US-Versicherungsriese AIG gerät immer stärker unter Druck. Hauptkritikpunkt sind die Bonuszahlungen, die Manager des Unternehmens trotz mehrfach geleisteter Staatshilfe erhalten.

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Schrift AIG (Bild: dpa)
In der Kritik: Der US-Versicherungsriese AIGBild: picture-alliance/ dpa

US-Präsident Barack Obama kritisierte deswegen das Management von AIG als rücksichtslos und gierig. Es sei nicht einzusehen, dass Manager hohe Summen als Boni einstrichen, obwohl AIG Hilfe in Milliardenhöhe aus dem Rettungspaket der US-Regierung für die Banken erhalten habe, sagte Obama am Montag (16.03.09). Er habe deshalb Finanzminister Timothy Geithner angewiesen, diese Zahlungen zu blockieren. "Es geht hier nicht nur um Dollars und Cents, sondern um unsere grundlegenden Werte", so der Präsident. Die US-Regierung hat den Konzern mit Finanzspritzen von insgesamt 180 Milliarden Dollar mehrfach vor dem Bankrott bewahrt. Damit beteiligt sich der Staat mit mittlerweile 80 Prozent an dem Unternehmen.

Eine ethische Frage

Präsident Obama sitzt an Schreibtisch (Bild: picture alliance)
Präsident Obama ist verärgert über das AIG-ManagementBild: picture alliance / landov

Insgesamt sollen Prämien in Höhe von 450 Millionen Dollar ausgerechnet an die Manager der Finanzmarktsparte des Versicherungskonzerns geflossen sein. Diese hatte allein im Jahr 2008 einen Rekordverlust von 40,5 Milliarden Dollar eingefahren. AIG sei ein Unternehmen, dass sich wegen Draufgängertum und Gier in einer finanziellen Notlage befinde, sagte Obama. Die Bonuszahlungen würden die Notwendigkeit nach neuen strikteren Richtlinien für den Finanzsektor nur noch unterstreichen.

Auch der Chef der US-Notenbank FED, Ben Bernanke, hatte sich zuvor zur wachsenden Kritik an den Bonuszahlungen geäußert. Die Zeit dieses Luxuslebens sei vorbei. Angesichts der Finanzkrise und der staatlichen Rettungsgelder sollten die Banker eine angemessene Demut zeigen.

Rechtliche Probleme

AIG-Verwaltungschef Edward Liddy hatte Ende vergangener Woche in einem Brief an Geithner eine Reform des Bonus-Systems angekündigt. AIG sei jedoch rechtlich verpflichtet, bereits zugesagte Prämien in Höhe von 165 Millionen Dollar auszuzahlen. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo kündigte an, die Rechtmäßigkeit der Zahlungen überprüfen zu lassen. Sollte der Konzern die dafür notwendigen Unterlagen nicht zur Vefügung stellen, werde er AIG verklagen. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte, mit Cuoma zusammenarbeiten zu wollen.

Zuvor hatte bereits Präsident Obama angekündigt, alle Möglichkeiten ausschöpfen zu wollen, um die Zahlungen zu verhindern. Es sei schwer verständlich, warum AIG-Manager überhaupt Sonderzahlungen verdient haben könnten. Noch drastischer äußerte sich der republikanische Senator Charles Grassey. Er würde sich besser fühlen, wenn die Manager dem japanischen Beispiel folgten und dann eines von zwei Dingen täten: zurücktreten oder Selbstmord begehen, sagte er in einem Rundfunkinterview.

Es geht nicht nur um Bonuszahlungen

Hochhäuser (Bild: bilderbox)
Die Deutsche Bank profitiert von amerikanischen RettungsgeldernBild: bilderbox

In die Kritik geraten ist AIG aber nicht nur wegen der Prämien für das Mangement. Nach den Finanzspritzen der US-Regierung sind Staatsgelder von 120 Milliarden Dollar an Geschäftspartner in den USA und der ganzen Welt geflossen. Etwa 50 Milliarden Dollar musste AIG aufwenden, um faule Immobilien-Papiere abzufedern, weitere 40 Milliarden Dollar verschlang das Wertpapier-Leihgeschäft und 24 Milliarden Dollar steuerte die US-Notenbak bei, um vom Ausfall bedrohte Immobilienpapiere aufzukaufen. Wie aus AIG-Unterlagen hervorgeht, erhielten die Deutsche Bank und die französische Société Générale jeweils rund zwölf Milliarden Dollar, in den USA flossen fast 13 Milliarden Dollar an die Investmentbank Goldman Sachs, amerikanische Kommunen erhielten gut zwölf Milliarden Dollar. Daraus abzulesen ist, wie verheerend die Folgen eines Zusammenbruchs von AIG für das weltweite Finanzsystem gewesen wäre. (gmf/mas/dpa/ap/rtr)