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AIG wurde verstaatlicht

16. September 2009

Nach der Lehman-Pleite war das Vertrauen an der Wall Street auf einen Schlag zerstört. Keine Bank traute mehr der Bilanz der anderen. Der nächste Schlag ließ nicht lange auf sich warten.

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AIG-Zentrale in New York (Foto: AP)
American International Group - die Zentrale in New YorkBild: AP

Der Schock der Lehman-Pleite steckte den Händlern der Wall Street noch in den Knochen. Das Vertrauen in die Märkte war erschüttert und keine Bank wollte einer anderen mehr Geld leihen. Daraufhin stuften die Ratingagenturen die Bonität des Versicherungsriesen American International Group, kurz AIG, ab. Der ohnehin angeschlagene Versicherungskonzern kommt schwer ins Taumeln.

"Die Folge war, dass die Kunden anriefen und mehr Sicherheiten wollten", erklärt Sharyn O Halloran von der Columbia-University in New York. Die Anleger hatten nach der Herabstufung Angst, dass AIG die Verträge nicht mehr bedienen könne. "Es war nicht so, dass das Geschäft von AIG nicht funktionierte - das funktionierte gut", erklärt die Politökonomin. Nach der Herabstufung fehlte es einfach an Liquidität, um die Anleger zu bedienen.

Metertief in internationalen Geschäften

Wall Street am 16. September 2008 (Foto: AP)
Nervosität an der Wall Street am 16. September 2008Bild: AP

Schon zwei Tage zuvor hatte AIG die Federal Reserve um einen Versicherungskredit von 40 Milliarden Dollar gebeten, um genau diesen Gau zu verhindern. Am 16. September gewährte die Notenbank einen Kredit von 85 Milliarden Dollar. "An der Wall Street glaubt man, dass die Regierung Anrufe von allen wichtigen Finanzstandorten der Welt bekommen hat", sagt Wall-Street-Händler Arthur Cashin und denkt an Tokyo, Frankfurt, Paris und London. "Und alle werden gesagt haben: Seid Ihr verrückt? AIG steckt metertief in internationalen Geschäften. Wenn Ihr sie untergehen lasst, wird weltweit Chaos ausbrechen", sagt Cashin. Die Verantwortlichen der US-Notenbank und in Washington wagten es nicht, nach Lehman noch einmal tatenlos zuzusehen.

Banken sind nur noch riesige Domino-Klötze

Zentrale von Fannie Mae in Washington (Foto: dpa)
Auch die Hypothekenbank Fannie Mae wurde von der US-Regierung gestütztBild: picture-alliance/ dpa

Nach Fannie Mae mit Freddie Mac und Merrill Lynch war AIG die dritte von der Regierung gestützte Rettung eines Finanzinstitutes innerhalb von 10 Tagen. Jetzt waren Banken zu riesengroßen Dominoklötzen geworden, die nacheinander umfielen. "Die AIG-Geschichte hat mich nicht geschockt", erinnert sich Händler Jason Weisberg. Man musste nur verstehen, was vor sicht geht. Alle hatten dieselben Probleme, weil sie in die selben Produkte investiert hatten. "Also war es wie ein Domino-Effekt - einer nach dem anderen fiel um", sagt der Händler.

Der 85 Milliarden-Direkthilfe für AIG folgten weitere Finanzspritzen über das gesamte vergangene Jahr verteilt. Bis heute hat Washington allein für AIG rund 182 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt. Nach den Schlüsselereignissen im Herbst 2008 ließ sich die Krise nicht mehr aufhalten.

Ende nicht in Sicht

Ein Schild "Preis reduziert" vor einer Immobilie (Foto: AP)
Der Immobilienmarkt in den USA verbrannte MilliardenBild: AP

Fast sieben Millionen Arbeitslose in den USA, über eine Millionen Zwangsversteigerungen auf dem Immobilienmarkt, mehr als 26 Billionen Dollar vernichtete Ersparnis und noch mal so teure Rettungspakete - bezahlt von den Steuerzahlern in den USA und Europa. Das ist die traurige Bilanz der Finanzkrise - und es bleibt die Frage: Was die Finanzwelt bis heute daraus gelernt hat....

Autoren: Jens Korte und Miriam Braun
Redaktion: Zhang Danhong