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Airline-Allianzen

Andreas Spaeth19. März 2012

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin ist jetzt Mitglied der Luftfahrtallianz "Oneworld". Warum gibt es solche Bündnisse überhaupt? Und wem nutzen sie?

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Flugzeug von Air Berlin und oneworld-Logo Quelle: Air Berlin PLC
Air Berlin gehört jetzt zur Allianz oneworld

Air Berlin, vor mehr als 30 Jahren als kleine Chartergesellschaft im damaligen West-Berlin von einem amerikanischen Piloten gegründet, hat es geschafft: Der bisherige Ferien- und City-Shuttle-Flieger, mit rund 35 Millionen Passagieren im Jahr Deutschlands zweit- und Europas sechstgrößte Fluggesellschaft, wird jetzt in die Oneworld-Luftfahrtallianz aufgenommen. Damit spielen die Berliner sozusagen in der ersten Liga der Weltluftfahrt mit. Denn zu den anderen derzeit zehn aktiven Mitgliedern der Oneworld-Allianz zählen so große Namen wie British Airways, Iberia, American Airlines, Cathay Pacific, Qantas, Japan Airlines und LAN aus Chile. Die sind jetzt Partner von Air Berlin, und davon profitieren alle genannten Fluggesellschaften genauso wie ihre Kunden. Das zumindest werden Branchenvertreter nicht müde zu beteuern.

Die drei größten Luftfahrtallianzeen DW-Grafik: Olof Pock Datum: 19.03.2012

Große Politik im Spiel

Dabei sind Luftfahrtallianzen eigentlich nur eine Hilfskonstruktion, weil international tätige Fluggesellschaften nicht einfach grenzüberschreitend fusionieren können wie Stahl- oder Mineralölkonzerne. Fusionen unter Fluglinien gibt es allenfalls innerhalb eines Landes wie zuletzt in den USA, wo Continental Airlines sich mit United Airlines zusammenschloß und beide jetzt als United fliegen. Selbst innerhalb der EU klappt das zwischen Firmen aus Mitgliedsstaaten schon nicht mehr: So bilden Air France und KLM seit Jahren bereits rechtlich eine Firma, fliegen aber wie bisher als zwei verschiedene Anbieter weiter. Genauso ist es mit British Airways und der spanischen Iberia, aber auch mit Lufthansa und Swiss. Wo es um Luftverkehr geht, sind nämlich stets sehr schnell nationale Interessen und große Politik im Spiel.

Vor allem geht es dabei um Streckenrechte: Nur eine Gesellschaft, die mehrheitlich im Besitz von Staatsbürgern oder Organisationen ihres Heimatlandes ist, gilt als Gesellschaft aus diesem Land und bekommt von anderen Ländern entsprechende Strecken- und Überflugrechte. Nachdem Swiss von Lufthansa übernommen wurde, verloren die Schweizer zum Beispiel in Russland bestimmte Überflugrechte, da Moskau die Airline nicht mehr als Schweizer Gesellschaft einstufte. Die meisten Länder begrenzen gesetzlich den Anteil, den ausländische Besitzer an bei ihnen beheimateten Airlines übernehmen dürfen. Die USA etwa begründen das auch mit nationalen Sicherheitsinteressen.

Allianzen dominieren Luftverkehr

Diese Gemengelage jedenfalls ist so komplex, dass die Branche versuchte, einen Ausweg zu finden, um trotzdem enger miteinander kooperieren zu können. Eine der treibenden Kräfte dabei war der damalige Lufthansa-Vorstandschef Jürgen Weber. Er trug wesentlich zur Bildung der ersten Luftfahrtallianz bei, deren Gründung im Mai 1997 auf dem Frankfurter Flughafen gefeiert wurde. Seitdem ist die Star Alliance Marktführer unter heute drei großen Bündnissen. Sie umfasst derzeit 26 und bald 30 Mitglieder, unter ihnen die Lufthansa, Air Canada, Singapore Airlines und ANA. Fast ein Drittel des weltweiten Flugaufkommens bewältigen die Mitglieder dieses Verbundes.

Als zweite Gruppierung folgte 1999 Oneworld - bis heute der kleinste Verbund - und schließlich SkyTeam unter Führung von Air France und Delta Air Lines im Jahr 2000. Rund 80 Prozent des gesamten Weltluftverkehrs wird heute innerhalb eines Allianzsystems abgewickelt. Fast alle großen Gesellschaften haben sich unter eines der Markendächer begeben. Es gibt aber auch Ausnahmen: Erfolgreiche Gesellschaften aus der Golfregion wie Emirates sowie die Billigflieger wollen lieber unabhängig bleiben.

Synergieneffekte als Ziel

Für Fluggesellschaften sind Allianzen das beste Mittel, ihre Marktmacht zu erhöhen, ohne dabei tatsächlich selbst wachsen und ihr Angebot ausweiten zu müssen. Statt wie bisher alleine insgesamt 162 Flugziele in 40 Ländern anzubieten, kann Air Berlin als Oneworld-Mitglied jetzt auf das gesamte Angebot aller Mitglieder zugreifen und ihren Kunden nahtlose Anschlussflüge auf deren Strecken verkaufen. Insgesamt bedienen die Oneworld-Gesellschaften nun weltweit 840 Ziele in 150 Ländern, täglich bieten sie über 9.000 Abflüge. Firmenchef Hartmut Mehdorn freut sich: "Unsere Wettbewerbsfähigkeit wird gestärkt. Air Berlin wird innerhalb der Oneworld-Allianz auch von Passagierwachstum und Synergieeffekten profitieren."

Genau darum geht es den Allianzen - um Synergieeffekte. Statt sich in allen Bereichen selbst aufstellen zu müssen, tut man sich zusammen, betreibt etwa gemeinsame Verkaufsorganisationen, Lounges oder Abfertigungsschalter. Und man schaufelt sich gegenseitig Passagiere zu, die an Drehkreuz-Flughäfen an einen Partner weitergegeben werden. Eine Allianzmitgliedschaft bedeutet für jede beteiligte Gesellschaft eine spürbare Kostensenkung bei gleichzeitiger Umsatzsteigerung. Auch für Passagiere gibt es unbestreitbare Vorteile: Sie können heute fast jeden Winkel der Erde erreichen, indem sie sich einem Allianzsystem anvertrauen. Allerdings sorgen Allianzen mitunter auch für weniger Wettbewerb auf bestimmten Strecken, höhere Flugpreise und weniger Angebot.