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Aktion Leselust

Christina Bergmann10. Oktober 2003

Deutsche Kinder sollen besser lesen können - und Spaß daran haben. Das will die Kampagne "Deutschland liest vor", die auf der Buchmesse in Frankfurt gestartet wurde. Sie setzt auf freiwillige Vorleser.

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"Deutschland liest vor" soll Kinder für Bücher begeisternBild: DPA

Vorbild für die deutschlandweite Kampagne ist der Verein "Lesewelt", den es seit drei Jahren in Berlin gibt. Dort gehen rund 100 Frauen und Männer regelmäßig in Büchereien und lesen Kindern im Alter bis zu zwölf Jahren Geschichten vor.
Ins Leben gerufen wurde die "Lesewelt" von der Sozialpädagogin Carmen Stürzel. Die Idee einer ehrenamtlichen Vorlese-Initiative begegnete ihr in den USA. So etwas, dachte sie, müsste auch in Deutschland gehen. Und da sie vor drei Jahren arbeitslos war, hatte sie die Zeit, ihre Idee umzusetzen.

Begeisterung fürs Buch weitergeben

Finanzielle Unterstützung gab es von der Körber-Stiftung, die auch die bundesweite Kampagne initiiert hat. Die wird nun ebenfalls von Carmen Stürzel organisiert. Vorleser zu finden, sagt Stürzel, sei kein Problem: Die würden mehr oder weniger von selbst kommen. "Das sind Leute zwischen 13 und 87 Jahren, die meisten Frauen." Alle Berufsgruppen seien dabei, Hausfrauen, Rentner, aber auch Berufstätige - jedenfalls "sehr buchbegeisterte Menschen".

Ziel der Aktion ist es, Leselust zu wecken, das Lesen und dadurch die Sprachentwicklung der Kinder zu fördern. Dabei will Stürzel vor allem die Kinder ansprechen, die sonst nicht mit Büchern in Berührung kommen, und sie zum Selbst-Lesen animieren. Kinder, so betonte auch die Schirmherrin der Aktion, Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf, brauchten vor allem "Liebe und Lesen", dann werde aus ihnen schon was. Viele Eltern, sagt sie, läsen nicht mehr selbst - deswegen könnten auch die Kinder nicht erfahren, wie schön Lesen sei. Aber: "Jedes Kind sollte zumindest die Chance bekommen, Bücher kennen zu lernen."

Lesen im Kicker-Club

Um möglichst viele Kinder zu erreichen, wünscht sich Schröder-Köpf ungewöhnliche Partnerschaften. So gehört der Fußballverein Hannover 96 schon zu den Förderern von "Deutschland liest vor", und die Schirmherrin würde es begrüßen, wenn zum Beispiel auch in Gaststätten der Fußballvereine Lesungen stattfinden könnten.

Besonders wichtig ist den Veranstaltern und Unterstützern aber auch, Kinder anzusprechen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und deren Eltern vielleicht gar kein Deutsch können. Von der Schule allein könnten fehlende Deutschkenntnisse oder die Nachwirkungen eines Wochenendes vor dem Fernseher nicht ausgeglichen werden, sagt "Vorleser" Cem Özdemir. Hier setzt "Deutschland liest vor" auf das Engagement der Bürger.