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Alarmstufe Rot in Utah

12. Februar 2002

Die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City sollen keine "Spiele der Angst" werden. Dennoch spielt die Angst mit - von der Eröffnung bis zur Schlussfeier am 24. Februar. Für die Sicherheitsleute gilt Alarmstufe Eins.

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Ausnahmezustand in Salt Lake CityBild: AP
Wenn US-Präsident George W. Bush am Freitagabend (08.02.2002) das Rice-Eccles-Stadion in Salt Lake City betritt, herrscht für die Tausenden von Sicherheitsbeamten in der Stadt die höchste Alarmstufe. Der mächtigste Mann der Welt und die First Lady, weitere Prominenz und rund 55.000 Zuschauer dicht gedrängt an einem Platz - das ist nach den Terroranschlägen vom 11. September ein "Sicherheitsalbtraum" für die Behörden.

Big Brother ist überall

Auf die Welt kommt nicht nur eine farbenprächtige Show der Superlative zu. Mit der Olympia-Eröffnungsfeier erlebt sie die am schärfsten beschützte Sportveranstaltung der Geschichte. Big Brother hört alles, sieht alles und ist überall. 15.000 Polizisten, Soldaten, Nationalgardisten, Feuerwehrleute, Geheimdienstler und Personenschützer des Secret Service sind im Einsatz - umgerechnet kommen damit sechs "Leibwächter" auf jeden der 2500 Athleten. Spezialeinheiten halten sich in Bereitschaft: Szenarios von Geiselnahmen bis hin zu Angriffen mit biologischen und chemischen Waffen sind wiederholt durchgespielt worden.

Auf den Straßen der Mormonen-Metropole wimmelt es nur so von Uniformierten. Mit einem Sicherheitsaufgebot wie es die olympische Welt noch nicht erlebt hat, wollen die Amerikaner den Athleten und Zuschauern in Salt Lake City die Angst vor dem Terror nehmen. Dafür gilt bis zur Schlussfeier am 24. Februar Alarmstufe eins.

"Perfekter" Sicherheitsapparat

Fast 320 Millionen Dollar wurden in die Sicherheit investiert. Das ist das Doppelte des Gesamtetats der letzten Winterspiele in den USA vor 22 Jahren in Lake Placid - und immerhin das Vierfache des Sicherheitsbudgets bei den weitaus größeren Sommerspielen von 1996 in Atlanta. Hatte der dortige Bombenanschlag schon zu einer Überarbeitung des Sicherheitspakets für Salt Lake City geführt, wurde nach den Terrorakten des 11. September noch einmal "draufgesattelt". Das Ergebnis: ein Sicherheitsapparat, den Experten für so "perfekt" halten, wie es nur Menschen möglich ist.

Besucher und Sportler müssen sich darauf gefasst machen, so gründlich "gefilzt" zu werden wie bei keiner anderen Gelegenheit. Von Metalldetektoren über Taschendurchsuchungen und Abtasten bis hin zu hochmodernen Überwachungskameras. Auch das Olympische Dorf und die Quartiere der Funktionäre stehen unter extremen Schutz. Hunderte von Kameras erfassen jeden Besucher. Die Wettkampfstätten gleichen einem Hochsicherheitstrakt. Die Gastgeber können trotz aller Freundlichkeit ihre Nervosität nicht verbergen.

Himmelspatrouillen

Flaggen in der olympischen Salt Lake City und zwei Hubschrauber
Sicherheitsmaßnahmen auch am HimmelBild: AP

Im Vergleich zu den Plänen vor dem 11. September wurde vor allem die Luftsicherheit verstärkt. Während der Eröffnungs- und der Abschlussfeier wird der Verkehr auf dem internationalen Flughafen von Salt Lake City völlig eingestellt. Über den Veranstaltungsorten darf während der gesamten Spiele nur mit Einschränkungen geflogen werden. Militärjets und Aufklärungsflugzeuge patrouillieren ständig am Himmel.

Zwar warnt der US-Geheimdienst CIA weiterhin eindringlich vor Terroranschlägen. Organisatoren wie Regierungsvertreter betonen aber, dass es keine "spezifische Bedrohung" gibt und der Gastgeber USA alles in seiner Kraft Stehende getan habe, um die Spiele sicher zu machen. Wenn sich der Präsident selbst nach Utah traut, wer könnte dann noch zweifeln? Dennoch: die Angst spielt unverkennbar mit in Salt Lake City. (wga)