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Albanien: "Reformen wären ein wichtiges Zeichen für Europa"

7. Juli 2005

Nach den Wahlen in Albanien zeichnet sich ein Endergebnis ab. Im Interview mit DW-RADIO spricht Franz-Lothar Altmann von der Stiftung Wissenschaft und Politik über Signale an Europa und das Image des Wahlsiegers Berisha.

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Franz-Lothar Altmann

Hinweis: Franz Lothar Altmann ist Leiter der Abteilung "Westlicher Balkan" bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

DW-RADIO/Albanisch: Herr Altmann, die Wahlen in Albanien galten als ein Test für die Integrationschancen des Landes in Europa. Wie würden Sie Ihren Ablauf beurteilen?

Franz Lothar Altmann: Es war eine wichtige Wahl, weil die EU gesagt hatte, Gespräche über den Abschluss eines Assoziierungs- und Stabilisierungsabkommens würden nur dann erfolgreich werden, wenn diese Wahlen wirklich demokratisch und fair ablaufen. Wie das Gesamturteil ausfällt, wird jetzt sehr vom Bericht der OSZE abhängen.

Die Auszählung hat sich tagelang verzögert. Wird dies negative Folgen auf die Bewertung seitens der EU haben?

Nein, das Auszählen ist ein Prozess, der sehr genau erfolgen muss. Es muss gezeigt werden, dass der technische Ablauf zum Schluss korrekt war. Die Verzögerung muss keine negative Wirkung haben, wenn es bei der Auszählung genügend Beobachter gegeben hat.

Albanien steht vor einem Machtwechsel, eine nicht unbekannte Person kehrt zurück: Sali Berisha.

Wir sind schon etwas verunsichert. Berisha war zu seiner Zeit nicht unumstritten. Es gab damals heftige Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition.

Man hat ja in den vergangenen Jahren gesehen, dass Berisha als Oppositionsführer häufig sehr heftig und nicht immer sehr demokratisch reagierte, wenn es nicht so lief, wie er das sich vorgestellt hat. Ob das jetzt unter einer neuen Regierung besser wird, hängt natürlich von der Opposition ab. Wir können nur hoffen, dass die zukünftige Opposition, sprich: die Sozialistische Partei, sich vernünftiger aufführt als die bisherige Opposition.

Was sollte nun Berisha unternehmen, um sein vorbelastetes Image zu korrigieren?

Er sollte versuchen, ein Expertenhearing zusammenzustellen. Er sollte auf jeden Fall klar machen, dass jetzt die Hauptaufgaben, also: Wirtschaftsentwicklung, Bekämpfung der Korruption, Aufbau eines funktionierenden Justiz - und Verwaltungssystems mit Fachleuten und Unterstützung auch aus dem Ausland vorangetrieben werden.

Wenn er das klar machen kann, wäre dies auch ein wichtiges Zeichen für Europa. Ich hoffe, dass Berisha so klug ist, nicht ein zweites Mal in ein Desaster hineinzustolpern wie 1997. Wenn er jetzt nicht das große Reinemachen versucht – etwa in allen Ministerien, wo Leute von der alten Regierung sitzen –, sondern wenn er die Leute, die fachlich gut sind, im Amt lässt, wären das Zeichen, die man in einer reifen Demokratie gerne sehen würde, die aber durchaus, das gebe ich zu, auch in westlichen Ländern nicht hundertprozentig funktioniert.

Das Gespräch führte Anila Shuka
DW-RADIO/Albanisch, 7.7.2005, Fokus Ost-Südost