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Alle Register der Sicherheit

Henrik Böhme, z. Zt. Savannah10. Juni 2004

Wenn sich die Mächtigen beim G8-Gipfel treffen, dann ist dies immer auch das Aufeinandertreffen zweier Phänomene: Es fallen Heerscharen von Reportern ein und die Gipfelorte verwandeln sich in Hochsicherheitsbereiche.

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Vorfahrt für die Sicherheit: Nationalgardisten bauen einen Sicherheitszaun aufBild: AP

In Savannah, der malerischen Südstaaten-Stadt an der Altlantik-Küste – sonst Anziehungspunkt für Tausende Touristen, ist in diesen Tagen jeglicher Charme gewichen. Statt Pferdewagen und alter Busse für die Stadtrundfahrten patroullieren jetzt martialisch aussehende Militärfahrzeuge durch die Strassen der 140.000-Einwohner-Stadt. Oben kreisen Kampfhubschrauber und auf dem Savannah-River lassen zahlreiche schwer bewaffnete Küstenschutz-Boote keine Bewegung unbeobachtet.

Dronen und Flugabwehrraketen

Das Medienzentrum am anderen Ufer, auf einer Halbinsel gelegen, wird bewacht wie eine Festung. Dabei findet der G8-Gipfel selbst 130 Kilometer weiter südlich statt, auf Sea Island, einer Nobel-Ferienanlage: Dort verbrachten vor 60 Jahren schon die Eltern des US-Präsidenten George W. Bush ihre Flitterwochen – und auch sonst ist das Sea Island Resort nur etwas für gut Betuchte. Die acht Kilometer lange Insel ist hermetisch abgeriegelt – es gibt nur eine Zufahrtsstrasse – in der Luft kreisen unbemannte Drohnen, die mit Kameras ausgestattet sind und ihre Bilder direkt in ein Kontrollzentrum senden. Rund um die Insel sind zudem Flugabwehrraketen stationiert, der Luftraum wurde gesperrt.

Da die US-Behörden befürchten, der Gipfel könne ein potentiellen Ziel der Terrornetzwerkes Al Kaida werden, haben die Sicherheitskräfte alles aufgeboten, was verfügbar ist. Für den Fall der Fälle halten sich medizinische Einsatzteams in Feld-Hospitälern bereit. Man könne auch sofort auf einen Anschlag mit chemischen oder biologischen Waffen reagieren, hieß es.

Wenige Chancen für Demonstrationen

Schätzungsweise 20.000 Sicherheitskräfte sind aufgeboten – sie sichern die Zufahrten nach Sea Island, das Pressezentrum in Savannah und sollen sich auch um mögliche Gegendemonstrationen kümmern. Doch die Globalisierungskritiker sind eher selten. Einige amerikanische Initiativen haben ihre Zelte in Brunswick aufgeschlagen – das ist die Küstenstadt 15 Kilometer vor Sea Island. Große Demonstrationen von Gipfelgegnern wird es nicht geben – am Dienstag zogen gerade eine Handvoll Demonstranten durch den historischen Stadtteil von Savannah, eskortiert von einer Übermacht an Sicherheitskräften. Deutsche Organisationen wie das Netzwerk Attac haben gar nicht erst die Reise hierher angetreten.

Sauer über die massiven Sicherheitsmassnahmen sind viele Geschäftsleute hier in Savannah: Sie – die sonst von den zahlreichen Touristen leben – erwarten heftige Umsatzeinbußen, weil sie ihre Restaurants oder Shops nicht öffnen dürfen. Oder weil keine Gäste kommen.