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Sommerzeit ist Stoffelzeit

25. August 2011

Kabarett, Lesungen und viel Musik: im Sommer verlegt das Frankfurter Stalburg Theater seine Bühne in den Park. Der "Stoffel" lädt vier Wochen lang zur After-Business-Party ein.

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Stalburg Theater Frankfurt: Markus Rill Foto: Stalburg Theater
Markus Rill beim StoffelBild: Stalburg Theater Frankfurt

Die letzten Gewitterwolken haben sich verzogen, pünktlich zum Programmstart hat der Regen aufgehört. Die Gäste sitzen an Biertischen, dicht gedrängt unter den großen Schirmen. Auf der weitläufigen Wiese dahinter haben sich die ersten Besucher schon mit Getränken eingedeckt und beobachten die letzten Vorbereitungen auf der Bühne.

Das Geheimnis des "Stoffel"

Der Frankfurter "Stoffel" Foto: Stalburg Theater Frankfurt
Der "Stoffel"Bild: Stalburg Theater Frankfurt

Aus allen Richtungen des Parks kommen Besucher heran. Der "Stoffel" ist in den acht Jahren seit seiner Gründung zu einer Institution in Frankfurt geworden – und ein beliebter Anlaufpunkt für Familien, die den Sommer zu Hause verbringen. "Stoffel" - das ist die Abkürzung von "Stalburg offen luft", das Sommerprogramm des privaten Frankfurter Stalburg Theaters. Petra Ginsmann vermutet, dass es vor allem die Offenheit der Veranstaltung ist, die die Leute anspricht. "Wir verlangen keinen Eintritt", erzählt die Marketing-Chefin und ergänzt: "wir sammeln Spenden mittlerweile, wir bitten die Zuschauer, uns das zu geben, was sie uns geben wollen." Reines Theater gehe natürlich in so einem offenen Konzept nicht, weil die Leute kommen und gehen, und deshalb habe man sich darauf beschränkt, Lesungen, Kabarett und natürlich auch viel Musik anzubieten. Für die Erwachsenen gibt es einen bunten Mix aus Jazz, Rock und Pop oder Balladen-Sängern. Und die Kleinen haben jede Menge Spaß, wenn am Nachmittag das "Stoffelchen" zum Kinderprogramm einlädt. Da sorgen dann manchmal bis zu 600 Kinder für einen riesigen Trubel, wenn z.B. die beliebten Geschichten vom "Ritter Rost" auf der Bühne gezeigt werden.

Voll im Trend? Och nö!

Leitungsteam vor dem Stalburg Theater Laden
Stalburg Theater: LeitungsteamBild: Stephan Morgenstern

Das Stalburg Theater hat vor acht Jahren auf die Bitte der Stadt hin das Sommertheater gegründet. Sonst hat sich das kleine, aber feine Privattheater auf Klassiker spezialisiert, wie Hausherr Michael Herl erzählt. Er betont: "Das Stalburgtheater versteht sich wirklich als Theater. Wir sind keine Kleinkunstbühne, obwohl gelegentlich bei uns auch bekannte Kabarettisten auftreten." Aber Comedy komme ihm nicht ins Haus, so Herl weiter. 85% der Produktionen im Stalburg Theater sind im klassischen Fach angesiedelt. Nach der Sommerpause steht William Shakespeares "Viel Lärm um nichts" auf dem Programm und "Das Gasthaus an der Themse" von Edgar Wallace – das Stück, mit dem das Stalburg Theater dann auch wieder auf Tournee gehen wird.

Sommerzeit ist Stoffelzeit

Stalburg Theater Frankfurt: Wohnraumhelden Foto: Stalburg Theater
Band: WohnraumheldenBild: Stalburg Theater Frankfurt

Nicht nur beim Publikum, auch bei vielen Künstlern hat sich in zwischen herumgesprochen, dass hier vor der Kulisse eines weitläufigen Parks und der Skyline von Frankfurt eine ganz besondere Atmosphäre entsteht, die an manchen Abenden bis zu 2000 Zuschauer anlockt. "Mittlerweile rennen uns Künstler aus ganz Deutschland die Bude ein", erzählt Petra Ginsmann. Spätestens im Januar fangen die Vorbereitungen an: rund 150 Auftritte müssen koordiniert werden, zwei Programme pro Abend sollten thematisch zusammen passen. Kein geringer organisatorischer Aufwand, für den einer der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter zuständig ist.

"Wichtige Winke"

Trotz der Beliebtheit des "Stoffel" ist das Geld knapp. Spendengelder und der Umsatz von Imbiss und Getränken reichen meist gerade mal für die technische Ausstattung. "Wir zahlen bis heute keine garantierte Gage", bekennt Petra Ginsmann. Wenn etwas von den Einnahmen übrig bleibt, wird dieser Rest geteilt, das heißt, die größten Sponsoren sind die Künstler selbst und das Publikum. Deshalb hat man sich für den "Stoffel" etwas Besonderes einfallen lassen: man verkauft nicht nur gute Weine aus der Region, sondern hat sich mit einer eigenen Bio-Bratwurst weit über Frankfurt hinaus einen Namen gemacht. Das gut gehütete Rezept nach Art des Theaterchefs wird nur zur Stoffelzeit verwendet und die Bio-Würste gibt es ausschließlich beim Stoffel, wie unter "wichtige Winke" im Programmheft zu lesen ist. Klar, dass das Publikum da zugreift – schon allein deshalb, weil’s halt der Stoffel ist.

Autorin: Gudrun Stegen

Redaktion: Klaus Gehrke