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Allende - Der letzte Tag

Leona Frommelt25. November 2004

Drei Jahre regierte Salvador Allende in Chile, bis das Militär unter General Pinochet ihn stürzte. Regisseur Michael Trabitzsch machte einige überlebende Beteiligte ausfindig und ließ sie ihre Erinnerungen erzählen.

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"Wir waren niemals so frei wie in diesen Jahren"Bild: Pifflmedien GmbH 2004

11. September 1973: In den frühen Morgenstunden bricht der lang erwartete Putsch des chilenischen Militärs unter General Pinochet gegen den drei Jahre zuvor gewählten Präsidenten Salvador Allende los. Allende verschanzt sich im Präsidentenpalast Moneda. Er weigert sich auf das Ultimatum der Putschisten einzugehen und abzudanken. In einer letzten Radioansprache wendet er sich noch einmal an die chilenische Bevölkerung: "Ohne ein Märtyrer zu sein: Ich werde keinen Schritt zurückweichen. Sie sollen wissen: Ich werde die Moneda dann verlassen, wenn das Mandat erfüllt ist, das mir vom Volk erteilt wurde. Ich habe keine andere Wahl." Dann weist er seine Getreuen an, sich zu ergeben. Während das Militär bereits die Moneda stürmt, erschießt sich Salvador Allende in einem Nebenraum.

Mit dem Blick von heute

Filmszene Der letze Tag des Salvador Allende
Filmszene aus "Der letzte Tag des Salvador Allende"Bild: Pifflmedien GmbH 2004

Regisseur Michael Trabitzsch wollte nicht den soundsovielten historischen Film über Allende machen. Ihm ging es vielmehr um die existentielle Entscheidung der letzten Stunden. Deshalb suchte er die überlebenden Weggefährten Allendes auf, die am 11. September an der Verteidigung der Moneda teilnahmen. Die Menschen, die sich ebenfalls der Frage stellen mussten, sich zu ergeben oder den eigenen Tod in Kauf zu nehmen: Allendes Presseattaché, seinen persönlichen Leibwächter, seine Tochter Isabel und andere. Aus ihren Erzählungen und beeindruckenden, zum Teil bisher unveröffentlichten Archivaufnahmen entstand das bewegende Porträt "Der letzte Tag des Salvador Allende" - ein Film jenseits aller Verklärung und ideologischen Vereinnahmung.

Filmszene Der letze Tag des Salvador Allende
Juan OssesBild: Pifflmedien GmbH 2004

Trabitzsch zeigt die Protagonisten in ihrem Alltag. Mit einigen von ihnen besuchte er den Präsidentenpalast, um eine Art von physischem Gefühl dafür zu bekommen, wie und wo sie die Ereignisse des 11. September erlebt haben. Die meisten sehen die "Geschichte" eher nüchtern und zurückhaltend, aber sie haben durchaus ein starkes Selbstbewusstsein davon, dass sie unmittelbar an einer herausragenden Epoche des 20. Jahrhunderts beteiligt waren.

Juan Osses, Allendes Leibwächter, erzählt über die letzten Wochen vor dem Putsch: "Psychologisch gesehen war ich in diesen Tagen bereits tot. Ich erwartete nichts anderes mehr. 15 Tage vor dem Putsch hatten wir ein Treffen mit Allende. Er erklärte uns, dass ein Militärputsch kommen würde und dass es dann unsere Aufgabe sein würde, zur Moneda zu fahren und diese als Institution des Volkes zu verteidigen. In dieser Zeit würde sich das Volk mobilisieren, um für die Regierung zu kämpfen."

Ein Funken Hoffnung

Obwohl noch eine Woche vor dem Putsch mehr als eine Million Menschen auf den Straßen von Santiago de Chile für Allende demonstrierten, wurde die junge Demokratie blutig im Keim erstickt. Die Verbitterung darüber ist den Zeitzeugen noch immer anzumerken. "Wir sprachen alle darüber, dass vielleicht ein Putsch kommen würde. Aber es hieß immer: vielleicht kommt er, vielleicht nicht. Es hätte am 29. Juni geschehen können, als die Panzer zum ersten Mal anrückten. Aber damals wurden sie schnell zurückgedrängt, und die anderen Militäreinheiten blieben loyal. Von da an haben wir uns an die Hoffnung geklammert: Vielleicht passiert es, vielleicht aber auch nicht", erzählt Isabel Allende, Tochter und engste Vertraute Salvador Allendes. Sie verließ gemeinsam mit ihrer Schwester Beatriz auf Drängen ihres Vaters die Moneda kurz vor der Bombardierung.

Filmplakat Der letze Tag des Salvador Allende
Filmplakat

Der Film vermittelt den Enthusiasmus Allendes, der glaubte, dass es etwas wichtigeres gibt, als das eigene Überleben. Und der Film endet mit einer Versöhnungsgeste: Ein Geheimdienstmann und einer von Allendes Getreuen, dem er das Leben gerettet hat, sind später zu Freunden geworden.