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Allianz goes Europe

8. Februar 2006

Europas größter Versicherungskonzern Allianz stellt die Weichen für den wohl umfassendsten Umbau des Unternehmens in der mehr als 110-jährigen Firmengeschichte.

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Allianz-Chef Michael Diekmann: "Ein Meilenstein für das Unternehmen"Bild: dpa

Die Allianz-Aktionäre waren am Mittwoch (8.2.2006) aufgerufen, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Düsseldorf der Verschmelzung der italienischen Allianz-Tochter RAS auf die Allianz und der Umwandlung des Versicherungsriesens in eine Europäische Aktiengesellschaft zustimmen. Ein "Ja" galt als sicher.

"Dieser Tag kann und soll ein Meilenstein für die Entwicklung Ihres Unternehmens werden", warb Allianz-Chef Michael Diekmann vor den Aktionären für seinen Plan, die Allianz als erstes großes Unternehmen in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) umzuwandeln. "Wir bekennen uns mit unserem Vorhaben zu Europa", sagte der Manager. Denn hier erziele das Unternehmen den wesentlichen Teil seiner Umsätze und Ergebnisse. Firmensitz soll allerdings München bleiben und auch die deutsche Mitbestimmungsregelung für Arbeitnehmer soll erhalten bleiben. Die Eintragung der Verschmelzung soll nach den Plänen des Konzerns im September erfolgen.

Die Umstrukturierung legt Diekmann zufolge die Basis für künftige Ertrags- und Wachstumssteigerungen des Konzerns. Mit dem 5,9 Milliarden Euro teueren Erwerb der Minderheitenanteile der RAS könne die Allianz ihre Position auf dem wachstumsstarken italienischen Markt weiter ausbauen. Gleichzeitig verbessere der Versicherungskonzern auch seine Position in Spanien, Österreich, der Schweiz, Portugal und der Türkei.

Pioniergeist

Die Aktionärsvertreter signalisierten in ihren Redebeiträgen Zustimmung. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte: "Die Allianz wandelt sich vollkommen von einem früher sehr deutschen Unternehmen zu einer europäischen AG. Ich glaube, dass der Weg für Aktionäre der Allianz nur von Vorteil sein kann." Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sagte, die Allianz zeige mit der geplanten Umwandlung Pioniergeist und unternehmerischen Mut.

Kritik kam allerdings von Belegschaftsmitgliedern. Der Vorsitzende des europäischen Betriebsrates Rolf Zimmermann warf dem Vorstand vor, die Arbeitsplatzängste der Mitarbeitern nicht ernst genug zu nehmen und damit die Umsetzung der Pläne zu gefährden.

Mitarbeitersorgen

Der Mitarbeitervertreter Jens Schultzki forderte den Vorstand auf, bis 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen zu verzichten. "Dann werden wir Sie bei Ihren Plänen unterstützen", versprach er. "An unserem eigenen Untergang werden wir nicht mitarbeiten." Die Mitarbeiter befürchten den Abbau von bis zu 8000 Stellen durch die geplante Straffung der Deutschland-Aktivitäten.

Diekmann zeigte Verständnis für die Sorgen der Mitarbeiter, verteidigte aber dennoch seine Umbaupläne. Die bisherige Struktur der Allianz in Deutschland mit drei unabhängigen Gesellschaften für das Sachversicherungs-, das Lebensversicherungs- und das Krankenversicherungsgeschäft sei nicht mehr zeitgemäß. "Wir gehen diese Veränderungen jetzt an, weil wir nicht warten wollen, bis uns rückläufige Ergebnisse zum schnellen, kurzfristig orientierten Handeln zwingen", sagte er. Die Neuausrichtung bedeute leider auch den Abbau von Arbeitsplätzen. Doch werde die Allianz fair mit den betroffenen Mitarbeitern umgehen. (kas)