"Als Schweizerin schäme ich mich zutiefst für das, was in unserem Land geschehen ist." | Kundenservice | DW | 04.12.2009
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Kundenservice

"Als Schweizerin schäme ich mich zutiefst für das, was in unserem Land geschehen ist."

Das Schweizer Minarettverbot löste bei unseren Usern eine äußerst kontroverse Debatte aus. Selten erreichten uns so viele Zuschriften zu einem Thema. Ein Querschnitt der unterschiedlichen Meinungen.

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Als Schweizerin schäme ich mich zutiefst für das, was in unserem Land geschehen ist. Nicht nur wurde vom Stimmvolk eine Initiative gegen die Ausfuhr von Kriegsmaterial abgelehnt, die Minarett-Initiative wurde genauso deutlich angenommen, bei einer außergewöhnlich hohen Stimmbeteiligung von 54%. Da können unser Bundesrat und die großen bürgerlichen Parteien noch lange um Schadensbegrenzung bemüht sein. Ihr Einsatz wäre vor der Abstimmung gefragt gewesen. Und, da bin ich mir leider sicher, in so manchem europäischen Land wäre genau diese Minarett-Initiative noch deutlicher angenommen worden. (Monika Metzler, Schweiz)

Die früher mal als neutral geltenden Schweizer haben nun in erschreckender Weise mehrheitlich jegliche Fairness im Weltanschauungsbereich vermissen lassen. Denn die Menschenrechte garantieren nicht nur die freie Religionsausübung, sondern verbieten auch strikt jegliche Benachteiligung (Verpflichtung zur Weltanschauungsneutralität). Dieser Volksentscheid offenbart aber auch eine große Dummheit der Minarett-Gegner: Sie wissen offenbar nicht, dass es völlig unbedeutend ist, ob Minarette gebaut werden oder nicht. Denn es ist zweifellos allein wichtig, was in der Moschee gepredigt wird (egal, ob sie ein Minarett hat oder nicht)! (Reiner Moysich, Deutschland)

Ich finde es schade, dass die Schweizer so überzogen reagieren. Natürlich können wir Europäer verlangen, dass sich Zuwanderer anpassen und sich integrieren wollen, aber dabei brauchen sie nicht ihre eigene Identität aufzugeben. Wir im liberalen Europa sollten nicht ähnliche Schikanen und Verbote aufbauen, die es für Christen vielerorts in islamischen Ländern nach wie vor massiv gibt. Dadurch verlieren wir die Glaubwürdigkeit, Religionsfreiheit und Demokratie auch in diesen Ländern zu fordern. Im Übrigen werden durch solche Aktionen überall nur die Radikalen gefördert. Vernunft und Augenmaß treten in den Hintergrund. Hier muss sich Demokratie der Stimme enthalten, über gewisse Dinge kann man nicht die Mehrheit über die Minderheit abstimmen lassen. (Reinhard Paul, Österreich)

Warum diese große Feindlichkeit gegen den Islam? In unseren arabischen Ländern gibt es viele Kirchen und Moscheen, wir haben mit vielen anderen Religionen friedlich gelebt. Fragen Sie die Fremden, die hier in Kairo oder in Ägypten bei uns leben, ob sie ein Problem haben. Ich weiß nicht, warum immer der Terrorismus um die Muslime kreist. Und das alles trotz der großen Kontrolle der starken Länder über uns. Wir brauchen ein umfassendes Vertrauen! (Ahmed Hamdy, Ägypten)

Unabhängig von der Rechtslage und der jeweiligen Verfassung bin ich der Meinung, wenn entsprechende Abstimmungen in anderen europäischen Ländern stattfinden würden, dass das Ergebnis vielleicht noch krasser aussehen würde. Die Angst vor einer schleichenden Islamisierung steht nicht nur in der Schweiz im Raum. (Franz Mitterndorfer, Thailand)

Religion und Sakralarchitektur

Ich habe kein Problem mit Muslimen, die ihrer Religion folgen wollen. Meine Frage ist: Wenn in nicht-überwiegend muslimischen Ländern Moscheen mit Minaretten gebaut werden dürfen, warum können dann Christen nicht Kirchen in vorwiegend muslimischen Ländern bauen? (Anneliese Dessart, USA)

Der Bau von Moscheen wurde nicht verboten. Die Ausübung des Glaubens wurde nicht verboten. Warum haben alle Politiker Angst vor dem Willen des Volkes? Was in der Schweiz praktiziert wird nennt man wohl Demokratie und nicht Heuchelei. (Reinhard Heinze, Deutschland)

Unbeschadet aller Folgen zeigt das Beispiel, dass es noch Länder gibt, in denen eine Bevölkerung eine Meinung haben darf, die wahrgenommen und respektiert werden muss. Das halte ich für beispielhaft. Dass die Muslime dabei schlecht abgeschnitten haben, ist auf deren mangelnde Imagepflege zurückzuführen. Solange Negativmeldungen dominieren, müssen sie damit leben. Ich persönlich wäre auch dagegen, solch große Kirchtürme für christliche Kirchen zu bauen: sie haben nichts mit Religionsausübung zu tun, sondern mit Machtdemonstration. Genau das ist es aber, wovor die Menschen sich fürchten: dass es eine Macht gibt, die sie nicht verstehen. (Jürgen Clausen, Deutschland)

Dürfen etwa in den streng muslimischen Staaten wie Iran oder Saudi-Arabien Kirchen überhaupt gebaut werden? Nein! In der Türkei dürfen christliche Kirchen nicht einmal Grundbesitz erwerben um eine Kirche zu bauen. (Nikolaus von Derschau, Frankreich)

Ich bitte einmal darüber nachzudenken, was die Aufgabe eben eines Kirchturms oder eines Minaretts ist! Was soll mit diesem Turm zum Ausdruck gebracht werden? Er ist primär eine Proklamation. Eine Proklamation, dass der Ort, auf dem er steht, Herrschaftsgebiet des Glaubens ist, der dort praktiziert wird. Aber nicht nur des Ortes auf dem er steht, sondern auch der ganzen Umgebung. Je größer er ist, umso weiter reicht die Proklamation. Das ist mit jedem Kirchturm nicht anders. (Christian Wagner, Italien)

Basisdemokratie und Menschenrecht

Dass ein solches Verbot auch in anderen Ländern der EU nicht zur Abstimmung kommen könnte, ist mir klar. Nur in einer Demokratie wie es die Schweiz noch ist, kann dies möglich sein. So viel Meinungsfreiheit und politischen Einfluss der Bürger ist nur noch in der Schweiz möglich. So hat in diesem Land der Bürger noch etwas zu bestimmen, auch wenn es den sonst Einflussreichen nicht immer passt. Die Schweiz ist ein Markenzeichen für gelebte Demokratie. (Walter Krauer, Schweiz )

Ich achte die schweizer Demokratie. Der Souverän ist das Volk und so soll es auch bleiben! Was hat das Minarett mit der Religionsfreiheit zu tun? Beten kann man auch in der freien Natur. (Helmut Sturm, Österreich)

Die Schweizer sollten eigentlich keine Angst vor Minaretten haben, schon gar nicht im eigenen Land. Es wäre besser, man hätte anstatt Angst vor Minaretten Angst vor illegalen Geldern auf Schweizer Depots, aus dem Vermögen auch von Scheichs und Prinzen aus dem islamischen Raum, wo sie durch Raub am Volkseigentum, zum Beispiel Ölressourcen, und die damit verbundene Verelendung der Menschen den Boden für islamistische Extremisten fruchtbar machen. Diese politische Volksabstimmung über die Religion ist auch im weitesten Sinne des Wortes nicht mit dem Prinzip des Säkularismus zu vereinbaren, zu dem sich auch die Schweiz bekennt. Die Schweizer sind gerade ein Stück auf den falschen Weg entgleist, und die Weltgemeinschaft sollte sie zurückholen, damit die religiöse Freiheit in der Welt nicht gefährdet wird. (Dr. M. H. Allafi, Deutschland)

Warum soll ein Volk, das sich noch um seine nationale und kulturelle Existenz in der Zukunft kümmert, ein Feind für die muslimische Welt werden? Wenn wir auf solche Weise die Beziehungen betrachten, soll dann die Schweiz die humanitäre Hilfe für muslimische Länder stoppen? Natürlich nicht. Die Muslime in der Schweiz dürfen beten, ein Kopftuch tragen, öffentlich zeigen, dass sie Muslime sind. Wo in den muslimischen Staaten gibt es so eine Freiheit der Religion. Diese Religionsfreiheit ist ein Verdienst der europäischen demokratischen Werte und Traditionen. (Vladimir Langerhans, Tschechische Republik)

Es sollte eigentlich bekannt sein, dass in der Schweiz das Volk das letzte Wort hat. Diesen Entscheid müssen alle Schweizer und alle Ausländer, die im Land leben akzeptieren. Das Gleiche gilt auch für das Ausland. Wenn sich der Bundesrat um Schadenbegrenzung bemühen will, dann sollte man allen klar machen, dass heute keine Moscheen verboten wurden, sondern Türme. Die übrigens im Koran nicht für die Moscheen vorgeschrieben sind. Nach diesem Votum geht es nicht mehr um die Türme, sondern um die Zukunft der direkten Demokratie. (Rico Hunkeler, Schweiz)

Wenn in einer Musterdemokratie wie es die Schweiz ist, eine Initiative durchgeführt wird, so ist deren Ergebnis fair zu respektieren. Es gibt die Definition: Demokratie bedeutet auch die Diktatur der Mehrheit über eine Minderheit. So sind die Spielregeln. Abgesehen davon ist die Religionsausübung der Muslime in der Schweiz überhaupt nicht betroffen, lediglich die Errichtung weithin sichtbarer Minarette, die in einem typisch Schweizer Ortsbild wie Fremdkörper wirken. Einem privaten Bauherrn wird auch zugemutet, Rücksicht auf das Ortsbild zu nehmen und gegebenenfalls seine Baupläne zu ändern. Was also soll die ganze Aufregung? Übrigens sind die meisten muslimischen Nationen überhaupt nicht tolerant, was die Errichtung christlicher Kirchen mit Glockenturm und -geläut angeht. Oft ist sogar die Religionsausübung untersagt. Das wird gern vergessen! (Hans Lauterfeld, Mexiko)

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