1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Merkel rüffelt den Papst

9. Februar 2016

Wenn Politiker telefonieren, bekommt die Öffentlichkeit davon meistens nichts mit. Von Angela Merkel heißt es, sie verschicke lieber SMS-Nachrichten. Doch den Papst hat sie jüngst angerufen. Verärgert, wie er berichtet.

https://p.dw.com/p/1HrmS
Vatikanstadt Angela Merkel und Papst Franziskus
Bild: Imago/Zuma Press

Nun gut, es war vielleicht auch nicht das schmeichelhafteste Bild, das Papst Franziskus da gewählt hatte. Das Oberhaupt der katholischen Kirche verglich Europa mit einer "Großmutter", die "nicht mehr fruchtbar und dynamisch" sei. "Ausgezehrt" sei Europa, fügte Franziskus noch hinzu - und das alles in einer Rede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg.

Die Frau, die sich für Europa in jüngster Zeit so manche Nacht um die Ohren geschlagen hat, wollte das im November 2014 so nicht stehen lassen. Angela Merkel griff zum Telefon oder, wie man annehmen darf, ließ sich mit dem heiligen Stuhl verbinden. Jedenfalls hat Franziskus das nun höchstpersönlich gegenüber der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" erzählt - und auch, was er sich da anzuhören hatte.

Eine unfruchtbare Frau

"Sie war ein bisschen verärgert, weil ich Europa mit einer unfruchtbaren Frau verglichen hatte", zitiert das Blatt den Papst. Und das bisschen Verärgerung sah dann laut Franziskus so aus: "Sie fragte mich, ob ich wirklich denke, dass Europa keine Kinder mehr bekommen könne." Der Papst - mit der ihm bei diesem Thema eigenen Richtlinienkompetenz - habe geantwortet, das sei immer noch möglich, weil Europa "starke und tiefe Wurzeln habe". Gerade in den "dunkelsten Momenten" habe Europa zudem "immer ungeahnte Ressourcen gezeigt", so der Papst laut "Corriere della Sera".

Keineswegs pessimistisch, Gott bewahre

Dass mit dem Kinder kriegen und den dunklen Momenten hat der Heilige Vater gegenüber der in Mailand erscheinenden Tageszeitung dann nicht weiter erklärt. Aber: Sein Blick auf den alten Kontinent sei keineswegs pessimistisch, betonte Franziskus - auch mit Blick auf den Karlspreis, den er am 6. Mai in Rom entgegennehmen wird. Dabei werde er sicher eine Rede voll "großer Zuneigung" halten. Angela Merkel, die Protestantin an der Spitze der christlichen Partei in Deutschland, wird ihm dann auch sicher wieder zuhören. Voll großer Zuneigung.

ml/nem (KNA,afp)