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"Alte und neue kolonialistische Kräfte"

Hasan Hussain 17. März 2003

Die arabische Presse beschäftigt sich am Montag (17.3.2003) mit dem Irak-Gipfel auf den Azoren und den Nachkriegsplänen der USA für den Nahen Osten.

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Zum Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der USA, Großbritanniens und Spaniens schreibt die regierungsnahe saudi-arabische Zeitung "Al-Jazeera": "Dieser Dreier-Gipfel ist als Zeichen für die neue Weltordnung zu verstehen, wie sie von den USA angestrebt wird. Eine Weltordnung, in der der jetzige UN-Sicherheitsrat - so wie er zusammengesetzt ist - keine Rolle mehr spielt. Denn wichtige Entscheidungen, wie beispielsweise die Frage von Krieg und Frieden im Irak, werden nicht mehr vom Sicherheitsrat getroffen."

Der Kommentator der regierungsnahen Zeitung "Al-Watan" aus Oman verweist auf die historische Bedeutung, die die Azoren in der Kolonialgeschichte hatten. In dieser unrühmlichen Tradition stehe auch der jetzige Irak-Gipfel: "Auf den Azoren sind zahlreiche Kriege und Intrigen während der Kolonialzeit geplant worden. Dazu gehörte auch die Kolonialisierung des Territoriums der heutigen USA. Heute treffen sich hier die Vertreter der alten und neuen kolonialistischen Kräfte, um feierlich die Invasion der einzigen großen Kolonialmacht - der USA - in den Irak zu beschließen."

Die regierungsnahe Zeitung "Akhbar Al-Khalig" aus den Vereinigten Arabischen Emiraten warnt die arabischen Staaten davor, die USA bei einem Irak-Krieg zu unterstützen. Das Blatt schreibt: "1990 hat US-Präsident George Bush senior die Idee einer Friedenskonferenz für den Nahen Osten angeboten, um die arabischen Staaten für die Vertreibung der irakischen Truppen aus Kuwait zu mobilisieren. Und heute kommt George Bush junior und bietet uns die gleiche faule Ware an: Sein Vorschlag ist nichts anderes als ein Manöver, um die arabische und die internationale Öffentlichkeit von der Welle der Aggression abzulenken, die auf das irakische Volk zurollt."

Die regierungsnahe jordanische Zeitung "Al-Dustur" sieht das hingegen anders: "Wenn die USA ihre Kriegsziele erreicht haben, werden sie den UN-Friedensplan für den Nahen Osten umsetzen. Das wird dazu führen, dass ein demokratischer Palästinenser-Staat neben Israel existiert. Im Jahre 2005 werden wir also in dieser Region drei - nach amerikanischem Verständnis - demokratische Staaten haben: Irak, Palästina und Israel. Zudem versuchen die Amerikaner - direkt oder indirekt - die übrigen arabischen Staaten in Richtung Demokratie zu lenken. Das bedeutet, in drei Jahren, wenn die Winde der Demokratie und der Veränderung durch die arabische Welt geweht haben, wird sie sich in einen neuen Nahen Osten verwandeln."